Le Boulogne blanche

Wolfgang Amadeus Mozart als den weißen Boulogne zu bezeichnen, heißt menschgemäß, dem Rassismus in die Falle zu gehen.

Dennoch soll in diese Falle gegangen werden, nicht aber, um einen sogenannten positiven Rassismus zu verbreiten, sondern sich an dem Bau einer Straße zu beteiligen, die in ein anderes Schreiben von Geschichte und somit von Gegenwart führte …

Joseph Boulogne, Chevalier Saint-Georges, wird mit einer Selbstverständlichkeit und wohl in hehrer Absicht bezeichnet als „Le Mozart noir“, als „The black Mozart“, als „der schwarze Mozart“ …

Nun, die tatsächliche Geschichte hält dem nicht stand, Boulogne, der eine Quelle der Inspiration auch für andere war, die heute noch nicht nur in Österreich größte Verehrung genießen und unablässig gespielt werden, als den „schwarzen Mozart“ zu bezeichnen, diese würde eher die Bezeichnung „der weiße Boulogne“ für Mozart rechtfertigen.

Wolfgang Amadeus Mozart, von dem es heißt, er sei ein rechter Schelm gewesen, hat Boulogne dafür, ein weißer Boulogne geworden zu sein, vielleicht doch gedankt, auf eine seine besondere Weise, dadurch, daß er ihm in seiner „Zauberflöte“ ein Denkmal wohl setzte, mit einer Figur, der nicht zu trauen ist, die, eingeschrieben in ihren von Schikaneder und Mozart gegebenen Namen, allein zu bleiben hat, bereit dazu, die weißschöne Pamina zu vergewaltigen, käme nicht rechtzeitig die weißstrenge Königinmutter hinzu …

Alles fühlt der Liebe Freuden,
Schnäbelt, tändelt, herzt und küßt;
Und ich sollt' die Liebe meiden,
Weil ein Schwarzer häßlich ist!
Ist mir denn kein Herz gegeben?
Bin ich nicht von Fleisch und Blut?
Immer ohne Weibchen leben,
Wäre wahrlich Höllenglut!
Drum so will ich, weil ich lebe,
Schnäbeln, küssen, zärtlich sein!
Lieber guter Mond, vergebe,
Eine Weiße nahm mich ein.
Weiß ist schön! Ich muß sie küssen;
Mond, verstecke dich dazu!
Sollt' es dich zu sehr verdrießen,
O so mach' die Augen zu!

Das darf Monostatos singen in der Musik vom weißen Boulonge, der dem schwarzen Mozart damit wohl ein recht besonderes Denkmal …

„Black is ugly“, ach das singt doch ein Schwarzer selbst, dann wird es wohl stimmen, so wie, weil eben wieder einmal der „Zigeunerbaron“ auf einer wienerischen Bühne, „Zigeuner keine Fremdbezeichnung“ sei, da doch, so die Direktion und Dramaturgie, da doch die „Zigeuner“ sich selber als „Zigeuner“ bezeichnen, auf der Bühne, die „Zigeuner“ Strauß und Schnitzer …

Ob „Black is beautiful“ eine späte, sehr späte Antwort auf „black is ugly“ ist, kann nicht gesagt werden, aber eines kann gesagt werden, was einmal in die Welt getragen, wirkt lange nach, sehr lange, und es wird auch alles dazu getan, daß es weiter wirkt und wirkt …

Ist nicht gerade die „Zauberflöte“ die Oper schlechthin, in die schon Kinder, kaum daß sie sitzen können, scharenschweise getrieben werden, sogar in für sie eigens aufbereitete Aufführungen? Und hallt es nicht gerade jetzt in Zeiten der sogenannten sozialen Medien massenhaft zurück, was „the black“ ihnen sind?