Wie kann so eine je noch …

Die Frage, wie konnte so einer je Vize-Kanzler, oder kurz gesagt, V-Kanzler werden, ist leicht zu beantworten. Es müssen nur die daran Teilhabenden mit allem Nachdruck endlich einmal befragt werden. Und es haben viele dazu beigetragen, innerhalb und außerhalb der österreichischen Amtsgebäude, es haben daran viele nicht nur teilgehabt, viele nicht nur mitgewirkt, sondern viele auch dafür freiwillig und wohl auch unfreiwillig nach dem Motto gehandelt: Koste es, was es wolle – die Wahrheit …

Kurz gesagt, es hat das Team Österreich wieder zugeschlagen, das Team Österreich, das immer beschworen wird, wenn es heißt: Unsere Kosten für Euch

Die Frage, wie konnte so einer je V-Kanzler werden, wird besonders jetzt wieder, vor einer Wahl, gestellt, kaum gestellt wurde diese Frage mit Nachdruck den Verantwortlichen dafür vor der Ausstrahlung von der Folge Auf Ibiza, Ischgl des Mittelmeeres der Serie Die liebe Familie

Schwerer ist die Frage zu beantworten.

Wie kann so eine je gewählt werden?

Schwerer zu beantworten ist die Frage, wie kann so eine je gewählt werden, in Wirklichkeit auch nicht, im Grunde, seit einer Ewigkeit beantwortet, bekannt, bündig wie kurz vor fünfhundert Jahren bereits schriftlich festgehalten, beispielsweise von diesem Mann, von dem einiges schon erzählt ward.

Stoßen Sie sich aber nicht an dem Wort „Fürst“. Weil es, meinen Sie, heutzutage keine „Fürsten“ mehr gibt. Nun, die „Fürsten“ vor beispielsweise fünfhundert Jahren waren auch keine „Fürsten“, von ihrem abgründigen Verhalten her. Fünfhundert Jahre später meinen recht viele, sie seien „Fürsten“, außerhalb und innerhalb von Amtsgebäuden, und sind doch nur abgründig, von ihrem Verhalten her teilen sie Tisch und Bett im Gemeindebau …

„Die Sünden der Völker kommen von den Fürsten

Beschwere sich kein Fürst über die Sünden der von ihm regierten Völker, denn diese Sünden entstehen nur aus seiner Nachlässigkeit, oder weil er den gleichen Lastern ergeben ist. Betrachtet man die Völker, denen man in unsrer Zeit Raubsucht und ähnliche Sünden vorwirft, so wird man finden, daß sie nur von ihren Regenten stammen, die ebenso waren. Vor der Ausrottung der kleinen Herrscher der Romagna durch Papst Alexander VI. war dies Land ein Schauplatz des lasterhaftesten Lebenswandels, beim geringsten Anlaß kam es zu den ärgsten Raum- und Mordtaten. Dies kam von der Verderbtheit der Fürsten, nicht der verderbten Natur der Menschen, wie jene vorgaben.

Denn da diese Fürsten arm waren, doch wie Reiche leben wollten, waren sie gezwungen, sich aufs Rauben zu leben und dies auf verschiedene Arten zu betreiben. Unter anderen schändlichen Mitteln gaben sie Gesetze, die irgendeine Handlung verboten.

Dann gaben sie die erste Veranlassung zu ihrer Übertretung, bestraften aber die Übertreter erst, wenn eine größere Anzahl in die Falle gegangen war. Und zwar straften sie sie nicht aus Eifer für das gegebene Gesetz, sondern aus Gier nach Einziehung der Strafe. Daraus entstanden viele Übel, vor allem, daß das Volk verarmte, ohne sich zu bessern, und daß die Verarmten sich an Schwächeren schadlos zu halten suchten. Hieraus entsprang all das erwähnte Unheil, dessen Ursache der Fürst war.

Wie wahr dies ist, zeigt Livius an folgendem Beispiel. Als die römischen Gesandten dem Apollo das Geschenk aus der Beute von Veji brachten, wurden sie von Seeräubern aus Lipari bei Sizilien gefangengenommen und in diese Stadt gebracht. Als ihr Fürst Timasitheus hörte, was für ein Geschenk, für wen es bestimmt war und wer es machte, benahm er sich, obwohl in Lipari geboren, wie ein Römer.

Er machte dem Volke klar, wie gottlos es sei, sich ein solches Geschenk anzueignen, und ließ die Gesandten unter allgemeiner Zustimmung mit all ihren Sachen ziehen. Livius gebraucht hier die Worte: Timasitheus multitudinem religione implevit, quae semper regenti est similis. (Timasitheus flößte dem Volk, das stets seinem Herrscher gleicht, Religion ein). Und Lorenzo von Medici sagt zur Bestätigung dieses Satzes:

Und was der Herr tut, werden viele tun,
Weil auf dem Herrn die Augen aller ruhn.“