„Ich trete heute als Bundesminister des Innern zurück.“
Das sagt der Innenminister, der nicht Karl Nehammer heißt, im Sommer 1993.
„Es gibt in Deutschland den Begriff der politischen Verantwortung. Wenn Fehler geschehen, und wenn so gravierende Fehler geschehen, da gibt es zwei Möglichkeiten. Man schiebt die Verantwortung auf untergeordnete Behörden oder Mitarbeiter oder Beamter oder man sagt, diese Dinge sind so gravierend, daß die Öffentlichkeit ein Zeichen gesetzt bekommt von dem Minister, der die politische Verantwortung trägt.“
Das sagt der nicht Karl Nehammer heißende Innenminister, der im Sommer 1993 zurücktrat, in einer Dokumentation aus 2018 über seinen Rücktritt.
Der Innenminister von der CDU (Christlich Demokratische Union Deutschlands), der mit seinem Rücktritt seine politische Verantwortung wahrnahm, heißt Rudolf Seiters.
Und für sein und seines Dudes österreichisch erlerntes Verständnis von Rücktritt haben an diesem Tag, dem Tag der ewigen Wiederkehr des Hochamts, 8. November ´20, den Segen der Männer und der Frauen aus den Redaktionsstuben österreichischer Zeitungen bekommen, für die der Begriff der „politischen Verantwortung“ ebenso in einem Deutsch formuliert ist, das in Österreich nicht einmal mehr in den Medien gesprochen wird.
Andreas Koller, Salzburger Nachrichten eröffnet die Fürbitte für Karl Nehammer:
„Aber trotzdem sehe ich in dem Ganzen keinen politischen Skandal, wenn es schon ein Skandal ist, dann ein Behördenskandal […] Ich will nicht, daß der Nehammer zurücktritt […] der Nehammer soll jetzt dort Ordnung schaffen.“
Matthias Schrom vom ORF faßt die Fürbitte von allen aus den obersten Redaktionsstuben vorgetragen zusammen zur Segnung von Karl Nehammer:
„Der Innenminister soll bleiben, da herrscht, glaube ich, soweit Einigkeit.“

Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.