Ikone der Corona-Jahre

Mit einem jedem Jahr wird ein bestimmtes Bild verbunden, mit dem Bild einer Sensation, das dem jeweiligen Jahr mit seinem alles überstrahlenden Ereignis sein Gesicht gibt, sein unvergeßliches und unverwechselbares Gesicht, das Gesicht, bei dessen Anblick in der Sekunde gewußt wird, um welches Jahr es sich nur handeln kann. Das Bild, das zum unauslöschbaren Symbol eines Jahres wird, in Österreich etwa, um wahllos ein Land beispielhaft herauszugreifen, für ein gewisses Jahr der einen Vertrag kurz herzeigende Bundeskanzler auf dem Balkon zur schönen Aussicht, für ein weiteres gewisses Jahr die in den Fluß gestürzte Brücke des Reiches. Und so weiter.

Für das Jahr 2020 wird es, davon sind viele überzeugt, ein Gegenstand sein. Daß es ein Gegenstand sein wird, davon sind alle überzeugt. Nicht nur in Österreich, sondern in der Welt. Alle werden die Nase-und-Mund-Schutzmaske zum Bild für das Jahr 2020 küren.

Aber das Bild, das Gesicht, das Symbol, die Ikone für das Jahr 2020 ist nicht die Schutzmaske. Die Nase-und-Mund-Schutzmaske wird zwar auf den Erinnerungsfotos, wie Wohnungen in den Corona-Jahren ausgesehen haben, einen prominenten Platz einnehmen, aber sie wird nicht zum exklusiven Kennzeichen der Corona-Jahre werden.

Das die Corona-Jahre unumstritten Kenntlichmachende wird im Rückblick der blinde und taube Mensch sein, das Bild des blinden und tauben Menschen wird zum unvergeßlichen, zum unauslöschlichem und unverwechselbaren Symbol der Corona-Jahre werden, einfach wie kurz gesagt, die Ikone der Corona-Jahre schlechthin. Und die Corona-Jahre werden im Rückblick das Gesicht eines blinden und tauben Mannes haben, mit seinem ständig weit aufgerissenen Mund. Denn, es sind, wieder einmal, vor allem Männer, die auch ununterbrochen in den Corona-Jahren ihren Mund weitest aufreißen, um alles, was Corona betrifft, ständig zu kommentieren, ihre ach so kompetente, ihre ach so wissensfundierte Sicht hinauszubrüllen, aufzudrängen, zu hämmern.

Männer der Regierungen, die Corona nicht leugnen, die Verordnungen zur Eindämmung der Pandemie diktieren, im Monat Dezember diese, im Monat März jene, im August diese und immer ist ihnen der Monat Mai, in dem alles erwacht und alle zwitschern, sind ihnen der Mai, in dem ihnen im Herzen die Macht aufgeht, sie den Hauch der Diktatur spüren, an deren Spitze sie … Männer der Straße ebenso, die Corona leugnen, die die Nase-und-Mund-Schutzmaske verweigern, die gegen das Impfen sind und mit Schaummund wettern. Und so weiter. Kurzum, Männer der Regierungen und Männer der Straße geeint in der taubblinden Überzeugung, einzig im Besitze der alles erklärenden Expertise zum Virus zu sein, geeint in der ihnen unumstößlichen Überzeugung, allein in der Gnade der einzigartigen Wahrheit zu sein.

Darum wird nicht die Nase-und-Mund-Schutzmaske zur Ikone der Corona-Jahre werden, sondern der taubblind alles niederschreiende Mann der Regierungen und der Straße.