Einmal mehr entwickelt sich die Frage von Asyl und Migration zum Stolperstein für die Koalition aus ÖVP und Grünen. Am Wochenende betonte die Volkspartei erneut vehement, dass man auch nach den dramatischen Ereignissen in Afghanistan keine Menschen aus dem Krisenland zusätzlich aufnehmen wolle. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) äußerte sich diesbezüglich im Puls24-„Sommergespräch“, das am Sonntagabend ausgestrahlt wird. Es sprach sich stattdessen dafür aus, Länder in der Region zu überzeugen, mehr Menschen aufzunehmen.
Es wird nur ein Tippfehler sein. Das kann schnell passieren, ein „Es“ zu schreiben, wo ein „Er“ geschrieben hätte gehört. Das kann leicht geschehen, zu meinen, ein „Er“ geschrieben zu haben, aber tatsächlich ein „Es“ geschrieben zu haben. Es kommt nicht selten vor, daß Finger das tippen, wonach ihnen ist.
Es sprach sich stattdessen dafür aus …
In der Lyrik etwa hat das eigenmächtige Tippen der Finger wunderbare Verse geschaffen; Dichterinnen, die die Verbesserung ihrer Gedichte durch Druckfehler erkannten, deshalb diese in ihren Gedichten, ohne diese jemals noch als Druckfehler auszuweisen, fortan beließen.

Was kann also ein derartiger freudscher Tippfehler über einen Mann aussagen, von dem in diesem Bericht geschrieben wird, der in diesem Bericht als „Es“ vorkommt?
Über die grammatikalische Funktion des „Es“ muß nichts gesagt werden. Die wird hinlänglich bekannt sein. Die psychologische Bedeutung des „Es“ wird ebenso bekannt sein, gibt es doch auch zu dieser sehr viel Literatur.

Es sprach …
Manchmal aber kommt es vor, die genauen Bestimmungen nicht gleich abrufbereit im Kopf zu haben. Aus diesem Grund sollen ein paar Definitionen des „Es“ hier wörtlich wiedergegeben werden …
Das Es ist einem Hexenkessel vergleichbar: einem Konglomerat von Triebregungen, Anlagen, Wünschen, Gefühlen, Strebungen ohne Logik, ohne Moral, ohne Sinn für Ordnung und Mass, ohne Rücksicht sogar auf die Selbsterhaltung, einzig dem Bestreben nach Lustgewinn und Unlustvermeidung verpflichtet. (Stangl, 2021).
Das ES enthält alle Anteile der Persönlichkeit, die triebhaften Charakter haben, also alle Formen von Lust und Unlust. Die vitalen Triebe wie Hunger, Durst, aber auch soziale Bedürfnisse (z. B. nach körperlicher Nähe) sind Abwandlungen dieser fundamentalen Triebe. Später entwickeln sich aus diesen Formen auch wesentliche Anteile des emotionalen Erlebens, also z. B. von Ängsten. Vielleicht sollten wir einmal über die Frage nachdenken, was „die Welt“ eines Neugeborenen oder eines Kindes im ersten Lebensjahr kennzeichnet und wie ein Neugeborenes im ersten Lebensjahr die Welt erfährt oder wahrnimmt. Wir müssen nicht lange nachdenken, um zu erkennen, dass ein Baby in einer ganz anderen Welt lebt als ein älteres Kind oder gar ein Erwachsener.
Für die Tiefenpsychologie, vor allem für die Psychoanalyse, ist das Kind im ersten Lebensjahr ein „Bedürfnisbündel“ ohne Selbst-Bewusstsein. Es kann sich selbst als Person anfangs noch nicht von seiner sozialen Umgebung abgrenzen und erlebt sich in einer dyadischen Einheit mit einer Bezugsperson, meist der Mutter. Es muss erst über viele soziale Lernerfahrungen entdecken, dass es ein eigenständiges, von der Mutter und anderen Bezugspersonen abgegrenztes Lebewesen ist. Ein Kind braucht also – neben der Befriedigung des Bedürfnisses nach Nahrung – für eine gesunde psychische Entwicklung körperliche Nähe, sozialen Kontakt, Ansprache und ein Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit. (Speziell beschäftigt sich mit dieser Thematik auch die so genannte Bindungsforschung, die wichtige Elemente aus der Psychoanalyse aufnimmt und weiterdenkt).
Im Mittelpunkt der Erfahrungswelt eines Neugeobrenen oder eines Babys steht das Bedürfnis nach unmittelbarer Befriedigung elementarer Bedürfnisse oder Triebe. Das Kind kann noch nicht zwischen seinen Bedürfnissen und den Bedürfnissen der sozialen Umgebung differenzieren und kann daher kein Verständnis für Triebverzicht entwickeln. Das heißt, in seiner psychischen Struktur dominiert das ES, Ansätze eines ICHs sind erst im Entstehen, ein ÜBER-ICH ist überhaupt noch nicht vorhanden. Genau aus diesem Grund kann man ein Kind im ersten Lebensjahr (im Unterschied zu später) auch nicht verwöhnen.
Kinder, deren soziale Bedürfnisse auf eine fundamentale Weise nicht befriedigt werden, entwickeln später teilweise schwere, therapeutisch oft nicht mehr korrigierbare Persönlichkeitsstörungen. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn Babys Gewalt erfahren, wenn sie keine soziale Nähe erleben oder wenn auf ihre sozialen Signale (Schreien, Lächeln, …) keine Antwort erfolgt. Typische Störungen der Persönlichkeitsentwicklung betreffen dann die Grenzen zwischen dem eigenen ICH und der sozialen Umwelt. Betroffenen Menschen fehlt dann z. B. die Empathie-Fähigkeit, das heißt, sie sind nicht in der Lage, sich in einen anderen Menschen hineinzufühlen.
Das Es folgt dem „LUSTPRINZIP“. Das heißt, es drängt auf unmittelbare Bedürfnisbefriedigung ohne rationale Prüfung und ohne Rücksichtnahme auf die Grenzen der Umwelt, auf ethische Normen u. a. m. (Lustprinzip = Ich WILL)
Das ICH: auf dem Weg zu einer selbst-bewussten Persönlichkeit (ab dem zweiten L.) Oder: „Wo ES war, muss ICH werden“ (Freud)

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