Dann geht es schon weiter zu den nächsten Sommerthemen – und da überrascht Kurz wirklich, als er Bruno Kreisky zu seinen Vorbildern rechnet. (Conrad Seidl, 22.8.2021)
Das sind in Österreich wohl zwei der Malheure, daß weder Kurzzeitgedächtnis noch Langzeitgedächtnis einwandfrei funktionieren. Denn. Nur so ist zu erklären, daß Conrad Seidl im August ’21 sich noch überraschen lassen kann.
Kurz ist es her, lang ist es her, daß dies eine Überraschung gewesen sein könnte; im November ’18 schreibt die Tageszeitung „Die Presse“:
Auch sein Koalitionspartner, ÖVP-Chef Sebastian Kurz, hat nicht nur seinen Parteifreund Wolfgang Schüssel zu seinem Kanzler-Vorbild erkoren, sondern auch den Sozialdemokraten Bruno Kreisky:
Das war vor drei Jahren im Grunde schon keine Überraschung.
Das ist seit langem österreichische Folklore, Bruno Kreisky als Vorbild zu nennen.
Auch, um noch wen beispielhaft zu nennen, für einen Mann, der für kurz Vizekanzler war und heute, 23. August 2021, wieder vor Gericht steht, will Bruno Kreisky ein Vorbild gewesen sein, ja mehr noch, der für kurz und heute vor Gericht stehende gewesene Vizekanzler sah sich als „Nachfolger“ von Bruno Kreisky, ja mehr noch, der für kurz und heute vor Gericht stehende gewesene Vizekanzler sah in Bruno Kreisky gar einen, der ihn, der vielleicht länger vor Gericht stehen wird, als er Vizekanzler war, wählen würde.
Der angeklagte Kurzvizekanzler sah überhaupt an allen Ecken und Enden Kreiskys; so war ihm etwa die für kurz gewesene Außenministerin „ein „weiblicher Kreisky“ …

Es wurde in diesem Sommergespräch ’21 auf die Frage der Interviewerin, wer denn das berufliche Vorbild sei, nicht nur der Name Bruno Kreisky ausgesprochen, sondern auch Leopold Figl und Wolfgang Schüssel …
Nicht kurz, sondern lang ist es her, daß für manche in Österreich Kreisky-Androsch als Vorbild für Schüssel-Grasser …
Irgendwer träumt jetzt von einem Schüssel-Grasser-Kurs, der Österreich aus dem Wirtschaftstal führen könnte. Vorbilder gibt es. Raab-Kamitz, Klaus-Koren und Kreisky- Androsch. Die missglückte Vorstellung von Schwarz- Blau berechtigt aber nicht zu solchen Hoffnungen. Dieser Mann [Grasser] ist aber noch nie durch demokratiepolitische Vorstöße aufgefallen, geschweige denn durch publizistische. Sein Geschmack ist die Stange, nicht das Experiment. Sein Metier ist der Boulevard, nicht die Qualität. Mit dieser Liaison bewegt sich die ÖVP wieder einen Schritt weg von jener Tradition, die durch Namen wie Neisser, Busek und Riegler gekennzeichnet ist.
Das schrieb Gerfried Sperl am 13. November ’02 … Ob heute irgendwer so träumt, von einem Kurz-Blümel-Kurs nach dem Vorbild Kreisky-Androsch? Was aus dem Finanzminister geworden ist – ein Verurteilter, der beruft …

Weil gerade in letzter Zeit in Österreich die „Familie“ recht viel mediale Aufmerksamkeit erhielt, kommt ein italienischer Film über eine Großfamilie in Erinnerung, der vor 45 Jahren in die Kinos kam – die Familie als Schule des Lebens … Was für ein Film wohl in Österreich gedreht werden könnte über eine österreichische Familie mit ihren vielen Generationen unter einem Giebeldach? Es würde wohl ein ganz anderer Film als der italienische werden, schon der Titel müßte ganz anders als der vom italienischen lauten, vielleicht: Die Anständigen, die Angeklagten und die Verurteilten …
Es kann so durchaus mit Zuversicht in die Zukunft geblickt werden, wenn diesen Kreisen Bruno Kreisky ein Vorbild, sie sich gar als Nachfolgerinnen von Bruno Kreisky imaginieren …
Der Kurzvizekanzler nur mehr ein Angeklagter, die Kurzaußenministerin eine Knicksende, ein Landeshauptmann, den wohl die Vorsehung gerade noch davor bewahrte, vor Gericht …

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