So etwas wie ein Finanzminister

[…] für einen vollen Heizölkessel um rund sechzig Prozent mehr bezahlen. Gas ist laut Statistik Austria knapp sechzehn Prozent teurer, Strom etwa zehn Prozent. Wer mit dem Auto unterwegs ist, bezahlt für einen vollen Dieseltank fast fünfundreißig Prozent mehr, für den Benziner kostet es rund dreißig Prozent mehr. Vor allem die hohen Kosten für Treibstoffe und Energie lassen die Inflation auf den höchsten Wert seit dreizehn Jahren steigen. Auf ORF-Anfrage verweist ein Sprecher des Finanzministeriums auf Aussagen von Gernot Blümel vergangene Woche in Brüssel. Dort hat der Finanzminister gesagt, die Inflation bereite ihn schlaflose Nächte, denn: „Derzeit ist die Situation eine sehr unangenehme, vor allem für Sparerinnen und Sparer. Sie wissen, vierzig Prozent der privaten Geldvermögen in Österreich liegen auf Sparbüchern, d. h., dieses Geld wird de facto jedes Jahr weniger wert. Das ist so etwas wie eine Vermögenssteuer für den unteren Mittelstand, und das darf nicht auf Dauer so sein. Deswegen hoffe ich, daß die Experten Recht haben, und daß es sich wieder normalisiert oder daß die Zinsen auch steigen.“

Morgens um sieben Uhr ist die Radiowelt noch in Ordnung, auch an diesem Donnerstag, 18. November 2021, an einem Donnerstag, in dem im österreichischen Parlament das Budget 2022 beschlossen werden wird, wenn Ordnung heißt, weiter mit besonderen Wortmeldungen wie in der Vergangenheit versorgt zu werden.

Es gab Befürchtungen — kam doch erst vor kurzem ein Ordnungsgarant abhanden –, das muß eingestanden werden, die Radiowelt werde auch um sieben Uhr nicht mehr in Ordnung sein, aber die Befürchtungen sind unbegründet. Es gibt noch einen Ordnungsgaranten, der bei weitem nicht der einzige ist aus dieser Familie.

Und dieser Ordnungsgarant wird heute um sieben Uhr zitiert:

Sie wissen, vierzig Prozent der privaten Geldvermögen in Österreich liegen auf Sparbüchern, d. h., dieses Geld wird de facto jedes Jahr weniger wert.

Das ist so etwas wie eine Vermögenssteuer […]

Welche Geldanlageberatung wünschte sich nicht, einen solchen Finanzexperten als Mitarbeiter zu haben? Welche Steuerberatungskanzlei wäre nicht heilfroh, einen solchen Steuerexperten in ihrer Stube sitzen zu haben?

Wenn an diesem heutigen Tag das Budget für den österreichischen Staat im Parlament beschlossen wird, wird es das beste Budget aus seiner einer Welt sein. Denn. Die Einnahmen aus dem Titel Vermögenssteuer müssen astronomisch sein, wenn von dem großen, großen, großen Guthaben auf Sparbüchern eingehoben wird eine VermögenssteuerDie Summe der Einnahmen aus diesem Steuertitel muß eine Zahl mit enorm vielen Nullen sein, die richtig anzugeben nur einer garantiert kann.

Wahrscheinlich wurde diese Summe der Vermögenssteuer-Einnahme seit dem letzten Dienstag im Parlament noch nicht genannt und noch nicht stolz aufgeschrieben, weil eben nur einer weiß, mit wie vielen Nullen dieser Budgetposten zu schreiben ist.

Vielleicht wurde diese Summe auch deshalb noch nicht in den zurzeitigen parlamentarischen Budgetberatungen von seiner Familie belobend genannt und noch nicht in das Budget geschrieben, weil die so etwas wie Steuerbehörden seienden Banken noch nicht ihre Einnahmen aus der Vermögenssteuer, zu deren Einhebung sie als so etwas wie untergeordnete Steuerbehörden berechtigt sind, an die Obersteuerbehörde namens Finanzministerium gemeldet haben, möglicherweise aber auch, daß trotz Vorlage aller Summen es bislang noch kein Beamter der Obersteuerbehörde oder keine Beamtin des Finanzministeriums gewagt hat, dem so etwas wie zuständigen Finanzminister zu gestehen, bisher beim Schreiben der Gesamtsumme der Vermögenssteuer-Einnahmen bei der korrekten und also richtigen Wiedergabe der Nullen gescheitert zu sein.