Es ist nie zu spät, aus etwas Falschem etwas Richtiges zu machen.
Es ist nie zu früh, nicht die Augen vor etwas Falschem zu verschließen, das kommen soll, und auch so kommen wird, wenn …
Es soll eine „Kontextualisierung“ des Karl-Lueger-Denkmals kommen. Aber diese „Kontextualisierung“ wird eine sein, die sich einzig um Karl Lueger drehen wird: bequem, gefällig, betroffenheitsanimierend …
Falsch ist die Namens-Gedenkmauer bei der Nationalbank auch deshalb, weil deren Errichtung, einfach wie kurz gesagt, aus für die Regierung als opportunistisch notwendig erachteten Gründen forciert wurde.
Der für kurz gewesene Vizekanzler begeisterte sich für die Namens-Gedenkmauer: „Wundervoll“.
Diese begeisterte Zustimmung des für kurz gewesenen Vizekanzlers bezeugt allein schon die Falschheit dieses Mals. Seine für kurz gewesene Regierungspartei bediente im Jahr ’18 einen zweifachen Opportunismus, einmal den mit ihrer Zustimmung zur Namensmauer, ein zweites Mal den mit der Errichtung eines Denkmals für „Trümmerfrauen“ …
Genaugenommen, ist das falsch. Die für kurz gewesene Regierungspartei verhielt sich nicht opportunistisch, ganz im Gegensatz, einfach wie kurz gesagt, zur zweiten Partei in der für kurz gewesenen Regierung. Mit ihrem Stein für die „Trümmerfrauen“ setzte sie unübersehhbar mitten in Wien ein Zeichen ihrer Gesinnung.
Gesinnungsgemäß bildungsbürgerlich hätte diese für kurz gewesene Regierungspartei und nun weiter Parlamentspartei es vielleicht nicht ungern gehabt, wenn die Namensmauer ebenfalls ein Hölderlin-Zitat zierte, wie ihre Schöne auf der Mölker Bastei …
Diese Regierung brauchte insgesamt, einfach wie kurz gesagt, eben rasch ein Entlastungsdenkmal. War doch gerade die eine Regierungspartei, deren Obmann der für kurz gewesene Vizekanzler zu dieser Zeit war, eine Partei, der nicht Anti-Antisemitismus vorgeworfen werden kann, und ist diese für kurz gewesene Regierungspartei eine Parlamentspartei, die weiter nicht im Verdacht steht, anti-antisemitisch …
Nun ist diese für kurz gewesene Regierung nicht mehr an der Macht. Damit ist die Gelegenheit gegeben, das falsche Mal bei der Nationalbank abzutragen, dieses Alibi am Alsergrund wird nicht mehr gebraucht.
Und es wieder aufzubauen, am Karl-Lueger-Platz, erweitert zum Porajmos-Shoa-Gedächtnisort.
Kein Platz ist in Wien dafür mehr geeignet, als der KL-Platz, also genau auf der Stelle des von Leopold Kunschak, des ersten Nationalratspräsidenten in Österreich von 1945 bis 1953 und des Unterzeichners der österreichlichen Unabhängigkeitserklärung, forcierten Parteipolitdenkmals, des Leopold Kunschak, der im April 1920, zehn Jahre nach dem Tod von Karl Lueger, im österreichischen Parlament den Vorschlag einbrachte: „Konzentrationslager für Juden“ …
Kein Platz ist in Österreich dafür mehr geeignet, als der KL-Platz.
Das wäre dann auch beispielsweise hilfreich für Schriftstellerinnen, die in ihren Romanen je nicht mehr schreiben müßten, sie wüßten nicht, was aus Menschen geworden ist, ob sie je zurückgekehrt …
Endlich ein Denkmal mit allen Namen der Menschen, ein Denkmal zugleich als Auftrag, all die anderen Denkmäler in Österreich endlich zu ändern, mit deren gedankenlos verfaßten Texten, mit deren antiziganistischen Bezeichnungen …
Mit dieser Bezeichnung, die zu den Massenmorden …
In diesem Land, Österreich, das weiter Vorbild ist, etwa für einen auch nicht lange gewesenen Innenminister, in der Gegenwart noch eine Frage zu stellen, die, einfach wie kurz gesagt, ungehörig ist, ist ein solches Denkmal auf dem KL-Platz mehr als gerechtfertigt.
Dieser Innenminister fand, einfach wie kurz gesagt, seine Verteidigerinnen, wo sonst als in Österreich …
Ein Mann aus Österreich schreibt „Die Zigeunerfrage“ …
In Österreich wird gefordert ein „Zigeuner-Sondergesetz“, ein „Spezialgesetz für die Zigeuner“ mit „stets Repressionsmaßnahmen …“: 1930 eingebracht im österreichischen Parlament von dem Abgeordneten DDr. Ernst Schönbauer.
„Eine große Gefahr für die Sicherheit besteht darin, daß die Zigeuner für die nichtkundigen Beobachter sich zum Verwechseln ähnlich sehen und daß viele den gleichen Namen führen. […] Die burgenländischen Gendarmerie- und Polizeibehörden haben sich dadurch geholfen, daß sie aus eigenem Antrieb eine Zigeunerevidenz errichteten. Es wurden von allen über 14 Jahre alten Zigeunern ein Fingerabdruck aufgenommen und diese Registratur alljährlich im Monat August ergänzt durch Aufnahme derer, die inzwischen 14 Jahre alt geworden sind.“
Das ist im Mai 1930 in den „Innsbrucker Nachrichten“ zu lesen.
Ein Mann aus Deutschland, der an den Kommentaren zur Rassengesetzgebung mitschreibt, bekommt in Österreich das „Große Goldene Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich“ …
„Artfremden Blutes sind in Europa regelmäßig nur die Juden und Zigeuner.
So war Globke auch an der Ausarbeitung von Verordnungen im Zusammenhang mit der Vereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich beteiligt.“
Das sind Verdienste, die in Österreich nur gewürdigt werden können …

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