„Burnt by the sun“ – Nikita Michalkow, Iwan Iljin: Teachers of Wladimir Putin

Gerade in Österreich ist in den Tagen seit dem 24. Februar 2022, als Wladimir Putin wieder mit seinen nächsten Menschenschlachtungen begann, die neuerliche Hingabe an die Täuschung festzustellen, die Bereitschaft, sich täuschen zu lassen, sich über die Gesinnung von Wladimir Putin und seine ihm treuergebenen Burschenschaften und Mädelschaften täuschen zu lassen, vorneweg ein Präsident außer Dienst, der die Täuschung vorantreibt, Wladimir Putin hätte ordentlich von einem Mann gelernt, mit dessen Gesinnung Wladimir Putin nichts gemein hat, außer das Gemeine, das Brutale, das Abscheuliche, das Grausliche, das Lügen, aber die Gesinnung hinter dem Grauslichen, hinterm dem Abscheulichen, hinter dem Brutalen, hinter dem Gemeinen, hinter dem Lügen hat ihn, Putin, nicht Josef Stalin ordentlich gelehrt, sondern Iwan Iljin, der ihm, Putin, gelehrt wurde von Nikita Michalkow, und weiter ist Wladmir Putin ein lerneifender Schüler von Alexander Dugin, der wiederum in Österreich ein recht willkommener Gast, ein Gesinnungsapostel, der österreichischen Parlamentspartei mit Burschenschaften und Mädelschaften …

… einer Parlamentspartei, die für kurz Regierungspartei wieder einmal war in Österreich – so ist es verständlich, daß es in Österreich eine Täuschungsanstrengung in der Dimension eines nationalen Schulterschlusses bedarf, um nicht mit Wladimir Putin auf die österreichischen Verhältnisse gestoßen zu werden, dessen Gesinnung mehr mit Österreichischem …

„Die Sonne, die uns täuscht“. So der Titel eines Films von Nikita Michalkow. Die Täuschung, die ermüdet. Derart von den Täuschungen ermüdet, reicht es bald nur noch dahin, Zitate hinzuschreiben, aus so viel vergangenen Jahren, Jahrzehnten die deutlich machen, es kann je keine Täuschung auch über Wladimir Putin und über Österreich geben …

Putin war damals Besucher eines Lesekreises, in dem Werke des Eurasiers Lew Gumilew gelesen wurden, und es war offenbar Regisseur Nikita Michalkow, der Putin die Lektüre Iljins empfahl. [8] Später schaffte es die Phraseologie Alexander Dugins in präsidialen Reden und prägte zu einem nicht unerheblichen Maß den offiziellen Diskurs russischer Machthaber.[9]

Iljins religiös-philosophisch fundiertes Staatskonzept erhielt erst im neokonservativen Denken der Ära Putin eine neue Aktualität. Im Oktober 2005 wurden – auf Initiative des konservativen Regisseurs Nikita Michalkow – Iljins sterbliche Überreste aus der Schweiz nach Moskau überführt und im Donskoi-Kloster erneut beigesetzt. Präsident Putin war bei dieser Zeremonie persönlich zugegen. Iljins Nachlass wurde mit Mitteln des Oligarchen Viktor Wexelberg aufgekauft und der Moskauer Universität übergeben. Putin selbst berief sich publikumswirksam in den föderalen Ansprachen der Jahre 2005, 2006 und 2014 auf Iljin und zitierte ihn als Gewährsmann für eine genuin russische Gesellschaftsordnung, die auf religiösen Werten beruht. Mittlerweile gehört Iljin zu den kanonischen Autoren der russischen Geistesgeschichte, deren Texte beim zentralen russischen Abitur eingesetzt werden.

In der Schweiz verherrlichte Iwan Iljin Russland, die Kirche und den Faschismus. Heute inspiriert er das Denken und Handeln Wladimir Putins.

Iljin löste mit seinem Buch Über den gewaltsamen Widerstand gegen das Böse aus dem Jahr 1925 eine intensive Debatte über das Verhältnis von Politik und Gewalt aus. Er setzte sich in diesem umfangreichen philosophischen Werk polemisch mit Lew Tolstois berühmtem moralischen Grundsatz „Widerstehe dem Bösen nicht mit Gewalt“ auseinander. Tolstoi hatte argumentiert, dass gewaltsamer Widerstand gegen das Böse nur neues Unrecht hervorbringe. Iljin verfasste sein Buch unter dem unmittelbaren Eindruck der bolschewistischen Machtergreifung und des russischen Bürgerkriegs. Er rief auf zum Mut „zu verhaften, zu verurteilen und zu erschießen“. In einer Reihe von Vorträgen vor russischen Exilanten in ganz Europa verwies Iljin auf das Vorbild des Erzengels Michael und des Drachentöters Georg und hielt fest: „Wir werden dann siegen, wenn unser Schwert wie Liebe und Gebet sein wird, unser Gebet und unsere Liebe aber das Schwert!“ Die gewaltsame Bekämpfung des Bösen stellt aus Iljins Sicht ein notwendiges Übel dar, durch das der Verteidiger des Guten aber Schuld auf sich lädt. Nur eine anschließende religiöse Askese könne den Gotteskämpfer wieder sittlich läutern. 

Iljin im heutigen Russland
Um die Rezeption Iljins im heutigen Russland und einige widersprüchliche Aspekte seiner Verklärung zu verdeutlichen, müssen wir gleich auf ein Spezifikum von „Unsere Aufgaben“ hinweisen: Den erbitterten Hass auf die sowjetischen Geheimdienste und die UdSSR, welche von Iljin nicht selten als „Sowjetien“ bezeichnet wurde.
Bis zu seinem Tode war Iljin überzeugter Monarchist, orthodox-christlicher Fundamentalist und Anhänger eines „einigen und unteilbaren Russlands“, eines Zarenreiches mit Finnland, Polen sowie einem Dutzend weiterer, heute unabhängiger Länder als Bestandteile. Keine andere Tugend beschrieb er in so leuchtenden Farben, wie den selbstvergessenen Dienst für die „Weiße Sache“.[5] Die Bewunderung für den europäischen Faschismus ließ bei Iljin selbst nach der Zerschlagung des NS-Regimes kaum nach. So schrieb er 1948, wenige Jahre vor seinem Tode:

„In der Zeit des Vormarschs von linkem Chaos und linkem Totalitarismus war [der Faschismus] eine gesunde, notwendige und unausweichliche Erscheinung. […] Schließlich hatte der Faschismus insofern recht, als er aus einem gesunden national-patriotischen Gefühl entstand, ohne das kein Volk seine Existenz oder Kultur behaupten kann. […] Denn man sollte immer daran denken, dass der Sozialismus antisozial ist, und soziale Gerechtigkeit und soziale Befreiung keinen Sozialismus oder Kommunismus dulden können.“[6]

Hier drückt sich Iljin sehr gezähmt aus, im Artikel „National-Sozialismus: Neuer Geist“ (1933) begrüßte Iljin die Errichtung des NS-Regimes viel leidenschaftlicher.[7]