„Die Teuerung ist ein Problem für die Menschen in unserem Land und deswegen haben wir auch schon gehandelt, um die Menschen vor der Teuerung zu schützen. Wir haben ein umfangreiches Maßnahmenpaket bereits auf den Weg gebracht. Sie wissen, äh, der Energiekostenbonus von 150 Euro, der Teuerungsausgleich, der ganz besonders auf die, äh, vulnerablen Gruppen, also auf die, äh, insbesondere einkommensschwachen Gruppen schaut, die Länder haben Heizkostenzuschüsse erhöht, wir haben die Ökostrompauschale und den Förderbeitrag ausgesetzt, also je nach Einkommenssituation eines Haushalts macht das bis zu 800 Euro in diesem Jahr aus. Aber wir sehen, die Gaspreise sind getrieben, jetzt auch durch die kriegerische Situation. Wir sehen, daß ist weiter ein Problem. Deswegen haben wir uns am Sonntag ausgetauscht, haben wir am Sonntag auch sehr viele Vorschläge diskutiert und jetzt geht’s drum, ein wirksames, ein zielgerichtetes Paket auch auf den Weg zu bringen. Daran arbeit‘ ma grad unter Hochdruck. Und wenn es fertig ist, werden wir es auch gemeinsam präsentieren und dann rasch umsetzen.“ Es gelte jetzt auf die kriegerische Situation zu reagieren, so Gewessler, kurzfristig mit Blick auf den nächsten Winter arbeite man an einer Diversifizierung der Lieferländer und an der Gasbevorratung. Längerfristig gehe es darum, die Energiewende voranzutreiben und den Ausstieg aus fossilen Energieträgern zu beschleunigen, so die Ministerin.
Kurz nach der gewesslerisch-nehammerisch köstingerischen Reise ist auch die Wirtschaftsministerin zu einer Willkommensreise aufgebrochen – zum saudi-arabischen Kontinent. Mittlerweile wird sie, da sie das Flugzeug nicht selbst zu lenken hatte, auch am richtigen Ort gelandet sein.
Also auch die Wirtschaftsministerin arbeitet, an der „Diversifizierung“ von …
Wladimir Putin, er wird es möglicherweise nicht akzeptabel finden, seiner in Österreich angesehenen Monopolstellung verlustig gehen zu sehen, aber es wird dem arabischen Kontinent recht gefallen, sein Ansehen in Österreich in ungeahnte Höhen steigen, über den Wolken schweben zu sehen, wo die Freiheit nach einem Hadern bekanntlich grenzenlos ist, und es wird Österreich selbst in seiner Achtung extrem steigen, daß das Österreich der derzeitigen Bundesregierung als Fahnenträgerin aller Rechte vor allem der „vulnerablen“ Menschen dermaßen demokratisch ihre Hinwendung und ihre Zuwendung diversifiziert.
„Vulnerabel“, das ist das notierte Wort, weshalb die gewesslerische Präsentation des so ergiebigen sonntäglichen Austausches mit dem beeindruckenden Ergebnis der in Aussicht gestellten gemeinsamem Präsentation am 15. März 2022 ein eigenes Kapitel sich redlich verdiente.
Die Ministerin spricht von „vulnerablen Gruppen“ … Wie modern die Ministerin doch zu sprechen weiß, nicht so großväterlich wie einst etwa Leopold Kunschak, dem die „vulnerablen Gruppen“ noch die „kleinen Leute“ waren, die, auch wenn sie gesund, fleißig, unbescholten usw. sind, dennoch den Schutz, und das teilt sie mit ihm, das ist ihr Gemeinsames, von den von ihnen reichlich profitierenden Nichtvulnerablen bedürfen …
„Vulnerabel“, das Wort, das das Virus lehrte …
Auf dieser Höhe der Zeit versteht also die Ministerin lerneifrig zu sprechen, und welches Denken mag je diesem Repräsentationssprechen zugrunde gelegt sein, wenn an die eigentliche Bedeutung dieses nun so hippen Wortes …
Vulnerabilität (Verwundbarkeit, Verletzbarkeit) bezeichnet die genetische und/oder biografisch erworbene Anfälligkeit eines Menschen oder einer Gruppe für Krankheiten oder Problemverhalten beziehungsweise die Disposition, ein Suchtverhalten oder eine psychische Krankheit zu entwickeln. Vulnerable Menschen sind damit anfällig für äussere Einflüsse und in ihrer gesunden Entwicklung stärker gefährdet als resiliente Personen. Vulnerabilität ergibt sich aus dem Vorhandensein und dem Zusammenspiel verschiedener biologischer, psychischer, sozialer und physikalischer Risikofaktoren bei geringer Resilienz. Bei vulnerablen Personen können kritische Lebensereignisse und belastende Situationen die Entstehung eines Sucht- oder Problemverhaltens mit auslösen, Schutzfaktoren und Resilienz hingegen der Entwicklung einer Sucht- oder psychischen Erkrankung entgegenwirken.
Das ist eine zu zitierende Definition dieses Begriffes, die allein schon Anlaß zu einem mannigfachen Diskurs über die Verwendung dieses Wortes gibt.
Die Attribuierung konstituiert ein Gefälle: Hier die starke Helferin, dort die alte, schwache Empfängerin. Wer als vulnerabel etikettiert wird, erhält nicht einfach vermehrte Zuwendung, sondern er trägt ein Stigma, erfährt unter Umständen Diskriminierung und erlebt Bevormundung, alles unter dem Vorzeichen vermeintlichen Schutzes.
„Es ist grauslich, aber wer weiß eine andere Lösung?“, twitterte eine Kabinettsmitarbeiterin der grünen Umweltministerin Leonore Gewessler. Diese „Krot“ müsse man in der Hektik mangels Alternativen eben schlucken.
So wird eine Kabinettsmitarbeiterin der Ministerin in „Reise nach Saudi-Arabien: Schramböcks Naivität“ von Jan Michael Marchart vom 14. März 2022 im „Standard“ zitiert; sie meint damit nicht die Verwendung des Begriffs Vulnerabilität als Stigma, sondern die Diversifizierung der … und fragt rührend auch gleich, ob wer eine andere Lösung – ihre Ministerin je noch danach zu fragen, scheint ihr bei aller präsentativer Vielsprechigkeit nicht vielversprechend …

Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.