Ernst Fuchs: Die Vorstellung aber, daß Du in unmittelbarer Nähe von Hitler, die Inspiration und den Auftrag zu Deinen Werken, sagen wir der Zeit, in Deutschland dann bekommen hättest, ist doch völlig falsch, Du hast doch eigentlich genau das weitergemacht, was Du in Frankreich gemacht hast.
Arno Breker: Sieh mal, wenn ich zu Hitler, beispielsweise bei der Dina Vierny, wer holt die aus dem Gefängnis?
Ernst Fuchs: Ja.
Arno Breker: Der Mann, der das gemacht hatte, das war ja der, wie hieß er, der SS-Mann, der die SS unter sich hatte?
Ernst Fuchs: In, in Frankreich?
Arno Breker: Na überhaupt.
Ernst Fuchs: Der Himmler.
Arno Breker: Himmler, ja. Himmler tat nichts, überhaupt nichts, half niemandem, nicht. Und um sie zu befreien, mußte ich zu Adolf gehen.
Ernst Fuchs: Ah, war das auf einem persönlichen Kontakt zu ihm?
Arno Breker: Ich, weil er mich schätzte, konnte ich jederzeit zu ihm hingehen, ich wurde jederzeit empfangen.
Ernst Fuchs: Hast Du noch eine Ahnung, wie oft Du bei Hitler warst?
Arno Breker: Och, ja, ich habe ja doch vieles, äh, beispielsweise sagte er, unsere Kunst, unsere Kunstpolitik hat vollkommen Schiffbruch erlitten, Sie sind der Mann, der das wieder ins Reine bringt, nicht. Und da habe ihm gesagt, ja, mein Führer, ich möchte ja unter keinen Umständen ein Beamter werden. Und ich möchte mir das erst überlegen, wie ich das machen kann. Und nach vierzehn Tagen bin ich wieder bei ihm, da überreiche ich ihm ein Stück Blatt, wo meine vierzehn Punkte wie bei Wilson,
Ernst Fuchs: Haha.
Arno Breker: vierzehn Punkte waren. Und Punkt 1 war, Entfernung von Heinrich Hoffmann aus allen Einflußgebieten.
Ernst Fuchs: Das war doch sein Hofphotograph oder so.
Arno Breker: Paß auf, was jetzt kommt. Da sagte er, Hoffmann, Hoffmann, der ist doch keine Gefahr für Sie, das ist doch ein notorischer Säufer, dem jeden Abend die Blutegel aufgesetzt werden müssen. Nicht. Nun kam eines hinzu, was ich nicht wußte, Hitler war depressiv veranlagt,
Ernst Fuchs: Ja.
Arno Breker: Und der Hoffmann war ein guter Witzeerzähler,
Ernst Fuchs: Ja.
Arno Breker: Nicht wahr. Der konnte den Hitler mit einem Witz lachend ins Schlafzimmer schicken.
Ernst Fuchs: Aha.
Arno Breker: Nicht. Und da ist daraus nichts geworden. Es gab keinen Mann in Deutschland,
Ernst Fuchs: Der den Hoffmann hätte können entmachten.
Arno Breker: ja.
Ernst Fuchs: Haha.
Arno Breker: Und Hoffmann war der Mann, der die Sachen aus den Museen rausgenommen hat und ins Ausland verkauft hat usw.
Ernst Fuchs: Ja.
Arno Breker: Das wußte ich ja alles, nicht wahr.
Ernst Fuchs: Ja.
Arno Breker: So einen Mann konnte ich doch nicht dulden! Nicht? Wenn der Chef, wenn es dem Chef ernst ist, Ordnung zu schaffen, nicht.
Ernst Fuchs: Und Deine Gespräche mit dem Führer, wie Du ihn heute noch nennst, waren die steif …
Arno Breker legte also seinem Führer vierzehn Punkte vor wie Wilson, wie 1918 der amerikanische Präsident Woodrow Wilson vierzehn Punkte einer Friedensordnung für Europa —
Arno Breker konnte so einen Mann nicht dulden, der solche krummen Sachen —

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