Es ist nicht bekannt, daß Ernst Fuchs, „Maler und Genie“, diese „große Geste des Führers“ in einem Gemälde verewigte, bekannt aber ist, daß er, Ernst Fuchs, „Maler und Genie“, Arno Breker zeichnete, während sie miteinander sprechen, Ernst Fuchs, „Maler und Genie“, Arno Breker interviewt wurde.
In diesem Kapitel hätte erzählt werden sollen von Gerhard Schumann und Ernst Dombrowski, die nicht nur weinseliger Umgang miteinander verband, nicht nur, daß beide Preisträger von recht bedeutenden Auszeichnungen geehrt, Ernst Dombrowski mit dem „Dichtersteinschild“ 1976, Gerhard Schumann mit der Ulrich-von-Hutten-Medaille 1981, die 1980 auch Arno Breker erhielt, und damit gehören Schumann und Breker zu dem recht exklusiven Medaillenbund, dem auch Ilse Dvorak-Stocker angehört, die die Ulrich-von-Hutten-Medaille 2002 erhielt, aber, das wird nicht nur in Österreich verstanden werden, sondern in der ganzen Welt, daß ein „Maler und Genie“ Vorrang hat vor einem SS-Obersturmführer wie Gerhard Schumann, der dazu Dichter und kein Genie war.
So sind die nächsten Kapitel Ernst Fuchs, dem „Maler und Genie“ gewidmet, der aus dem Munde von Arno Breker die Wahrheit erfährt, wie es war, als er, Bildhauer und Genie, mit ihm, dem „Führer“, wie er ihn nennt, in Paris war, und Ernst Fuchs, Maler und Genie, darüber nur mitfühlend verwundert sein kann, im November 1990, daß diese „große Geste des Führers“ „keine Erwähnung bei den Historikern“ —
Es muß den anschaulichen Schilderungen des Arno Breker, die Ernst Fuchs wohl ebenso anschaulich gleich zeichnerisch festhielt, keine Erklärung hinzugefügt werden, außer, vielleicht, wie sein „Führer“ alles zu „steigern“ vermochte, sogar die Zeit verändern konnte, Monate vergingen, wie Breker erzählt, in „vierzehn Tagen“, auch den Kalender zu Blitztempo steigern vermochte; es war Juni, als er den Befehl gab, und schon, noch im Juni, war der 14. Dezember da, als der Sohn zum Vater …

Ernst Fuchs: Und Deine Gespräche mit dem Führer, wie Du ihn heute noch nennst, ist interessant, wie waren die, waren die steif, waren die formell oder waren die ganz locker?
Arno Breker: Ganz locker. Ich war der einzige Mensch, der ein Gespräch unter vier Augen hatte mit ihm.
Ernst Fuchs: Ja.
Arno Breker: Das war eine riesige Auszeichnung. Das war, nachdem ich ihm Paris gezeigt hatte.
Ernst Fuchs: Mhm.
Arno Breker: Als der Waffenstillstand mitternachts um 12 durch Hornsignale bekanntgemacht wurde, ich war im Hauptquartier, wußte auch nicht warum, und da stand Keitel auf und hielt eine Rede auf Hitler, auf den Führer, der den Krieg gegen Frankreich gewonnen hatte. Und Hitler hörte sich das an, am Schluß sagte er: „Mein Führer, ich möchte Sie bitten, daß das Hauptquartier die Reise nach Paris morgen mit ihren drei Künstlern antritt. Er wollte Paris sehen nur als Privatmann, als Bewunderer der französischen Kultur, als Bewunderer der Architektur, und die Dinge, die er vorhatte, noch steigern zu können. Nicht? Denn er war mit vielen gar nicht zufrieden. Ich saß in seinem Wagen hinter ihm und erklärte ihm Paris, erklärte ihm die Bauten usw. Und er sprach nicht ein einziges Wort mit den Leuten des Hauptquartiers, nur mit mir und hie und da mit Speer. Wir sind im Dôme des Invalides. Ich stehe neben ihm, er hat die Mütze in der Hand und schaut auf Napoleon. Und da spricht er vor sich hin: Daß der Sohn an der Seite seines Vaters ruhen müßte.
Ernst Fuchs: Ja.
Arno Breker: Und wurde Bormann zitiert. Er gab dem Bormann den Befehl, das sofort in die Wege zu leiten. Und dann habe ich in Paris vierzehn Tage später erlebt, wie nachts um 12.00 Uhr die Leiche ankommt, da wird ein Fackelzug gemacht vom Gare de l’est bis zum Dôme des Invalides. Nicht? Und die Tat, daß nun der Sohn neben seinem Vater, hattte nicht die geringste Bedeutung für das französische Volk gehabt.
Ernst Fuchs: Ja.
Arno Breker: Oder die geringste Aufmerksamkeit. Also, das war doch eine große Geste. Nicht?
Ernst Fuchs: Ja, das ist, dazwischen waren mehrere entscheidende Einschnitte in das politische Leben Frankreichs.
Arno Breker: Ja, ja, ja.
Ernst Fuchs: Und, ich glaube, bis heute gibt es keine Erwähnung dieses Umstands bei den Historikern.
Arno Breker: Ja. Er hat mir gesagt, ich hätte ja an der Spitze der siegreichen Truppe die Champs Élysées heruntermarschieren können. Nicht?
Ernst Fuchs: Ja.
Arno Breker: Aber ich habe es nicht gemacht, weil ich die Seele des französischen Volkes nicht, nicht bedrücken wollte.
Ernst Fuchs: Ja.
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