Wie wäre die Welt, nicht nur morgens um sieben, in Österreich doch in Ordnung, zeigte sich der Antisemitismus in Österreich ebenso unauffällig, wie Karl Lueger ab dem nächsten Jahr kontextualisiert in Schieflage gezeigt werden wird,
hielte sich der Antisemitismus ebenso zurück wie der Anti-Antisemitismus, ginge der Antisemitismus ebenfalls nur mit einer Pinzette daran, da mal und dort mal, in weiter, weiter Ferne, nicht so nah, bloß hie und da, nur so
von Zeit zu Zeit nach dem Antisemitismus zu greifen, wie der Anti-Antisemitismus den Antisemitismus behandelt: mit der Pinzette, zum Schutz des Antisemitismus, als wäre dieser eine Briefmarke, eine kleine Münze.
Selbstverständlich wird nicht der Antisemitismus geschützt.
Wer aber wird dann geschützt
No-one wird geschützt
In Huldigung der Verschwiegenheit.
Mit dem Antisemitismus wird der Antisemitismus verschwiegen.
Also, mit dem Antisemitismus des Karl Lueger, dessen Antisemitismus als seine tiefe Überzeugung von dem Erschaffer von Bambi vor bald einhundert Jahren bezweifelt wurde,
der, wie Oskar Hein vor bald einhundert Jahren erinnert, keinen Hehl daraus machte, daß er, Karl Lueger, den antisemitischen Tendenzen seiner Partei innerlich fremd gegenüberstehe,
wird nun, bald einhundert Jahre später, erklärt, argumentiert, auf seinen Antisemitismus nur beharrt, warum das sein Denkmal mit einer Schieflage kontextualisiert —
Mit der schieflagigen Kontextualisierung wird der Kontext dieses Denkmals verschwiegen, wird der Kontext, das Umfeld des Denkmals bis in die Gegenwart hinein verschwiegen,
als hätte no-one den Auftrag zur Errichtung des Denkmals gegeben,
als hätte no-one das Denkmal geschaffen,
als hätte das Denkmal sich selbst erschaffen, fand Österreich eines Morgens zu unruhigen Träumen erwacht einen Platz in Wien zu einem Denkmalplatz verwandelt …
No-one wurde gehuldigt, als das sich selbst aufgestellte Denkmal gefeiert wurde, vor bald einhundert Jahren, außer Karl Lueger, der sein Denkmal nicht selbst mit Pathos enthüllen konnte, no-one erteilte den Befehl, die Hülle falle, gefallen blieb von da an die Hülle bis …

Exemplarisch für das Verschweigen des Umfelds, das dieses Denkmal bescherte, die stadtamtliche Verkündigung vom 31. Mai 2023
Wettbewerb zur permanenten Kontextualisierung des Lueger-Denkmals entschieden: Siegerentwurf stammt von Klemens Wihlidal – Das Projekt „Schieflage (Karl Lueger 3,5°)“ hat die Jury überzeugt. Rathauskorrespondenz vom 31. Mai 2023, Presse-Service der Stadt Wien
Das Projekt Schieflage, einfach wie kurz gesagt, aus österreichischer Tradition des Verschweigens, mit der Schieflage siegte die Tradition des Verschweigens in Österreich —
Es wundert nicht, daß die Jury,
Stimmberechtigte Mitglieder der Wettbewerbsjury
Iris Andraschek, Aleida Assmann, Katharina Blaas, Herwig Turk, Markus Figl/Lucia Grabetz, Felicitas Heimann-Jelinek, Sonja Huber, Franz Kobermaier, Hanno Loewy, Herbert Posch, Eva-Maria Stadler, Thomas D. Trummer sowie Heimo Zobernig.

wie der stadtamtlichen Verkündigung zu entnehmen ist, die Tradition der Verschwiegenheit überzeugte, recht besonders wohl den „Lueger-verlangt-eine-differenzierte-Betrachtung“-Dollfußgedenkredner,

dessen Freiheitskämpferie Sorge hat, daß das Texingtalhaus
Das ehrende Gedenken ist im Falle Engelbert Dollfuß eine Verneigung vor dessen mutiger Haltung, die er gegen die drohende Gefahr des Nationalsozialismus an den Tag gelegt hat. Der (linke) Vorwurf einer undifferenzierten Glorifizierung ist unrichtig und geht somit ins Leere, so wie auch das in Diskussion stehende Dollfuß-Museum keine Weihe- oder Pilgerstätte darstellt, wie da und dort fäschlicherweise behauptet wird. Die nunmehr anstehende Neugestaltung des Dollfuß-Museums in Texing gibt Anlass zur Sorge, zumal dem dazu gebildeten Beirat unter anderem die Historikerin Lucile Dreidemy angehört. Dreidemy, einer breiteren Fachöffentlichkeit seit der 2014 erschienenen Monographie „Der Dollfuß-Mythos. Eine Biographie des Posthumen“ (Böhlau Verlag Wien) bekannt, propagiert nicht nur den falschen Begriff Austrofaschismus, sie gibt auch freimütig zu, an einer differenzierten Darstellung der Person Dollfuß nicht interessiert zu sein [..]
Aufgenommen wurde das von diversen Medien dankbar – man arbeitet sich ja, teils peinliche zeitgeschichtliche Wissenslücken offenbarend, gerne an der Person Dollfuß ab. Dreidemy beschäftige sich seit Jahren mit Dollfuß, wird bei jeder ihrer Aussagen betont, sie sei eine „Dollfuß-Expertin“. Tatsächlich hat sie zwar im Zusammenhang mit Dollfuß schon so manches publiziert, worin die Expertise besteht erschließt sich freilich nicht ganz. Ihr Hauptaugenmerk liegt nämlich vor allem im Aufspüren jeder wie auch immer gearteten Erinnerung – die Person Dollfuß darf aus ihrer Sicht im öffentlichen Raum offenbar nicht vorkommen. Es sei denn als dämonisierter Arbeitermörder und bösartiger Wegbereiter der Hitlerei.
Es bleibt zu hoffen, dass man sich bei der Neugestaltung des Dollfuß-Museums nicht auf derartige vermeintliche Experten verlässt.
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