Ein Nachruf

Sebastian Kurz hat selbstverständlich keinen Nachruf auf sich selbst geschrieben, sondern einen auf Christian Pilnacek. Am 21. Oktober 2023.

Christian Pilnacek war ein Beamter. Er war kein Politiker. Es ist daher bereits der Beginn falsch, der erste Satz „Politik ist …“

Solch ein erster Satz paßte in einen Nachruf auf eine Politikerin, aber nicht in einen Nachruf auf einen Beamten; so liest sich der Nachruf ab seinem ersten Satz bereits, als wäre es ein Nachruf auf einen Politiker, als würde er sich einen solchen Nachruf auf sich selbst wünschen, wenn er dereinst in fünfzig, sechzig, siebzig Jahren gestorben sein wird, den Sebastian Kurz vorsorglich Jahrzehnte zuvor in seinem wesentlichsten Lebensabschnitt selbst schreiben zu meinen muß.

„Er war ein wahrer Diener des Staates.“

„Seine Expertise, sein fundiertes Wissen sowie sein Dienst an der Republik haben …“

„Es ist zu hoffen, dass von […] nicht die falschen Vorwürfe gegen seine Person bleiben, sondern sein großes Wirken […].“

„Wir alle sollten ihm ein ehrendes Andenken bewahren und ihm für seine Verdienste um die Republik immer dankbar sein.“

Der Wunsch nach einem Denkmal klingt da durchaus mit. Und welcher Platz wäre geeigneter, ihm einen Stein aufzustellen, als auf dem Kahlenberg?

Bis es aber soweit ist, in vierzig, in fünfzig, in sechzig, in siebzig Jahren soll ihm sein Nachruf in seiner gegenwärtigen Lage schon einmal nutzbar sein.

Und zugleich ist dieser sein Nachruf sein Vermächtnis, das er bereits jetzt, fünfzig, sechzig, siebzig Jahre vor seinem tatsächlichen Ableben formuliert:

„Politik ist ein herausforderndes Geschäft und bringt viele an ihre Grenzen.“

Sein Vermächtnis also: „Politik ist ein herausforderndes Geschäft.“

Aber auch zugleich seine Bilanz: „Bringt viele an ihre Grenzen.“

Die „menschliche Komponente“, die Sebastian Kurz in seinem Vermächtnis seines geschäftlichen Wirkens, im Eingeständnis seiner „Grenzen“ einmahnt, wohl in der Hoffnung, sie werde ihm gerade jetzt entgegengebracht werden, hat er selbst immer wieder auf eine Weise die „menschliche Komponente“ — Kindern gegenüber etwa

Was für eine „menschliche Komponente“, Kindern in solchen Stätten

Die „menschliche Komponente“ einzumahnen, das mahnen vor allem Menschen der „Politik“ ein, wie etwa Peter Thiel,

mit dem Sebastian Kurz über die „menschliche Komponente“ wohl im recht regen und fruchtreichen Austausch, auf einem derart hohen Niveau, daß es etwa für einen Erhard Busek unmöglich war, dazu eingeladen zu werden, an solch einem thiel’schen politischen und kurz’schen geschäftlichen …

Und auch ein Heinrich Neisser wird auf eine Einladung eines Thiel vergeblich warten, wobei angenommen werden darf, daß er auf eine solche nicht

Und doch braucht gerade die „menschliche Komponente“ viele für sie Streitende, und es gibt, welch ein Segen, eine Person, die sich erst vor Kurzem empfahl, die dritte im Bunde sein, eingeladen zu werden vom politischen Thiel und vom geschäftlichen