Die Frage, ob Blümel als Finanzminister weiter tragbar sei, gibt Fiedler weiter: „Was sagt denn der Bundespräsident dazu? Stört es ihn, daß eine Bundesregierung besteht, in der ein Minister tätig ist, der einer Straftat verdächtig ist? Er kann den Bundeskanzler rufen und kann ihn ersuchen, daß der Bundeskanzler an ihn das Ersuchen stellt, den Finanzminister von seinem Amt zu entheben. Der Bundespräsident hat das nicht gemacht. Daher kann nur die Schlußfolgerung gezogen werden, er hält diese Regierung mit einem Mitglied, das in ein Strafverfahren verwickelt ist, ohne weiteres für tragbar.“
Alexander Van der Bellen hat Sebastian Kurz aber nicht so gerufen, wie es an diesem Morgen Franz Fiedler im Journal ausführt.
Der Bundespräsident hat Sebastian Kurz gerufen, um mit ihm gemeinsam das Vertrauen wieder herzustellen.
Die Schlußfolgerung vom ehemaligen Rechnungshofpräsidenten und Korruputionsexperten an diesem 27. Februar 2021 ist, der Bundespräsident hält eine Regierung mit einem in ein Strafverfahren verwickeltes Mitglied ohne weiteres für tragbar …
Alexander Van der Bellen hält, seit er in diesem Amt ist, so vieles für tragbar, daß sich die dringliche Frage stellt, ist er —
Das bereits war mehr als genug. Auch wenn kurz darauf der von ihm Gerufene selbst „Genug ist genug“ telegen aufstöhnte, für den derzeitigen Bundespräsidenten war es nicht genug, so rief er ihn nach Drehschluß von „Wiener Gürtel“ ein weiteres Mal zu sich, um mit ihm gemeinsam wiederherzustellen …
Was wiederherstellen? Das Vertrauen. Das Vertrauen der von ihm Gerufenen, sie können weitermachen wie bisher, für ihn ist doch alles tragbar. Das wird einst wohl auch unter dem Buchstaben „T“ einen weiteren Eintrag in den Geschichtsbüchern zu Alexander Van der Bellen ergeben …
Auch ein Eintrag unter „V“ wie Verharmlosungen wird wohl nicht fehlen dürfen.
Mit Franz Fiedler wird an diesem Morgen auch über Wolfgang Brandstetter, den Märchenonkel, der einst als „Antikorruptionsexperte“ galt, und Christian Pilnacek gesprochen.
Daß Pilnacek suspendiert wurde, aber Brandstetter auf seinem Posten im Verfassungsgericht bleibt, versteht Fiedler nicht. „Das ist für mich überraschend, es wird beiden das Gleiche vorgeworfen, in einem Fall führt es zu einer Suspendierung, im anderen Fall nicht.“ Die Angriffe der ÖVP auf die WKStA seien unüblich und untunlich, wie Fiedler sagt. „Also, einen Angriff auf den Rechtsstaat insgesamt, das würde ich vielleicht als etwas überzogen betrachten, aber unklug sind diese Angriffe jedenfalls.“
Etwas anderes als Unkluges aus diesen türkis getupfen christschwarzen Formationen zu erhalten, nun, einfach wie kurz gesagt, das setzte vieles voraus, das eben nicht vorhanden ist, wie etwa ein Mann aus dem Nahbereich zu berichten weiß. Erstaunlich daran ist doch, daß es zum Kopieren reicht, zum Abzeichnen des Systems Jörg Haider, wie mit Justiz und Journalismus umzuspringen ist, wenn sie, Justiz und Journalismus die eigenen Machenschaften nicht so ohne weiteres für tragbar …
„And now the end is near.“ Ein Lied immer wieder zum Anhören, vor allem in diesen Zeiten. Aber auch „As time goes by.“ Bis es jedoch soweit ist, sollte die erste Zeile immer wieder mitgesungen werden, um nicht zu vergessen: You must remember this …

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