Die Vier von der nationalen Tränke

„Die starke Zunahme antisemitischer Vorfälle muss eine Warnung sein. Es gilt jetzt als Gesellschaft geschlossen & noch entschiedener gegen jede Form von antisemitischen Tendenzen anzukämpfen. Der aktuelle Antisemitismus-Bericht der IKG zeigt, dass wir viel Arbeit vor uns haben.“

Das wird Benjamin Netanjahu gefallen. Was Seb. Kurz gestrig, am 27. Mai ’20, als Tweet in die Welt schickt. Denen zu gefallen, die es mit den Gerichten haben, auch wenn es diesen nicht gefällt, daß sich die Gerichte um sie kümmern müssen, scheint eine Vorliebe von …

Und parteigemäß wird es seinen eigenen Leuten gefallen, etwa der Ministerin, die, kurz ist es her, gar weit reiste, um ebenfalls Worte von solch einem Gewichte in einem Tweet — Wachs am Wort sein …

Wenn etwas aus all den Gedenkveranstaltungen zu lernen ist, dann ist es das, die Erinnerung und vor allem das Handeln muß früher einsetzen, je bereits in der jeweiligen Gegenwart.

Was etwa den Antisemitimus betrifft. Nun. Es darf erinnert werden. Was den Antisemitismus betrifft, hat Sebastian Kurz vollkommen recht, die Gesellschaft habe hier noch viel Arbeit vor sich … er selbst nicht mehr, denn in bezug auf den Antisemitismus hat er seine ganze Arbeit bereits hinter sich … kurz ist es her, daß er mit einer Partei in einer Regierung saß, die wie keine andere dafür bekannt ist, gegen Antisemitismus anzukämpfen.

„Je konkreter der Zeitplan für die Annexion wird, desto lauter regt sich international der Widerstand. Sowohl die UN als auch mehrere EU-Staaten haben Benjamin Netanjahu vor Sanktionen gewarnt. Österreich und Ungarn halten zu Netanjahu.“ 

Es muß nicht so pauschaliert formuliert werden. Genauer formuliert muß es heißen: Seb. Kurz und Viktor Orbán halten zu Netanjahu. …

Da gefallen einander drei Männer.

Das Triumvirat des Nationalen.

Seb. Kurz fehlt oft die Zeit, nachzudenken, etwa wie ist es um die Demokratie bestellt, aber nie fehlt es ihm an Zeit, sich schützend vor Männer zu stellen, auf die andere herabschauen, wie er meint, etwa auch auf den ehemaligen Innenminister …

Auch einer mit seiner Partei, der die Gerichte …

Ein Quartett des Nationalistischen.

Wo Seb. Kurz keine Warnung auszugeben für notwendig erachtet, es jetzt auch nicht als notwendig erachtet, es für ihn nicht gelte, als Gesellschaft geschlossen und noch entschiedener gegen jede Form anzukämpfen, Arbeit vor uns haben, er selbst nie dafür eine Arbeit vor sich haben wird, ist, gegen jedwede Form von Antiziganismus auf- und einzutreten.

Überall möchte er ein Vorreiter sein, nur beim Antiziganismus möchte er nicht einmal in die Nähe eines Ponys kommen, um wenigstens einmal aufzusitzen …

Dabei müsste gerade im Portschyland längst eine Kavallerie …

Aber diese Menschen, die europaweit schlimmsten menschlichen Verhaltens ausgesetzt sind, mangelt es wohl an einem Mann, der ein sogenannter Staatschef ist und Gerichte beschäftigt, dem Seb. Kurz gefallen möchte können, ja, ach, hätten sie nur so einen, er ritte für sie an der Spitze der Kavallerie als Fahnenträger der Warnung …

Und der „Zentralrat deutscher Roma und Sinti“ bekäme mehr als eine Antwort auf die Frage:

„Much remains to be done to advance research, recognition, remembrance and education about the #Holocaust of Sinti and Roma. Will you @sebastiankurz commit for for a national memorial in Vienna also for Roma and Sinti Holocaust victims? @EU2018AT

Der Zentralrat könnte Seb. Kurz zusehen, wie er selbst mit dem Bau einer Gedenkstätte in Wien begänne, selbst alle Namen der Opfer in Stein meißelte …

Aber so, ohne einem sogenannten Staatschef, dem zu gefallen, wird es vielleicht, irgendwann, ein Denkmal mit allen Namen geben, zu deren Einweihung wohl Benjamin Netanjahu gerne nach Wien reisen wird, falls bis dahin die Gerichte ihm nicht das Reisen …

Es ist aber Seb. Kurz kein Vorwurf zu machen. Eines Tages wird irgendwer über ihn sagen, was etwa Werner Fasslabend über den „österreichischen Streicher“, der in bezug auf Antisemitismus viel Arbeit hinter sich brachte, sagte, er sei halt ein Kind seiner Zeit gewesen …

Nun, ein Kind seiner Zeit, das war immer schon zu ungenau gesagt, Seit jeher gibt es in jeder Zeit viele Zeiten. Er wird halt ein Kind der Zeit geworden sein, die abgelesen wird von diesem seltsamen Ziffernblatt mit Buchstaben statt Zahlen, die im Gesamten ergeben, die Parole Aus: Verantwortung — —