Es gibt diese Verse eines Dichters, die auch heute noch gerne herangezogen werden, um über Verteilung des Vermögens zu sprechen.
Der Dichter ist seit Jahrzehnten tot.
Um diese Forderung zu bekräftigen, werden gerne die zwei Männer des Dichters zu Auftritten eingeladen. Der eine, reich, der andere bleich und arm. Sie sehen einander an. Und der eine sagt: „Wäre ich nicht arm, wärst du nicht reich.“
Freilich gibt es auch jene, von denen gemeint werden könnte, aufgrund ihrer beruflichen Stellung, sie müßten wissen müssen, was es heißt, solidarisch zu sein, die das Wort Solidarität selbst gar nicht kennen; wie auch? Ist doch ihr einziger Hintergrund die Styroporwand in Fernsehstudios.
Das Gedicht des toten Dichters hat schon seine Richtigkeit, wenn die einzelne Reiche und die Reiche so da stehen und einander ansehen. Da ist die einzelne Reiche wirklich arm, wenn sie auf ihren Kontoauszug schaut. Es bleibt ihr kein Geld, wenn Miete, Strom, Diesel und Raten gezahlt, es geht sich vielleicht aus, kein Minus am Monatsletzten zu haben, wenn beim Essen gespart.
Hätte der tote Dichter nicht in die Brieftasche, nicht auf das Bankkonto des armen bleichen Mannes gesehen, dann hätte er es vielleicht so geschrieben:
Reiche Menschen und
reicher Mann steh’n
da und sehn sich an.
Da sag’n die reichen
Menschen, und bleich
wird der reiche
Mann: Wären wir nicht
reich, wärst du arm.
Und vielleicht hätte er dann seinem Gedicht diesen Titel gegeben:
Ihr wißt gar nicht, wie reich ihr seid

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