„Ebenfalls ist es vollkommen unerheblich, wieviele Teufel tatsächlich vergast wurden. Ob es nun 0,6 Millionen oder 6 Millionen oder auch 60 Millionen waren, spielt für uns Deutsche keinerlei Rolle.“
Als der junge Herr mit dem Zitieren seines Herzenssatzes vom „Crypto-Juden“ fertig ist, äußert sein alter Begleiter seine Zufriedenheit darüber, daß dem österreichischen Parlament eine Menge Fragen zur „Tigurina“ nicht beantwortet worden seien, jedenfalls fände sich keine derartige Beantwortung auf der Website des österreichischen Parlaments. Der Justizminister, dem er dafür heute noch dafür Hochachtung zolle, Jabloner habe elegant darauf verwiesen, diese würden in den „Wirkungsbereich des Herrn Bundesminister für Inneres fallen“. Und der Innenminister, Peschorn, habe äußerst, so der junge Herr, recht klug gehandelt, diese Fragen nicht dem österreichischen Parlament zu beantworten. Warum auch? Schließlich seien diese nicht ihm gestellt worden, sondern dem dafür unzuständigen Justizminister, der wahrscheinlich, was von ihm ebenfalls äußerst klug gewesen wäre, gar nicht an den Innenminister weitergeleitet habe. Warum auch? Waren doch diese Fragen, so wieder der alte Begleiter, gar nicht an den Innenminister gerichtet, soher im Grunde an keine Person in der österreichischen Regierung …
Und schließlich, so der junge Herr, was für ungehörige Fragen, die nur eines verdienen, unbeantwortet zu bleiben, für immer. Schon öffnet sein alter Begleiter die Website des österreichischen Parlaments und beginnt sofort zum Beweis, so der alte Herr, der Ungehörigkeit mit dem Vorlesen der Fragen …
„6. Wurde die Burschenschaft Tigurina in der Vergangenheit bereits von ihrem Ressort beobachtet, durch welche Organisationseinheit ihres Ressorts erfolgte dies und welche Erkenntnisse wurden dadurch zutage gefördert?
7. Wenn die Burschenschaft Tigurina von keiner Organisationseinheit ihres Ressorts beobachtet wurde, warum nicht?
8. Wenn die Burschenschaft Tigurina von keiner Organisationseinheit ihres Ressorts beobachtet wurde, ist es von Seiten des Justizministeriums geplant, in Zukunft den Fokus stärker auf potenziell rechtsextreme Organisationen und deren Beobachtung zu legen?
9. Welche Organisationseinheit ihres Ressorts ist für die Beobachtung verfassungsfeindlicher Gruppierungen des rechtsextremen Rands zuständig?
10. Wie viele Vollzeitäquivalente stehen dieser Organisationseinheit(en) insgesamt für die Erfüllung dieser Aufgabe zur Verfügung?
11. Wurde durch diese Organisationseinheit(en) um personelle Aufstockung ersucht und wurde dieser stattgegeben?
12. Wenn nein, warum nicht?“
Ungehörig und lästig, ergänzt sein junger Begleiter. Freilich habe es auch eine Anfrage an den Innenminister gegeben, noch an Herbert Kickl, aber dann sei Corona, nein, Ibiza gekommen und die Beantwortung der ungehörigen und lästigen Fragen habe dann Peschorn erledigen müssen. Aber in dieser Hinsicht funktioniere die österreichische Wertegemeinschaft noch so formidabel wie in den alten Zeiten, Kickl hätte auch nicht anders als Peschorn unbeantwortet geantwortet …

Zeit zu gehen, mit einer höflichen Entschuldigung, noch einen Termin zu haben, die zwei Herren am Tisch alleinlassend, und schon beim Verlassen des Kaffeehauses der Vorsatz, jetzt lange nicht mehr dieses Kaffeehaus aufzusuchen, jedenfalls so lange, bis es sicher ist, daß kein Mensch mehr von seinem letzten Urlaub erzählt, besonders von jenen in Kärnten.

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