Verharmlosungen der Gegenwart

„Der von der Razzia gegen die Muslimbrüder betroffene Salzburger Politologe Farid Hafez wehrt sich gegen den Vorwurf, er habe das Vorgehen der Polizei mit den NS-Novemberpogromen verglichen. Er hatte in einem Online-Artikel für eine Islamophobie-Initiative der Georgetown University kritisiert, dass die Aktion ausgerechnet am Jahrestag der sogenannten ‚Kristallnacht‘ stattgefunden hat.“

So steht es in der Tageszeitung österreichischen Qualitätszuschnitts. Die Schlagzeile darüber „NS-Verharmlosung – Umstrittener Salzburger Politologe will Razzien nicht mit Pogrom verglichen haben“. Am 23. November ’20.

Es gibt Aufregungen. Bestürzungen. Nun ist er ein „Umstrittener“. Wie kann er nur vergleichen, was nicht zu vergleichen ist. Wer seinen Artikel liest, liest nicht einen Vergleich, aber die Herstellung eines Zusammenhangs mit den „Gedenkfeiern“ in Österreich.

„Austrian commemoration of the Nazi atrocities appears empty and superficial not only given the lack of historical reckoning, but also considering the rise of anti-Muslim discourse and legislation in recent years.“

Zugleich könnte gesagt werden, er spielt damit, er legt die Interpretation eines Vergleichs nahe, wer kennt in Österreich nicht dieses Spiel, vor allem von der identitären Parlamentspartei, die wieder Regierungspartei war, für kurz … Auch wenn sie ihn jetzt schelten, sich von ihm distanzieren, so werden jetzt viele in Österreich froh und dankbar sein, daß er ihnen diese Deutungsmöglichkeit geliefert hat. Ganz in der Vergangenheit bleiben zu können. Jetzt wird in Österreich wieder einmal gewußt, von Ministern und Ministerinnnen aufwärts bis zum Medienvolke, was sich nicht gehört, derartige Vergleiche, die sofort herauszulesen sind, um die Gegenwart, die in diesem Artikel vorkommt, nicht sehen zu müssen, nicht die tatsächlichen Verharmlosungen in der Gegenwart nicht ansprechen zu müssen.

Gibt es eine größere Verharmlosung in der Gegenwart, als zu verharmlosen, was in China an Verbrechen geschieht? Im Mittagsjournal vom 23. November ’20 wird im von Bernt Koschuh und Petra Pichler gestalteten Beitrag das, worauf Farid Hafez in seinem Artikel massiv hinweist, was in China passiert, als „Umerziehungsversuche“ bezeichnet.

„Umerziehungsversuche“. Jede Diktatur gleich welcher Gesinnung und gleicher welcher Zeit sucht stets händeringend nach Schreibenden, die ihnen freiwillig und bei viel Gottesgnade mit tiefempfundenem Idealismus die schönen Wörter liefern für das hübsche Bemänteln ihrer Verbrechen.

Zu erfahren war auch durch diesen Beitrag als Empfehlung für höhere Aufgaben, „ein von der Staatsanwaltschaft anonym geführter Informant hat Hafez als führenden Muslimbruder in Österreich bezeichnet“. „Das weise er schärftens als Lüge zurück, sagt Hafez.“

Wie es wohl der Staatsanwaltschaft erginge, würde Farid Hafez sie klagen? So wie Michael Ley? Der wegen der Lüge, Hafez sei ein Muslimbruder, verurteilt wurde.

„Aufgrund der Vereinbarung beim Handelsgericht Wien vom 29.11. 2019 zwischen Farid Hafez und Michael Ley bin ich verpflichtet, folgende Erklärung zu veröffentlichen: ‚Die beklagte Partei verpflichtet sich, es ab sofort bei sonstiger Exekution zu unterlassen, die unwahre Behauptung des Inhalts, wonach der Kläger ein Muslimbruder sei und/oder sinngleiche Behautungen aufzustellen.‘ Michael Ley“

Die identitäre Parlamentspartei vermutet sofort

„Verbindungen in ‚höchste politische Kreise‘ ortet FPÖ-Chef Norbert Hofer bezüglich der „Operation Luxor“ gegen die Muslimbrüderschaft“.

und das kann verstanden werden, daß ein Bruder nichts anderes orten kann, als Verbindungen in „höchste politische Kreise“. Eigene Verbindungserfahrungen sind stärker als Beweise. Und der wegen der Lüge verurteilte Michael Ley hat Verbindungen in jetzt nicht mehr gar so hohe parteipolitische Kreise“. Und auch seine Verteidigerin, die ihn vor der Verurteilung nicht …

Als die oben erwähnte Tageszeitung über die Verurteilung von Michael Ley berichtete, in der jetzt Farid Hafez als „umstrittener Politologe“ vorgeführt wird, stellte sie Michael Ley wie folgt vor: „Michael Ley ist islamkritischer Politologe, Soziologe und Autor“ …