Generation Figl

Jetzt, da die Theater geschlossen haben müssen, soll daran erinnert werden, Österreich ein Land der Theater ist, und so wird trotz Regierungsverordnung weiter gespielt, halt woanders, zum Beispiel auf den Twitter-Brettern, wo auch dieser kleine Dialog eben erst aufgeführt wurde.

Martin Engelberg: Endlich ein deutliches Zeichen gegen Kickl im Nationalrat – wir drehen dem Hetzer demonstrativ den Rücken zu!

Nina Horaczek: Herbert Kickl hat sich nicht verändert. Er vertrat vor Mai 2019, in seiner Zeit als Innenminister einer ÖVP-FPÖ-Regierung, dieselben politischen Positionen wie heute. Wieso hat Ihre Partei ihm damals nicht den Rücken gezeigt sondern ihn zum Innenminister gemacht?

Martin Engelberg: Persönliche Beleidigungen und Nazi-Diktion hat es nicht gegeben, auch nicht von Kickl. Das hat sich in den letzten Monaten geändert und dem gilt es – über alle Parteigrenzen hinweg – den Rücken zuzukehren.“

Wie Martin Engelberg zu seiner Ehre erzählt, wird jetzt auch im Parlament Theater gespielt, er und seine Parteikameradinnen treten auf als abendländischer Chor der Stummen.

Was nun das Parlament zu leisten hat, alles zu übernehmen hat, durch den Lockdown der Regierung: Ersatz für das Theater, Ersatz für Dankgottesdienste …

Auch wenn dieser Dialog bereits die gesamte und also die kürzeste Operette der Welt ist, womit Österreich ein weiteres Mal nach dem gehaltenen Versprechen seines Spielleiters es an die Weltspitze schafft, soll die kürzeste Operette der Welt nicht ohne Titel bleiben. Und es kommt nur ein Titel in Frage: „Generation Figl“.

„Generation Figl“ deshalb, weil es sich um eine Bearbeitung handelt.

Diese Operette wurde schon einmal gegeben, gleich nach dem Mai 1945, im ganzen Lande gleichzeitig aufgeführt.

Der Inhalt der gesamten Operette ist schnell erzählt: Was war, war nicht, und die, die jetzt anderes sagen, waren nicht da, sie haben nicht gesehen, was die gesehen haben, die da waren, und denen, die da waren, ist zum Beispiel ein „österreichischer Streicher“ gänzlich unbekannt, sie kennen nur einen ehrenwerten Mann, dem es stets um das bloße Wohl der Menschen ging, dem, so Figl aus der ersten Generation Figl, „rassistischer Antisemitismus“ etwa fremd, aber ökonomischer …

Und es geht Jahrzehnte später den Männern und Frauen aus der für kurz gewesenen Regierungspartei auch nur um das bloße Ökonomische …

Es stimmt nicht, daß es sich jetzt bei der Operette um eine Bearbeitung handelt. Diese Operette wird seit dem Mai 1945 bis zu diesem Tage in Permanenz gespielt, sie wurde nur nie abgesetzt. Die einzige Änderung, die Zeit verlangt ihren Tribut, ihre Darsteller und ihre Darstellerinnen kommen und gehen, müssen abgelöst werden durch die nächste Generation Figl. Nun ist die an der Reihe, zu der Martin Engelberg gehört. Ab und an gibt es winzige Adaptierungen, wie jetzt zum Beispiel durch das Auftretenlassen eines abendländischen Chors der Stummen. Damit ist diese aber Operette das weltweit am längsten ununterbrochen gespielte Theaterwerk, lässt damit sogar „Die Mausefalle“ um Jahre hinter sich. Das Stück von Agatha Christie wurde erstmals 1952 aufgeführt und dann bis zum März 2020 ununterbrochen gegeben. Nun wird „Die Mausefalle“ seit Monaten nicht mehr gespielt, ist abgesetzt, die Operette „Generation Figl“ hingegen läuft weiter und weiter und weiter …

Österreich, Land der Weltspitzen …