Es ist an der Zeit, einen Kalender mit einer weiteren Jahreszahl anzuschaffen, und in dem wird wieder zum 31. Dezember der Spruch
Wird ́s besser? Wird ́s
Schlimmer? Fragt man
Alljährlich. Seien wir
Ehrlich: Leben ist immer
Lebensgefährlich!
stehen, wie in diesem Jahr, wie in all den Jahren zuvor.
Das Jahr ’20 wird nicht mit einem heiteren Spruch bei Sekt und Lachs zu Strauß enden. Die Fragen werden sich nicht darum drehen, ob es besser, ob es schlimmer wird, diesmal wird die nervenzerrüttende Frage die Pummerin sein, die ’21 dröhnend unter der Schädelwand anschlagen wird, hin und her, mit ihrem Klöppel von einer Schädelwand zu anderen Schädelwand.
Gegen die Schädelwände der Klöppel immerzu schlagend, immerzu: Was noch? Was kommt noch? Was noch!
Und viele wissen bereits jetzt, zwei Wochen vor diesem Spruchkalendertag, was noch kommen kann, ist für sie schon gekommen, sie haben alles hinter sich, sie haben nichts mehr vor sich.
Wenn aber die Wohnung noch warm ist, der Kühlschrank nicht leer, auf dem Konto noch das Geld für die Miete für den ersten Monat im nächsten Jahr, der Wirt um die Ecke geschlossen zu halten hat, die Gefährlichkeit des Lebens sich nicht bewahrheitet hat, kann die Pummerin mit ihrem Was-Noch-Gedröhne abgehängt werden, verbleibt die Zeit für eine Mußefrage.
Was wird in dreizehn Jahren sein?
Was wird in Österreich in dreizehn Jahren wieder sein?
Ein Urteil? Wird es in dreizehn Jahren wieder Urteile geben, wie nun im Dezember ’20 Urteile für Taten, die vor über dreizehn Jahren unter einer Bundesregierung, die vor dreizehn Jahren ausgeschieden wurde, begangen wurden?
Eine Mußefrage kann auch dazu verleiten, ein Familienalbum aufzuschlagen, sich Bilder anzusehen, die von der Weitergabe in der österreichischen Familie erzählen, von einer Generation auf die nächste Generation. Fotos, die zeigen, wie sich ein junger Mann, von dem damals niemand wußte, was aus ihm einmal werden wird, der wohl auch selbst damals nicht wußte, was für ihn noch kommen wird, wohl bewundernd und wohl mit Stolz zu einem Mann hinneigt, der nun zu einer Haftstrafe verurteilt wurde, wie ein junger Mann von einem Mann, der damals für den verurteilten Minister der Bundeskanzler war, wie ein junger Mann zusammen mit einem Mann, der für kurz Vizekanzler war und von einem Inselurlaub nicht mehr ins Amt zurückfand, ein Interview gibt, einem Mann, der seine hohen journalistischen Qualitätsansprüche an seinen Sohn durch learning by doing weitergibt, wie es sich für eine österreichische Familie geziemt.
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