Und was du verdarbst, machen andre gut.

Österreich ist immer noch der „wangenrote Jüngling“, wie von Franz Grillparzer einst besungen. Wie an diesem 21. Dezember ’20 gedacht werden mußte, beim Anblick seines schlafenden Bundeskanzlers im Parlament. Am Nachmittag dieses Tages zwischen 13 und 16 Uhr. Der junge Bundeskanzler schlief nicht die ganze Zeit über. Zuerst besang er sich selbst.

Es ging um C. Worum sonst?

Er schlief noch nicht, als Gabriele Heinisch-Hosek das Elend der Kinder beschrieb, die in nassen Zelten von Ratten gebissen werden, und am Ende ihrer menschlichen Rede den Entschließungsantrag zur Aufnahme von Kindern aus den Flüchtlingslagern Kara Tepe einbrachte, das Parlament möge den darin direkt angesprochenen Bundeskanzler und die darin direkt angesprochene Bundesregierung ermächtigen, Kinder in Österreich aufzunehmen, wobei Bundeskanzler und Bundesregierung auf die Unterstützung von vielen Gemeinden und von der Zivilgesellschaft mit Sicherheit zählen können.

Dann, ein paar Rednerinnen später, nickte der Bundeskanzler im Parlament ein. Sonst ging es, bis auf diesen Entschließungsantrag, stets nur um C. Worum sonst.

Gegen 16 Uhr kam es dann zur Abstimmung über diesen Entschließungsantrag zur Aufnahme von Kindern aus Flüchtlingslagern in Österreich. In einer Rede davor ging es doch einmal noch um die Aufnahme der Kinder, eine Abgeordnete der Grünen sprach sich dafür aus, Kinder aus Flüchtlingslagern aufzunehmen, nach ihr sprachen nur noch wenige Redner. Ob der Bundeskanzler bei der Abstimmung über den Entschließungsantrag zur Aufnahme von Kindern aus Flüchtlingslagern in Österreich noch schlief, doch schon wieder wach war, kann nicht gesagt werden, es wurde lange schon weggesehen, nur noch hingehört, um nicht das Ergebnis der Abstimmung zu überhören. Der Antrag zur Aufnahme von Kindern aus Flüchtlingslagern, die in nassen Zelten von Ratten gebissen werden, in Österreich bekam keine Mehrheit. Nur eine Minderheit stimmte dafür. Für eine Mehrheit hätte es die Stimmen der zwei Parteien benötigt, die derzeit die christgrünschwarze Regierung mit dem schlafenden Bundeskanzler im Parlament in Österreich stellen …

Ob die von Ratten gebissenen Kindern in den nassen Zelten in einer Nacht so viel Schlaf bekommen, wie der Bundeskanzler im Parlament an einem Nachmittag? So müde wie ihr großer Bruder Seinkönnender werden die Kinder am Nachmittag auch sein, vielleicht finden sie zumindest am Nachmittag auch ein wenigstens einigermaßen trockenes Plätzchen, um auch ein wenig Schlaf zu bekommen. Wenigstens so viel gleich ihm im Halbtrockenen, das ist ihnen zu wünschen, für heute, und für morgen viel, sehr viel mehr.