Heinz Fischer – einen Nenner findet, wo Polen sagt, ja, das können wir verantworten, und wo Hitler sagt, ja, da ist jetzt die Hauptforderung, die ich hab und derentwegen ich den Krieg begonnen hab …

Heinz Fischer zur Moderatorin, flüsternd: Ich tät ihn gern was fragen.

Heinz Fischer: Herrr Botschafter, mich würde eine Frage sehr interessieren. Wir sind alle primär und hauptsächlich jetzt einmal interessiert, daß das Blutvergießen und das Töten und das zu Tode kommen von Kindern aufhört. Dazu wird es hoffentlich Gespräche geben.
Vasyl Khymynets: Ja.
Heinz Fischer: Aber wenn ich mir die Positionen Putins anschau, ich habe das einigermaßen genau studiert, und wenn ich mir andererseits die Positionen der Ukraine anschaue, ist es für Sie denkbar, daß man einen Nenner findet, wo die Ukraine sagt, ja, das können wir verantworten, und wo Putin sagt, ja, da ist jetzt die Hauptforderung, die ich hab und derentwegen ich den Krieg begonnen habe, nämlich, daß die NATO nicht immer weiter nach Osten geht, erfüllt ist. Ich finde kein Modell, wo ich sagen kann, das wäre eine Chance, daß beide Seiten zustimmen.
Vasyl Khymynets: Herr Präsident, aus meiner Sicht, daß war der Fehler, daß man zu stark Putin zugehört hatte, daß man ihm immer, insbesondere seit 2014, immer irgendwie toleriert hat, daß man geschaut hat, daß er keine Vorwürfe, wie viele Vorwürfe haben wir gehabt. Ukraine darf keinesfalls NATO-Mitglied werden, obwohl es ein souveränes Land ist.
Heinz Fischer: Aber Herr Botschafter.
Vasyl Khymynets: Wir sind bereit zu Verhandlungen.
Heinz Fischer: Ja.
Vasyl Khymynets: Und der Präsident hat das mehrmals signalisiert. Wir haben auch Hauptstädte genannt, wo wir bereit sind, jetzt ist die Frage, ob Putin bereit ist, das ist der Punkt.
Heinz Fischer: Aber Sie als Diplomat, haben Sie eine Vision, wo eine Linie verlaufen könnte, die für beide Seiten akzeptabel ist?
Vasyl Khymynets: Aus meiner Sicht ist ganz einfach. Er zieht seine Truppen zurück aus der Ukraine, wo jetzt alles besetzt ist. Und dann starten wir unseren Aufbau unseres Landes, Aufbau von unserer Zukunft. Was Putin macht, weiß man nicht, weil das ist jetzt eine andere Sache.
Heinz Fischer: Und ist es für Putin auch akzeptabel, daß, was Sie hier vorschlagen?
Vasyl Khymynets: Das ist das Problem, daß man sehr sehr lange geschaut hat, was für ihn akzeptabel sein könnte, was nicht, und man es immer ignoriert, ein souveränes Recht jedes einzelnen Staates, das ist das Problem.

Da es jetzt in Österreich recht modisch, nahezu eine Obsession ist, fanatisch nahezu, Vergleiche zu bringen, mit 1933, mit 1938, mit 1945, ist es erlaubt, drängt es sich geradezu auf, keinen Vergleich – über die unseligen gemachten wird noch weiter zu schreiben sein – anzustellen, aber zu fragen, wie wäre zum Beispiel 1939 ein Gespräch zwischen Heinz Fischer und einem nationalsozialistischen Botschafter verlaufen, im September 1939, am siebenten Tag des Angriffs, des Überfalls auf Polen, wäre es so verlaufen, genauso, wie es am letzten Sonntag, 27. Februar 2022, verlaufen ist, zwischen dem Botschafter der Ukraine und dem altösterreichischen, umgekehrt, dem österreichischen Altbundespräsidenten?

Die Antwort darauf zu finden, fällt nicht schwer …

Wohin für Invasoren akzeptable Vorschläge führen, das muß nicht mehr ausgeführt werden, es sind für Invasorinnen Freibriefe … Aber Heinz Fischer, Händler der vier Winde, in „Zentrum“ sieht sich im Zentrum der Weltlösung, als Unterhändler des Angriffsherrn mit dem rührenden Ehrgeiz, einen für Putin akzeptablen Vorschlag heimbringen zu können, so wie ein Jahr vor dem September 1939 für Hitler akzeptable Vorschläge erhandelt heimgebracht wurden, die Hitler eine Einladung …

Nur das soll noch abschließend hinzugefügt sein: Gesinnungsgemäß aber sind keine Jahrzehnte zwischen 1939 und 2022, wenn etwa an den Mann aus Rußland gedacht wird, der in Österreich für seinen Gesinnungsschaft ein immer wieder einzuladender Philosoph ist, vielleicht deshalb ein Philosoph, weil er auch Manifeste schreibt, ein Putineinsager, der vor Jahren schon zum Krieg, zum Angriffskrieg auch gegen die Ukraine …