Warum muß für Thomas Mayer ein Präsident unschuldig und für ihn eine Frau die Verantwortung für ein nicht von ihr zurückgezogenes Interview übernehmen?

Thomas Mayer empfiehlt an diesem Tag, 28. September ’22:

Sie sollten den Thread von @amanpour lesen. Sie zog mit ihrem Team ab, nachdem sie sich geweigert hatte, beim Itv eine Kopfbedeckung zu tragen und der Präsident deswegen nicht erschien.

Zuerst ein Bild, das auch Thomas Mayer augenblicklich verstehen wird, wer da war, wer wartete und wartete und wartete, wer nicht das Interview „platzen“ ließ.

Und wer den „Thread“ las, verstand das Gelesene augenblicklich. Der Präsident war es, der nicht kam. Er ließ vierzig Minuten auf sich warten, um dann the aide zu schicken mit der ungehörigen Botschaft, seine Hilfskraft hatte auszurichten, sie, Amanpour, habe ein Kopftuch zu tragen, und wenn sie, Amanpour, kein Kopftuch trage, dann wird das Interview nicht stattfinden.

Christiane Amanpour war da, wartete, vierzig Minuten, der Präsident brachte weder Kraft noch Mut auf, ihr selbst seine Anmaßung nach einem Kopftuch zu überbringen, er schickte eine Hilfskraft vor, verschanzte sich hinter einer Hilfskraft. Zur Unhöflichkeit des Wartenlassens der Manneswahn, die unannehmbare Mannesforderung …

CNN berichtet selbst als tatsächlich Beteiligte darüber und stellt unmißverständlich klar, wer dieses Interview „platzen“ ließ; es war nicht CNN, es war nicht Christiane Amanpour, sondern der Präsident.

Iran’s President abandons CNN interview after Amanpour declines head scarf demand. Iranian President Ebrahim Raisi withdrew from a long-planned interview with CNN’s chief international anchor Christiane Amanpour at the United Nations General Assembly in New York on Wednesday, after she declined a last-minute demand to wear a head scarf.

Thomas Mayer, ein Vertreter des österreichischen Medienstandards, zu dessen Kriterien wohl auch das Qualitätskriterium zählt, auf die eigene Genauigkeit zu beharren.

Für Thomas Mayer läßt also nicht der Präsident das Interview „platzen“, sondern, für ihn ist es CNN, das heißt im konkreten Fall, eine Frau, die für Thomas Mayer das Interview „platzen“ läßt. Sie hätte also – niemand ist zu gering, um interpretiert zu werden – nach Thomas Mayer wohl artig vierzig Minuten warten sollen, sie hätte dann artig die durch eine Hilfskraft überbrachte Erpressung des Präsidenten, den durch eine Hilfskraft überbrachten Befehl des Präsidenten ausführen und also ein Kopftuch sich umbinden müssen, um dann weiter noch artig zu warten, dann mit Kopftuch schon, bis der Präsident irgendwann sich doch bequemte, zu kommen —

Hierzu könnten Fragen gestellt. Wie etwa diese. Was sagt das generell über den österreichischen Journalismusstandard aus, im besonderen, wenn es um Frauen geht?