Österreich ’22, Schule der Patriarchen – „Bundespräsidentenwahl“: Gegen die „Verzweiflung“ Rosenkranz und Van der Bellen

Walter Rosenkranz redet von „Verzweiflung“. Alexander Van der Bellen redet von „Verzweiflung“. Was aber gegen „Verzweiflung“ wirklich hülfe, dafür handeln sie nicht.

Sie reden von Verzweiflung. Das Reden, das gegen Verzweiflung so viel hilft, wie der Rosenkranz fünfmal am Tag, wie das Bellen einmal in fünf Jahren – gar nicht.

Aber sie reden nicht vom Zweifel. Wogegen sie, auch dagegen nicht handeln, ist die Auflösung des Zweifels, des Zweifels, daß es in Österreich je noch eine Entwicklung —

Die „Bundespräsidentenwahl“ in Österreich im Herbst macht es wieder einmal mehr als kenntlich. Staatsoberhaupts

Absage an ein TV-Duell mit Rosenkranz. Die Wählerschaft kenne Van der Bellen nun ja schon, „wozu also Politik-Show?“, die die Würde des Amtes beschädigen könnte, fragte der Bundespräsident in der Tiroler Tageszeitung. Aus dem Mund des Staatsoberhaupts ist das starker Tobak. Natürlich sind TV-Debatten keine tiefsinnigen Diskussionen, für viele sind sie aber die einzige Möglichkeit, einen eingehenderen Blick auf die Kandidaten […]

Staatsoberhaupt kommt aus einer Partei, die, so geht die Legende, für Überwindung, Entwicklung … und nun, Staatsoberhaupt redet wie die vor Jahrzehnten der Wiederwahl sich stellenden „Bundespräsidenten“ auch in der Absage … „die Würde des Amtes“ —

Es ist pure Wiederholung. Dieses Kapitel könnte auch so geschrieben werden, wie es vor zwölf Jahren geschrieben wurde, auch eine Wiederholung, aber die Wiederholung kann nicht dem Roman vorgeworfen werden, ein Wirklichkeitsroman kann nur enthalten, was die Wirklichkeit enthält, und die österreichische Wirklichkeit enthält nichts als Wiederholungen.

Wer andere Romane lesen will, muß für andere Wirklichkeiten sorgen.

„Bundespräsidentenwahl absagen“, wie vor zwölf Jahren ein Kapitel genannt, dazu könnte, mit Schaudern, gefragt werden, aber dann bliebe ja — Nein, dazu gehörte untrennbar ein zusätzliches Gesetz, mit dem das Ende der jetzigen Amtsperiode mit dem vorgesehenen Datum beschlossen ist, und ab dem 26. Jänner 2023 das Amt des „Bundespräsidenten“ unbesetzt bleibt, bis entschieden ist, ob es je wieder und vor allem wie dieses Amt geben soll. Nur weil Staatsoberhaupt meint, „es braucht ihn“, heißt das bloß, das Vorstellungsvermögen, wie die Amtsgeschäfte sonst erledigt werden könnten, hält nicht mit, mit dem Politikvermögen, daß dieses würdige Amt erfordert.

Und dazu gehört unweigerlich, Sie ahnen es, eine Wiederholung, wenn es denn das Amt weitergeben soll, eine umfassende und tiefgreifende Reformierung auch und zuerst des „Bundespräsidentenwahlgesetzes“

(und ja, es sind leider nur Männer) zu werfen.

Es sind (in Klammern gesetzt, wie alles, was wichtig ist, je in Klammern), „und ja, es sind leider nur Männer“, so klagt ein Kommentator einer Tageszeitung des medialen Standards in Österreich. Und die „Leider-nur-Männer“ haben alle schon die Zulassung zur Wahl, die „Leider-nur-Männer“ haben nach Fabian Schmid alle schon die sechstausend Unterstützungserklärungen als Ticket, um in „TV-Debatten“ eingelassen zu werden, nur die drei Frauen, die ihre Kandidaturen ebenfalls bekanntgegeben haben, ach, nur die drei Frauen, leider, leider, leider haben die sechstausend Unterstützungserklärungen nicht und leider nicht zusammengebracht —

Aber die Frauen brauchen darüber gar nicht zu verzweifeln, den Männern geht es ja auch nicht besser, der Kommentator dieser Tageszeitung des österreichischen Standards des Qualitätsjournalismus findet nicht die Absage von Staatsoberhaupt an alle Männer unverständlich, bloß die „Absage an ein TV-Duell mit Rosenkranz“. Es sind schlagende Argumente, die der Kommentator dafür vorbringt.

Rosenkranz kommt aus dem rechten Eck, ein Paria kann er aber nicht sein – hat ihn doch Van der Bellen selbst als Volksanwalt angelobt. Eine Debatte würde es Van der Bellen erlauben, Rosenkranz’ Positionen sachlich zu widerlegen. Damit könnte er womöglich jene erreichen, die diese blauen Ansichten teilen. Sich dem nicht zu stellen und Diskussionen zu verweigern – das ist es, was tatsächlich die Würde des Amtes beschädigen könnte.

Staatsoberhaupt würde dem Kommentator wohl zurufen, er solle Geschichte lernen, Denn.

„Rechte“ würde es in Österreich gar nicht geben, so sensibel wird in Österreich, um auch das zu wiederholen, damit umgegangen, so Staatsoberhaupt —

Und ein „Paria“? Gesinnungsgemäß gewiß nicht, aber schon gar nicht in Österreich, und auch nach den Ansichten etwa von Max Weber oder Hannah Arendt ebenfalls nicht, aus dem Volk, im Gegenteil.

Und ob die Männer die sechstausend Unterstützungserkärungen zusammenbekommen werden, das wird erst am 29. August zu erfahren sein, zwanzig Tage nach dem Sticktag 9. August. Und vielleicht ist dann doch eine Frau mit sechstausend Unterstützungserklärungen mit dabei, die „sachlich zu widerlegen“ keines Menschen demokratische Pflicht sein wird, aber diskutierte recht besonders die eine Werberin, wie könnte der Mann, von dem Fabian Schmid meint, er hätte schon die sechstausend …, dann vor dem Fernsehapparat immer wieder ausrufen, ja, die sagt genau was auch …