Empfängnis der Gleichberechtigung in Sippenhaftung

Was nicht alles verlorenging, an Menschen, an Gütern, aber vor allem an Ideen zur Gleichberechtigung.

„Alles verlorenging, vor allem an Ideen zur Gleichberechtigung“.

So klagt Irene Suchy am 8. Dezember 2022 im öffentlich-rechtlichen Rundfunk Österreichs, gleich in der Frühe, wenn Gedanken frisch wie der Tag

Das Verlorengegangene nur zu beklagen, das aber ist zu wenig, das Verlorengegangene wiederzubringen, ist allerhöchster Auftrag, und dafür muß noch früher aufgestanden werden, in der frühesten Frühmesse ist die frohe Botschaft den Menschen zu verkünden, es ist, siehe wahrlich, nicht verlorengegangen, zwei Frauen, erfüllt von diesem öffentlichen Auftrage, bezeugen dies in der frühesten Frühmesse an diesem 8. Dezember 2022, was verlorengegangen schien, ist nicht verlorengegangen, was tot schien, ist nicht tot, ist auferstanden, ersteht auf, annus für annus, auf daß es allen wiedergebracht, das geweissagte Wort, es wieder in Gleichberechtigung gelebt —

Und damit kommen wir jetzt direkt zum Bibelessay. Zu Maria Empfängnis feiert die katholische Kirche die Empfängnis der Mutter Jesu, Maria aus Nazareth, durch ihre Mutter Anna. Ein Tag der somit neun Monate vor der Geburt Marias stattfindet, die am 8. September gefeiert wird. Seit dem neunten Jahrhundert gibt es Liturgien zur Empfängnis Marias. Seit dem fünfzehnten Jahrhundert einen Festtag. Am 8. Dezember 1854 hat Papst Pius der neunte die Lehre von der unbefleckten Empfängnis Mariä als Glaubenssatz erklärt. Maria gilt im Christentum als neue Ära, die einst mit Adam ihre paradiesische Unschuld verloren hat. Davon erzählt auch ein Bibeltext aus dem alttestamentlichen Buch Genesis, der heute am 8. Dezember in katholischen Kirchen gelesen wird.

„Heute am 8. Dezember in katholischen Kirchen gelesen wird.“

Im öffentlich-rechtlichen Rundfunk Österreichs „hören Sie gleich Gedanken dazu von der katholischen Theologin Regina Polak, und zuvor noch Judith Fürst mit dem Bibeltext.“

Nachdem der Mensch vom Baum gegessen hatte, rief Gott, der Herr, ihm zu und sprach:

Wo bist du?

Er antwortete:

Ich habe deine Schritte gehört im Garten und da geriet ich in Furcht, weil ich nackt bin und versteckte mich.

Darauf fragt er:

Wer hat dir gesagt, daß du nackt bist? Hast du von dem Baum gegessen, von dem ich dir geboten habe, davon nicht zu essen?

Der Mensch antwortete:

Die Frau, die du mir beigesellt hast, sie hat mir von dem Baum gegeben, so habe ich gegessen.

Gott, der Herr, sprach zu der Frau:

Was hast du getan?

Die Frau antwortete:

Die Schlange hat mich verführt, so habe ich gegessen.

Was für eine schöne Idee des Herrn, gerade in Österreich, wo das schon verlorengegangen zu sein schien, daß der Mensch, der österreichische Mensch ganz Unschuld ist, nur getan und tut, was ihm gesagt ward und wird, nur verführt, ach, nur verführt, von einer Schlange, die von weit her nach Österreich kam, um des österreichischen Menschen Idealismus zu mißbrauchen.

Da sprach Gott, der Herr, zur Schlange:

Weil du das getan hast, bist du verflucht, unter allen Vieh und allen Tieren des Feldes. Auf dem Bauch wirst du kriechen und Staub fressen alle Tage deines Lebens. Und Feindschaft setze ich zwischen dir und der Frau, zwischen deinen Nachkommen und ihren Nachkommen, er trifft dich am Kopf und du triffst ihn an der Ferse.

Zur Frau sprach er:

Viel Mühsal bereite ich Dir, und häufig wirst du schwanger werden, unter Schmerzen gebierst du Kinder. Nach deinem Mann hast du Verlangen, und er wird über dich herrschen.

Zum Menschen sprach er:

Weil du auf die Stimme deiner Frau gehört und vom Baum gegessen hast, von dem ich dir geboten hatte, davon nicht zu essen, ist der Erdboben deinetwegen verflucht, unter Mühsal wirst du von ihm essen alle Tage deines Lebens. Dornen und Disteln läßt er dir wachsen und die Pflanzen des Feldes wirst du essen. Im Schweiße deines Angesichts wirst du dein Brot essen, bis du zum Erdboden zurückkehrst, denn von ihm bist du genommen. Staub bist du und zu Staub kehrst du zurück.

Was für eine schöne Idee der Herr in die Welt brachte: die Sippenhaftung. Was ein Mensch, was eine Schlange, was eine Frau tat und tut, haben alle Menschen, alle Schlangen, alle Frauen getan, tun alle Frauen, alle Schlangen, alle Menschen, für das sind alle in Sippenhaftung zu nehmen, nicht aber eine einzige Generation, sondern alle Generationen, bis zum jüngsten, also bis zu deren allen letzten Tag auf Erden …

Was für eine schöne Idee der Herr in die Welt brachte: die Gleichberechtigung. Allen Frauen, die ein Verlangen nach ihren Männern haben, brachte er die Gleichberechtigung unter ihnen, daß über sie die Männer herrschen, den Männern die Gleichberechtigung unter ihnen, daß sie über die Frauen, die ein Verlangen nach ihren haben, herrschen.

Und der Mensch, der herrscht, gibt denen, über die er herrscht, ihren Namen, damit die Beherrschten niemals vergessen, auf ewig wissen, Beherschte zu sein, und die Herrschenden niemals vergessen, auf ewig wissen, über wen sie zu herrschen.

Der Mensch gab seiner Frau den Namen Eva, Leben, denn sie wurde die Mutter aller Lebendigen. Gott, der Herr, machte den Menschen und seiner Frau Gewänder von Fell, und bekleidete sie damit. Dann sprach Gott, der Herr:

Sehe, der Mensch ist einer wie von uns geworden, daß er gut und böse erkennt, aber jetzt soll er nicht seine Hand ausstrecken, um auch noch vom Baum des Lebens zu nehmen, davon zu essen und ewig zu leben.

Da schickte Gott, der Herr, ihn aus dem Garten Eden weg, damit er den Erdboben bearbeitete, von dem er genommen war. Er vertrieb den Menschen und ließ östlich vom Garten Eden die Cherubin wohnen, und das lodernde Flammenschwert, damit sie den Weg zum Baum des Lebens bewachten.

Aus dem Buch Genesis, Kapitel drei, die Verse neun bis vierundzwanzig.

So ist nichts in der Welt verlorengegangen, wie es Irene Suchy am 8. Dezember 2022 wehmütig scheinen will.

Auch an diesem 8. Dezember 2022 wurde der Akt der Bestätigung der Gleichberechtigung des Herrn öffentlich – in den Kirchen und im öffentlich-rechtlichen Rundfunk Österreichs – unterschrieben, der Schwur auf die Gleichberechtigung und auf die Sippenhaftung erneut geleistet, auf daß die Gleichberechtigung und die Sippenhaftung ewiglich —

Es ging nichts verloren. Nicht die Gleichberechtigung.

Die Güter gehen je nicht verloren.

Auch anno 1938 gingen die Güter nicht verloren, der Herr nahm die Güter reichlich von jenen, die von ihm zur Sippenhaftung auserkoren, und der Herr gab die Güter reichlich jenen, die er erwählte, in seinem Garten Eden zu wohnen, und von ihm ausgestattet mit der nackten Gewaltherrschaft über …

Die Menschen gehen je nicht verloren.

Auch anno 1938 gingen die Menschen nicht verloren. Sie wurden, in Erfüllung des Herrn Auftrages der Sippenhaftung, vertrieben, gejagt, deportiert, ermordet …