Kloepfer

Wie lieb ein Buch in die Kamera gehalten wird, ach, ein harmloses Buch, nur ein Bändchen Gedichte, mit einem gar so friedlichen wie sinnigen Titel: „Joahrlauf“, von Hans Kloepfer, aus dem Verlag, für den auch der Präsident schon mal lieb ein Buch in die Kamera hält, wohl auch ein ganz und gar harmloses Buch, das kein reines Bändchen mit Gedichten, das der Soldateska zur Verpflegung in den Tornister gesteckt werden kann, wie die Bändchen des Hans Kloepfer in die Rucksäcke der Soldateska gesteckt werden konnten, die sie wohl nähren sollten, wenn zum Stillen des Hungers kein Brot mehr, die der Soldateska eingepackt als Speck, sie zu kräftigen zum Weiterkämpfen —

Ein weitere Fotographie zeigt die Schautafel „Die Stimme Hans Kloepfers“… Vielleicht erinnerte sich die Soldateska , wenn sie in den Pausen zwischen Gemordetwerden und Morden sich satt las, an seine Stimme, und fühlte sich von ihm direkt angesprochen, alle „Buabn“ persönlich einzeln von ihm mit Hoffnung und Zuversicht gefüttert: „Wanns d‘ hoamkimmst, mei Bua“ —

Heimgekommen sind sie, aber nicht zu ihm, in seine warme steiermärkische Stubn, in der auf dem Tisch nicht Gedichtbändchen zum Verzehr, zum Stillen des Hungers und des Durstes, sondern Brot, Speck, Wurst, Eier und Schilcher

Heimgekommen sind sie, die Buabn, aber nicht mit dem Zug, auch nicht in Särgen, sie wurden einfach liegengelassen, auf irgendeiner Erde, einfach dort zurückgelassen, wo sie heimkamen und fortan ihnen ihre Heimat, die einzige Heimat als ihre Belohnung, die ihnen von der Heimat, von der sie ausmarschierten, je zugedacht, je zugebilligt —

Aber um Hans Kloepfer soll es nicht mehr gehen, zu viel schon zu ihm geschrieben, nicht um der Vergangenheit will, sondern einzig, weil von ihm in der Gegenwart nicht gelassen werden will, wieder und wieder für ihn sich Menschen betätigen, ihnen seine Heimaterdgesinnung weiter Nahrung sein will, obgleich die Speisekammern voll sind mit Brot, Speck, Wurst, Eier, Schilcher, kein Mensch hungern, dursten, frieren, ohne Sarg, ohne Urne heimkommen muß

Auf dem so lieb auf die unschuldigste Weise in die Kamera gehaltenen Gedichtbändchen ist zu lesen: „Hans Kloepfer Joahrlauf Gedichte in steirischer Mundart Mit Holzschnitten von […]“

Von diesem Schnitzer, der auch ein Meister aus Österreich ist, ist noch zu erzählen, ebenfalls einzig der Gegenwart wegen, von diesem Holzmeister, dem die Erziehung auch recht, recht wichtig war, wie ein von ihm bereits vorgestellter Holzschnitt —

Er hat einen Namen. Bevor aber sein Name in einem Kapitel doch zu nennen sein wird, soll von ihm ein weiterer Holzschnitt gezeigt werden, den er mit einem Spruch versah, als wäre dieser von ihm selbst —

Wer sein Volk liebt, beweist es einzig durch die Opfer, die er für dieses zu bringen bereit ist.

oder von ihm dem Tirolerischen in den Mund gelegt, der auch heute noch für nicht wenige ein Idol so recht, recht nach deren Heimaterdgesinnungsgeschmacke