Huldigung der sie anführenden Imame

Ein Video sorgt nun seit ein paar Tagen in Österreich für Aufregung … ach, was daran nun das Besondere sei, was daran nun das Neue sei, was wird nun nicht alles gesagt und geschrieben, von Menschen, die, könnte gemeint werden, bis vor wenigen Tagen nicht in Österreich lebten, nichts von Österreich je hörten, je lasen, je wissen …

Es braucht offensichtlich tatsächlich derartige Holzhammervideos, damit begriffen wird, ja was eigentlich begriffen wird? Damit endlich gewußt wird, ja was eigentlich gewußt wird, das nicht ohnehin gewußt wird, seit langer Zeit, nun aber hat die „Jugend“ dieser Partei das in ein Video gepackt, was von dieser „Jugend“ — was sonst soll diese „Jugend in ihr Video packen, als das, was in ihr seit je …

Es wird nun aufgeregt gesagt und geschrieben, auch das, die Sprache erinnere an die „rechtsextreme identitäre Bewegung“ … Welche Sprache soll eine „Jugend“ einer identitären Partei sonst verwenden, als eben die einer identitären Parlamentspartei, die es seit Jahrzehnten in Österreich gibt, und woher kann eine „rechtsextreme identitäre Bewegung“ ihre Sprache haben, als eben von einer identitären Vaterpartei, deren Identität der Idealismus

Ein konkretes Beispiel für diese Sprache ein Wort aus diesem Video: „Bevölkerungsaustausch“ – aus welchem Stall dieses die „rechtsextremen …“ holten, als wäre es ein Ei, das gelegt wurde von –

aber Hähne legen keine Eier, dennoch scheiden sie aus, auch Wörter wie „Bevölkerungsaustausch“;

eine Antwort darauf, was zuerst da ist, die Henne oder das Ei, in diesem Fall endgültig gegeben: der Hahn zuerst und dann seine Ausscheidungen, gierig eingesogen wie ein

rohes Ei von den „rechtsextremen …“ — Und was für eine Bedeutung wird ihr zuerkannt, von ihr das ihr selbst Zugeschriebene zu übernehmen, ihnen nachzureden, sie seien eine „Bewegung“, und sind tatsächlich nur ein Verein in der Kleinheit eines Schrebergartenvereins, der von sich bewegt verkündet, wo einer im Vereinsregisterauszug gesammelt, da —

Und was für Bücher kann eine solche „Jugend“ in ihrem Video zur Empfehlung nur zeigen? Als eben jene, die in einer solchen Vaterpartei, es brauchen hier die Namen nicht genannt werden, zur Genüge schon von den Parteivätern empfohlen, und nicht nur diese,

sondern weit,

recht weit mehr

recht weit mehr …

Und das schien noch nie zu ergrimmen, jedenfalls die, denen die Vaterpartei eine koalitionäre Regierungspartei in Vergangenheit und Gegenwart, wenngleich ihr keine Zukunft, aber wer braucht schon eine Zukunft, wenn regiert werden kann,

ach, könnte das Regieren gekonnt werden, ja, wenn das Regieren gekonnt werden könnte, gäbe es diese Vaterpartei als koalitionäre Regierungspartei nie und nimmer.

Die von dieser „Jugend“ vorgelegten Bücher lassen auch die Vermutung zu, sie, diese „Jugend“ hätte damit eine videoske Prüfung abgelegt, und das Abitur bestanden, den Stoff ihrer Imame recht gepaukt, Literatur, die ihren Imamen einzig Kanon ist, so recht intus …

Daß einer ihrer Gebirgsfestungsimame dieses ihr Video „großartig“ findet, wer kann es ihm verhehlen, so von seiner „Jugend“ gehuldigt zu werden, von ihr so angebetet zu werden, was wäre er für ein Führer, fände er für sie kein rechtes Wort …

Und ein weiterer Imam, dem gehuldigt wird, was wäre er für ein Führer, reihte er sich nicht ein, ginge er nicht mit dieser seiner „Jugend“

nächtens im Fackelscheine

durchs Gestrüpp

Wie aber wird diese „Jugend“ betrachtet? Als Rätsel? Als Gefahr? Es gibt eine Betrachtung, die über diese „Jugend“ zitiert werden kann, zu lesen in „V13“ von Emmanuel Carrère, denn, wie ebenfalls in dieser „Gerichtsreportage“ zu lesen ist: „zwei Seiten derselben Medaille“ … So muß für diese „Jugend“ nichts Neues formuliert werden, trifft doch auf diese „Jugend“ gänzlich zu, was zu dieser „Medialle“ bereits geschrieben:

Einen Dschihadisten betrachten wir als Rätsel, als Gefahr, aber auch als Opfer, als krankes, grausames Produkt einer kranken, grausamen Gesellschaft. Um an diesen Punkt zu gelangen, denken wir, muss man von einem erbarmungslosen sozioökonomischen System abgelehnt, gedemütigt und an den Rand gedrängt worden sein, sodass einem keine andere Wahl bleibt als die Kriminalität, oder eine durchgedrehte Religion.

Micheron bestreitet nicht, dass all das zutrifft und dass manche der Dschihadisten, die er getroffen hat, in diesem Sinn — der sich aus der Idee des Klassenkampfs speist — als Opfer angesehen werden können. Doch darf man nicht vergessen, sagt er, dass sie selbst sich keineswegs als Opfer oder als Sozialfälle sehen. Ganz im Gegenteil, sie sehen sich als Helden, als Vorhut einer großen, unwiderstehlichen, weltweiten Eroberungsbewegung. Die wirklichen Opfer sind in ihren Augen die erbärmlichen „gemäßigten“ Muslime, jene entfremdeten Kollaborateure, die glauben wollen, der Islam sei mit den Werten der korrupten Gesellschaft, in der sie leben, vereinbar.

Die Kuffar halten sich — wie ich und wohl auch Sie, stelle ich mir — für offen und tolerant, doch die einzig respektablen Leute unter ihnen sind die rechtsextremen Identitären, denn sie stimmen mit den Dschihadisten vollkommen überein, dass ihre Zivilisationen radikal unvereinbar sind. Es gibt einen dschihadistischen Stolz und ein dschihadistisches Selbstbewusstsein, die erklären, warum Deradikalisierungsprogramme im Allgemeinen so schlecht verfangen. Wenn das Römische Reich im 1. Jahrhundert Dechristianisierungsprogramme gestartet hätte, wären sie genauso wirkungslos geblieben: sie hätten die angehenden Märtyrer nur noch mehr in Ekstase versetzt. Wenn man sein Leben einem gerechten, ruhmreichen Kampf verschrieben hat, der Leib und Seele durchtränkt und bei dem der Sieg im Himmel wie auf Erden gewiss ist, warum sollte man sich dann überreden lassen, auf die Seite der Verlierer zu wechseln?

Wie betrachtet sich diese „Jugend“ selbst? Im Video selbst gibt sie eine ihrer Antworten, auf eine Tafel gekritzelt: „Opfer“ — „Opfer“, die keine „Opfer“ sind, sondern sich selbst, wie diese „Jugend“ ihre Taten, zumeist und noch zumeist bloß in Wort und Schrift, als Opferungen preisen, machen sich irgendwann auf zum Ausmarsch, und auch davon ist zu lesen, in der nicht letzten zu schreibenden „Gerichtsreportage“:

Dieser Prozess lehrt zweierlei. […] Und zweitens, dass die Bedrohung durch Terrorismus sich derzeit verändert. Der nächste große Anschlag, denn es wird zwangsläufig einen geben, könnte durchaus nicht von Dschihadisten ausgehen, sondern von ihren Nacheiferern und Erzfeinden: weißen Rassisten.