Die Frage der Herkunft und Bedeutung, gestellt am Beispiel sogenannter Höhlenkunst und Bourgeoisie
Es hat sich eingebürgert, beim Fund von „Höhlenkunst“ sofort von „Belegen spirituellen Denkens“ zu sprechen, also der Mensch bereits vor 30.000 und mehr Jahren ebenfalls ein gläubiger Mensch war, wie es auch jetzt aktuell wieder getan wird, bei den 44.000 Jahren alten Zeichnungen, bei der sogenannten Höhlenmalerei auf der Insel Sulawesi …
Ein Argument dafür stets, diese Malerei sei nicht realistisch — —
Was aber, wenn der Mensch vor 40.000 und mehr Jahren sich noch nicht der Weltarmut der Realität verschrieben hatte, der Mensch erst in seinem zeitlichen Fortgang also weltarm wurde, er wurde, was er nicht war, als er sich noch nicht entfernt hatte von den Tieren, das Leben der Tiere auch er lebte, keine Trennung zwischen Mensch und Tier behauptet ward.
Der Mensch vor 40.000 und mehr Jahren die Wirklichkeit also ganz diesseitig sah, ohne Glauben, ohne Götter, aber die Wirklichkeit surreal sah und diese auch so abbildete. Der Mensch, wenn er vor 40.000 und mehr Jahren aufschaute, das Offene schaute, mit dem Blick des Tieres das Offene ganz durchdringend schaute. Während der Mensch dieser Tage das Display seines Smartphones anstarrt, aus dem er in seiner gesamten Entblößung geschaut.
Es wird also in der Rückschau stets ein „spirituelles Denken“ als Beginn des Menschseins behauptet, obgleich aus Erfahrung gewußt werden müßte, es kann beim Wenden des Kopfes nach rückwärts niemals alles gesehen werden, was hinter dem Rücken noch …
Es will also bei dieser 40.000 und mehr Jahre alten Malerei die Herkunft der menschlichen Kunst aus einem Glauben nicht nur nicht verschwiegen werden, sondern massiv herausgestellt werden, mit den hellsten Scheinwerfern, die es gibt, angestrahlt werden, damit für alle nur diese eine Herkunft …
Wie anders hingegen wird bei der Bedeutung und der Herkunft der „Bourgeoisie“ verfahren. Die Scheinwerfer ausgeschaltet, die Herkunft auf immer verschwiegen. Es würde darunter wohl zu sehr die Selbstwahrnehmung leiden, die Selbstschmeichelung nicht mehr gelingen, die tatsächliche Herkunft der „Bourgeoisie“ eingestehen zu müssen, diese Herkunft, die zurückgeht auf Ladenbesitzer und Handwerker in Kleinstädten …
Wie stünde etwa ein Mann, der von sich sagt …
„In der Kultur, der Bildung würde ich mich eher bürgerlich einordnen.“
… wie stünde also dieser Mann als Beispielgeber da, der nach seiner dieser eigenen Einteilung und Bekundung auf die Frage, was denn für ihn „bürgerlich“ sei, antwortet:
„Da gibt es die historische Komponente. Als das Bürgertum identisch war mit der Bourgeoisie. Das war eine soziale Klasse – ausgezeichnet etwa durch Unternehmertum, einen entsprechenden Lebensstil.“
Er würde niemals auf die „Bourgeoisie“ verweisen, wäre ihre Herkunft derart breit reduziert kommuniziert, wie die Zuordnung des Menschen vor 40.000 und mehr Jahre zum …
Und auch wenn die ursprüngliche Bedeutung und die Herkunft der „Bourgeoisie“ breit verschwiegen wird, mehr noch, breit umgeschrieben wurde, eines kann auch dieser Beispielgeber nicht verleugnen, seine Herkunft aus einer Kleinstadt, in der vielleicht sein Vater ein Handwerker, ein Mopedmechaniker oder ein Installateur war, vielleicht seine Eltern, die sich für ihren Sohn etwas Besseres, von ihm sich das Beste erhofften, einen Friseurladen …
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.