Angestellt bei Lenart & Sellner

Zur Weihnachtszeit zeigt sich die identitäre Parlamentspartei und ihre Gliederungen stets von ihrer besten abendländischen Seite.

Auch zur Weihnacht 19 mit ihrer Legende vom lesenden Knaben, wie zur Weihnacht vor fünf Jahren mit der Präsentation eines Gedenkenberichtes über Kongo-Müller …

Und vor fünfzig und zwei Jahren hielt in Wien Theodor W. Adorno einen Vortrag, in dem er auch Kongo-Müller erwähnte, aber wie anders als das identitäre Magazin der identitären Parlamentspartei …

„Zum Beispiel der berüchtigte Kongo-Müller, ein Mann, der in Deutschland sich aufgehalten hat, ein Deutscher, der unter den Söldnern im Kongo eine offenbar besonders grausliche Rolle gespielt hat, der hat also erklärt, wo immer in der Welt […] zu kämpfen sei, da werde er sich sofort zur Verfügung stellen, denn das sei ja im Sinn der Demokratie.“

Adorno hielt seinen Vortrag „Aspekte des neuen Rechtsradikalismus“ in Österreich. Vor über fünfzig Jahren also brachte Adorno, auch Adorno, das Handwerkzeug nach Österreich. Ausgerechnet nach Österreich. Er wird vielleicht das Vertrauen gehabt haben, die Hoffnung, in Österreich werden die Menschen rasch die Handhabe dieses Werkzeugs lernen, für den Umgang mit derartigen Parteien und ihren Gliederungen. Mehr als fünfzig Jahre später muß gesagt werden. Kurz: sie haben es nicht gelernt. In über fünfzig Jahren haben sie nichts gelernt. Einfach wie kurz gesagt: Bildungsresistenz eines ganzen Landes.

Denn. In diesem Vortrag, auch in diesem Vortrag, ist alles enthalten, was zu solchen Parteien und ihren Gliederungen zu sagen, wie mit solchen Parteien und ihren Gliederungen umzugehen ist. Wäre die Anwendung dieses Werkzeugs gelernt worden, in Österreich, die FPÖ wäre heute keine identitäre Parlamentspartei, sondern eine außerparlamentarische identitäre Formation, Hofer und Kickl und Hafenecker T-Shirt-Verkäufer, angestellt bei Lenart & Sellner …

Der Vortrag von Adorno vor über fünfzig Jahren hieß „Aspekte des neuen …“ — So „neu“ ist alles an der identitären Parlamentspartei, daß sie umfassend erklärt werden kann, mit einem über ein halbes Jahrhundert alten Vortrag. In diesem ist alles enthalten, was diese Partei und ihre Gliederungen ein halbes Jahrhundert später von sich geben, wie sie sich geben …

Es ist in Österreich wohl die Bildungsresistenz nicht allein, daß die Mandatarinnen, die Funktionäre der identitären Parlamentspartei nicht dort sind, wo ihr angestammter Platz ist, nicht das tun, was ihren Befähigungen enstpricht, Verkäuferinnnen von Lenart & Sellner, es ist abgründiger

In Wien hielt Adorno den Vortrag, wo fünfzig Jahre später ein Mann zur Zeit wohl schon heftige Träume hat, einst gar Bürgermeister … und was dies hieße, auch im Falle dieses Mannes, nun, auch das wußte bereits Adorno, obgleich viele der Vorderen in dieser Partei und in ihren Gliederungen damals noch gar nicht geboren waren, und dennoch konnte er über den Umgang mit ihnen sprechen, als lebten sie zu seiner Zeit, und sie leben auch tatsächlich zu seiner Zeit, und nicht nur zu seiner Zeit, auch noch viel früher, recht viel früher …

„Schließlich sollte man die Tricks, von denen ich gesprochen habe, dingfest machen, ihnen sehr drastische Namen geben, sie genau beschreiben, ihre Implikationen beschreiben und gewissermaßen versuchen, dadurch die Massen gegen diese Tricks zu impfen, denn schließlich will niemand ein Dummer sein oder, wie man in Wien sagen wird, niemand will die ‚Wurzen‘ sein. Und daß das Ganze auf einen gigantischen psychologischen Nepp herausläuft, das ist wohl durchaus zu zeigen.“