Weinheber & Bock

Steht die Büste des leaders noch im Looshaus?

Sie werden entrüstet sagen, selbstverständlich steht die Büste des leaders nicht mehr in der Vorhalle des Looshauses, in dem einst das Herrenausstattungsgeschäft Goldmann & Salatsch …

Na ja, im Schillerpark steht noch ein Weinheber-Abguß nach einer Büste von Josef Bock, der beide Büsten schuf, die von Josef Weinheber und seinem Führer.

Vielleicht sind Sie so freundlich und betreten einmal die Vorhalle des Looshauses, um Nachschau zu halten. Es möchte keine Überraschung mehr erlebt werden, die eine auf dem Michaelerplatz reichte, gleich gegenüber, in der Kirche, der kniende Dollfuß …

Auch dieser Zusatztafel scheint doch geboten, eine Zusatztafel zu errichten, die von dem Bildhauer Bock mehr … Und beide Zusatztafeln müßten dann auch gleich viel näher an das Weinheber-Denkmal herangerückt werden. Denn. So weit entfernt, wie die Zusatztafel jetzt platziert ist, werden wohl nur die Aufmerksamsten auf die Idee kommen, Weinheber-Zusatztafel und Weinheber-Denkmal gehörten zusammen, viele, die meisten wohl, werden die Schillerpark verlassen mit einem Rätsel, wer wohl dieser Weinheber gewesen sein mag, dem mit einem Denkmal gewürdigt wird, ein Politiker? ein Kammerschauspieler? ein Operettenkomponist? ein Herrenausstatter der Kaiserin?

So weit entfernt die Weinheber-Zusatztafel, es muß wohl ein Respektabstand für den Künstler, der einst den leader modellierte, sein, damit sein Werk in rechter Pracht ungestört von lästiger Vergangenheitsaufklärung wirken kann.

Elf Jahre vor seiner Schaffung seiner Büste seines Führers, dreizehn Jahre vor Schaffung seiner Büste des Lyrikers seines Führers stellte er sich als sozialdemokratischer Kandidat der Wahl in der Leopoldstadt für die Bezirksvertretung … Wohl auch er ein guter Beispielgeber, wie wandelbar Identität ist, der Zeit gehorchend, der Not gehorchend, der Eitelkeit gehorchend, der Gier nach materieller und immaterieller Anerkennung gehorchend …

NS Es wird mehr und mehr verständlich, weshalb es gerade Männer und Frauen mit dem Deutschlandlied wieder und wieder auf den Michaelerplatz zieht. Es muß der Duft der Diktatur sein, der ihnen ihre gesinnungsgemäße Demokratie ist. Die eine Seite duftmarkiert durch Dollfuß, auf der anderen Seite muß auch die einst hier gestandene Büste des Führers immer noch seinen Duft ausströmen, auch wenn diese schon lange nicht, wie doch eher vermutet werden darf, in der Vorhalle des Herrenausstatters stehen dürfte.

Der Michaelerplatz also, ihnen eine ihrer recht heiligen Pilgerstätten. Und da gibt es in Österreich manche, die sich Sorgen machen, ein Haus in Braunau könnte als Pilgerstätte …