Die Videobotschaft von Alexander Van der Bellen zum Porajmos-Gedenktag am 2. August 2020, in der er vom Auftrag durch das Gedenken zur Gestaltung von Gegenwart und Zukunft spricht, gebiert in derselben Nacht einen seltsamen Traum, einen Traum, der von sich selbst behauptet, ein Traum zu sein, der kein Traum ist, sogar als Traum eine Unmöglichkeit, es nicht einmal geträumt werden kann, daß ein Bundespräsident in Österreich sich für ein Denkmal mit allen Namen der Ermordeten, die nach wie vor am liebsten unter der Sammelkenzeichnung „Zigeuner“ geführt werden, einsetzt, sich für eine Namensmauer mit allen Namen der Ermordeten durch Shoah und Porajmos einsetzt, dies als seinen Auftrag, zu dem das Gedenken ihn verpflichten würde, ansieht.
Wie konnte es zu solch einem Traum kommen, zu einem Traum, der selbst den Traum von einem derartigen Denkmal als einen unmöglichen Traum zugleich verwirft?
Wohl dadurch, daß der Bundespräsident in Österreich in seiner Videobotschaft davon spricht, es würden Denkmäler errichtet werden. Er dadurch, tief in der Nacht eine Verfolgung durch die Frage im Schlaf auslöst, von welchen Denkmälern spricht er so beredt schweigend?
Von dem Denkmal etwa, daß nicht in einem österreichischen Bundesland steht, aber gefährdet in seinem Bestand ist, und das – ist dies der Sarkasmus der Geschichte? – durch die Errichtung einer Bahn-Trasse, und zwar in Berlin? Ein ohnehin etwas verstecktes Denkmal, und nun noch gefährdet …
Von dem Denkmal etwa in Maxglan (Salzburg), das in diesem Jahr ’20 beschädigt wurde?
Von dem Denkmal etwa im Stadtteil Parsch in Salzburg mit seiner ebenfalls unbekümmerten Inschrift, von „Zigeunern“ geschrieben steht, es nicht einmal notwendig befunden wurde, dieses schändliche Wort in Anführungszeichen zu setzen.
„In Salzburg fielen über 300 Zigeuner-Sinti und Roma der Nationalsozialistischen Rassenpolitik zum Opfer. Von 1940 bis 1943 unter unmenschlichen Bedingungen im Zigeunerlager Salzburg eingesperrt wurden sie im Frühjahr 1943 in Vernichtungs-KZ Ausschwitz deportiert.“
Vielleicht sollen doch weiter derartige Denkmäler errichtet werden, gerade in Wien, aber ein gemeinsames für die Opfer durch Shoah und Porajmos, nicht aber als ein nationales Mahnmal, sondern als ein europäisches Denkmal, und zusätzlich mit Tafeln versehen, auf denen auch die Namen der Opfer stehen, die bis zum heutigen Tag diesem „Rassenwahn“, wie es Alexander Van der Bellen in seiner Videobotschaft nennt, geopfert werden.
Mit viel Platz, mit sehr viel Platz für weitere Tafeln zur fortlaufenden Ergänzung der Namen, denn nur Menschen der Illusionen können die Zuversicht aufbringen, das Morden, die Pogrome, die Diffamierungen werden je aufhören.

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