In einem zivilisierten Land hätte ein Gesetzesantrag im Parlament für das Offenhalten von Waffengeschäften als Ausnahmeregelung während des sogenannten Lockdowns keine Mehrheit bekommen.
In Österreich hat an diesem 19. November ’20 gegen 18 h im österreichischen Nationalrat ein Gesetzesantrag für das Offenhalten von Buchhandlungen als Ausnahmeregelung während des sogenannten Lockdowns keine Mehrheit bekommen. Nicht einmal dieser bescheidene Antrag hat eine Mehrheit bekommen, daß Bücher in Buchhandlungen abgeholt werden dürfen. Für eine Mehrheit dieses Antrages hätte es der Stimmen von der ÖVP und von den Grünen bedurft.
Von der ÖVP wird bereits seit langem gewußt, daß es der Buchhandlungen in Österreich nicht bedarf, denn das eine einzige Buch ist ohnehin schon daheim, vor Jahrzehnten gekauft. Das war noch die gebildete Generation der ÖVP. Die zurzeitige Generation der ÖVP braucht nicht einmal das eine einzige Buch; denn sie weiß, es kann im Leben auch zu etwas gebracht werden, ohne ein einziges ein Buch zu besitzen, gar eines zu lesen, wie ihr Partner aus Übersee, dem sie vertrauen …
Von den Grünen hätten wohl viele erwartet, noch erwartet, sie hätten sich für das Buch, für den Buchhandel entschieden, mit ihren Stimmen zumindest ein Zeichen für das Buch gesetzt, das ja an diesem 19. November ’20 nicht einmal eine Stimme gegen den Waffenhandel gewesen wäre. Dafür schreibt jetzt Gesundheitsminister Rudolf Anschober Literatur auf der Plattform des Unternehmens Twitter, so wird Österreich dann doch noch ein Land der Literatur, also der systemrelevanten Literatur bleiben, ein wenig.
„Rechtlich ist das Problem, dass Buchhandlungen Betriebsstätten des Handels sind und eine Öffnung dem Gleichheitsgrundsatz zum restlichen Handel widerspricht. Aber wir prüfen nochmals, ob wir irgendeine Lösung finden.“
Die Waffengeschäfte sind, ist nun stets zu hören, „systemrelevant“, keine „Betriebsstätten des Handels“. Wie wahr! Womit der Waffenhandel handelt, das ist alles systemrelevant, etwa die vom Waffenhandel gehandelten Produkte Pyrotechnik, Paintball, Kinderrucksäcke, Autozubehör, Röcke, Hosen, Socken, Dirndln, Strümpfe, Lederhosen, Kinderkleidung, Trachten …
Mit Büchern, übrigens, handelt der Waffenhandel auch, aber das werden wohl systemrelevante Bücher sein, beschränkt zwar auf ein einzige Gattung, und durch diese Beschränkung völlig konform mit allen aktuell geltenden Beschränkungen …
Alles Produkte also, die systemrelevant sind, in den Regalen der Waffengeschäfte. Exemplarisch Paintball: relevant zum Aufstieg im System …
Gewiß werden Sie, wenn Sie sich in weiteren Waffengeschäften umsehen, noch viele weitere Produkte finden, die klar darauf verweisen, daß es sich beim Waffenfachhandel um keine „Betriebsstätte des Handels“ handelt, sondern um die Stätte der Systemrelevanz schlechthin … Das ist Absicherung, Österreich an die Weltspitze geführt zu haben, Österreich an der Weltspitze zu halten.
O, Österreich, o, Österreich,
wie Weltspitze bist du
nicht nur zur Coronazeit,
du bleibst es auch, wenn —
Es fällt noch eine Melodie ein, die der österreichischen Bundeshymne. Es sind doch immer noch recht viele unglücklich über diese Zeile mit den „großen Töchtern“ und den „großen Söhnen“ … Es könnte diese Zeile ganz gestrichen und ersetzt werden, etwa durch
Land der Waffen, Land der Trachten.
Vielbuchloses Österreich! Vielbuchloses Österreich!

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