Der Verlag hätte das Propagandabuch „Nessun dolore“ von Domenico Di Tullio statt „Wer gegen uns?“ auch „Unser Kampf“ nennen können, so willkürlich, wie der Titel für die deutsche Übersetzung gewählt ist, und, „Unser Kampf“ wäre auch stimmiger, so vergangenheitshörig wie sie sind.
Und, „Wer gegen uns?“ ist auch ein vollkommen falscher Titel. Denn. Niemand ist gegen sie. Nur sie selbst sind es, die gegen sich sind. So wäre, wenn schon ein willkürlich deutscher Titel, der einzig richtige deutsche Titel: „Wir gegen uns.“
Was auf den Schreiber eines Propagandabuches in der Vergangenheit zutrifft, der sich auch gegen einen „bürgerlichen Weg“ entschied und seinen Roman „Chi contro di me?“ nannte, zutraf, trifft nun auf die zu, die „wir gegen uns“ sind, das Rüdiger Safranski so kurz wie bündig beschreibt:
Der totalitäre Metaphysiker muss fremde Behausungen zerstören, um sich in der eigenen zu Hause fühlen zu können. Das Leben in Freiheit empfindet er als eine Zumutung, der er nicht gewachsen ist. Er flieht aus dem Offenen und der Fremde in die Geborgenheit. Seine Strategie der Heimkehr jedoch ist die der verbrannten Erde. Seine Wahrheit ist die der Zerstörung des eigenen Andersseins und des Seins der Anderen. Der totalitäre Metaphysiker kann nur ganz bleiben, wenn er bei den anderen allles zerstört, was ihn daran erinnern könnte, daß ihm etwas fehlt, daß sein Leben niemals ganz werden kann, daß es immer ein Stück weit in der Fremde bleiben muß.
Und weil damals wie heute der Antisemitismus in diesen Gruppen mit ihren Schaften eine gewichtige Rolle spielt, soll auch das noch von Rüdiger Safranski zitiert werden:
Sartre hat den Typus des totalitären Metaphysikers am Beispiel des Antisemiten so beschrieben: „Er ist ein Mensch, der Angst hat. Nicht vor den Juden, (sondern) vor sich selbst, vor seiner Willensfreiheit, seinen Instinkten, seiner Verantwortung, vor der Einsamkeit und vor jedweder Veränderung, vor der Welt und den Menschen … Der Antisemit ist, kurz gesagt, die Angst, Mensch zu sein. Der Antisemit will ein unerbittlicher Felsen, ein reißender Sturzbach, ein verheerender Blitz – alles, nur kein Mensch sein.
Die totalitäre Metaphysik ist die Perversion enes universalistischen Denkens: Sie hilft dem Menschen, seine zufällige Einzelheit loszuwerden und gibt ihm Bilder und Vorstellungen an die Hand, mit denen er sich einem Ganzen zugehörig fühlen kann – im verfeindeten Gegensatz zu denen, die nicht dazugehören. Dieser Gegensatz ist von elementarer Bedeutung: Das Gefühl der eigenen Ganzheit ist, genau besehen, nichts anderes als das Resultat des Rückstoßes der gegen die anderen, die Fremden gerichteten Verfeindungsenergie.
Eigentlich wollte nichts mehr zu denen geschrieben werden, die mit ihrem halben Meter Rundholz gegen sich selbst sind, sondern bloß noch kurz erzählt werden, daß dieses Propagandabuch mit dem deutschfalschen Titel von Amazon nicht nach Österreich versendet werden kann:
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Das wäre beinahe eine erfreuliche Mitteilung von Amazon. Kämen da die, die gegen sich selbst sind, nicht immer wieder selbst nach Österreich, lieferten sich diese nicht immer wieder selbst aus, etwa nach Österreich, wie beispielsweise der Herausgeber dieses Propagandabuches „Unser Kampf – Wir gegen uns“, aber nicht um vor einem Mob aufzutreten, sondern, einfach wie kurz gesagt, vor einer illustren Gesellschaft, Vorträge zu halten, vor oder nach etwa einem Innenminister …
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