Gottespakt

Es wirft kein schmeichelhaftes Licht auf die Staaten Deutschland und Österreich, die Diktaturenkirchenverträge nicht sofort mit dem Ende des Massenmordens für null und nichtig erklärt zu haben, nicht sofort 1945 mit dem seit zwölf Jahren überfälligen Untergang des nationalsozialistischen deutschen reiches die Diktaturenkirchenverträge für null und nichtig erklärt zu haben. Noch weniger schmeichelhaft ist es dadurch, es bis heute nicht getan zu haben.

Noch weniger schmeichelhaft ist es für die römisch-katholische Kirche, weil sie zum einem nicht von diesen Diktaturenkirchenverträgen lassen kann, zum anderen aber vor allem deshalb, weil sie 1933, also vor 88 Jahren, es nicht eilig genug haben konnte, mit den Diktaturen Kirchenverträge abzuschließen.

Ganz und gar nicht schmeichelhaft für die römisch-katholische Kirche ist der Vertragsabschluß vor 88 Jahren am 20. Juli mit dem Diktator aus dem Oberösterreichischen, mit dem sie dem Diktator aus dem Oberösterreichischen zu seinem ersten großen außenpolitischen Erfolg verhalf, für seine Reputation außerhalb des deutschen reiches sorgte. Vor 88 Jahren hatte es der oberösterreichische Diktator, der gerade einmal sein erstes halbes Jahr als Diktator hinter sich hatte, ebenfalls sehr eilig, diesen Gottespakt zu schließen.

Ebenso wenig schmeichelhaft ist für die römisch-katholische Kirche der Vertragsabschluss vor 88 Jahren am 5. Juni mit dem Diktator aus dem Niederösterreichischen. Auch hier konnte es der römisch-katholischen Kirchen nicht schnell genug gehen, mit dem Diktator aus dem Niederösterreichischen einen Gottespakt zu schließen. Auch der niederösterreichische Diktator hatte es eilig, noch eiliger als der oberösterreichische, denn sein Staatsstreich, seine Ausschaltung der Demokratie lagen gerade einmal drei Monate zurück, seine Diktatur war, einfach wie kurz gesagt, drei Monate jung, als er den Gottespakt schloß. Mit dabei war auch bereits sein mit 35 Jahren doch recht junger Führernachfolger.

Jetzt sich damit zu befassen, werden Sie vielleicht sagen, was vor 88 Jahren war, ist der ungünstigste Zeitpunkt, im Angesicht der Pandemie.

Aber das Konkordat, dieser Gottespakt, ist wohl mit verantwortlich, daß Kirchen heute noch sich Freiheiten nehmen und Frechheiten herausnehmen, ihnen Freiheiten, ohne mit der Wimper zu zucken, gewährt werden, die allen anderen, ohne mit der Wimper zu zucken, genommen werden, wie jetzt in dieser Pandemie.

Der Gottespakt mit dem Diktator aus dem Oberösterreichischen, der Gottespakt mit dem Diktator aus dem Niederösterreichischen kommen auch deshalb gerade jetzt in den Sinn wegen der von der Glaubenskongregation erst kürzlich verkündeten Verweigerung der Segnung … Die Diktaturenkirchenverträge wurden vor 88 Jahren im „Saal der Kongregationen im Vatikan“ besiegelt. Und zu den Kongregationen gehört auch die Glaubenskongregation, im Saal auch der Glaubenskongregation also wurden die Gottespakte …

Der Saal der Kongregationen im Vatikan ist der einzige Raum auf dieser Welt ohne Zeit, oder, der Saal der Kongregationen ist der einzige Raum und der einzigen Zeit auf dieser Welt, angezeigt von einer Uhr mit einer einzigen Zahl — deren kleiner Zeiger unbewegbar auf 19 und dessen Schatten auf 33 …