„Aber ich denke doch, daß dem Publikum, wir reden ja vom Publikum, länger zuzumuten ist, auf digitale Formen auszuweichen.“

Andreas Kowatsch kann beigepflichtet werden.

„Aber ich denke doch, daß dem Publikum, wir reden ja vom Publikum,“ die in die Kirche gehen, zum ewig gleichen Stück. Der einzige Unterschied zwischen dem Theater mit den von der Turmspitze baumelnden Glocken und dem Theater, das nicht für die Dreifaltigkeit spielt, ist, daß das Theater ohne herunterhängende Glocken auf Stückvielfalt setzt und nicht nur auf ein einziges Stück. Es muß die Dreifaltigkeit, einfach wie kurz gesagt, von einer unendlichen Einfalt sein, sich seit einer Ewigkeit und drei Tagen das Immerselbe spielen zu sehen.

Es scheint das Theater mit den herunterhängenden Glocken einflußresistent, lernunwillig zu sein, denn, obgleich es viel, sehr viel später als das Theater ohne herunterhängende Glocken aufgesperrt wurde, gab es je keine Bereitschaft, sich umzusehen, ob die anderen Theater auch nur immer das eine und einzige Stück spielen, wie andere Theater ihre Spielpläne mit wie vielen Stück in einem Jahr gestalten, wie viele Stücke allein in einer Woche gespielt werden, wie Jahr für Jahr die Spielpläne sich ändern, Stücke aufgeführt werden, die in all den Jahrhunderten, Jahrtausenden nie zuvor gespielt wurden.

„Aber ich denke doch, daß dem Publikum, wir reden ja vom Publikum,“ dem stehen alle digitalen Formate seines ewig gleichen Stücks massenhaft zur Verfügung, sogar für das Zwei-Personen-Stück, das sonst in einem kleinen Verschlag im Theater mit den von der Turmspitze hängenden Glocken gegeben wird, das im Grunde auch immer das ewig gleiche Stück ist, nur dürfen in diesem Zuschauende eine kniende zweite Hauptrolle übernehmen. Mögen sie für das Knien auch ihre ganze Theaterkunst aufbringen, der Lohn ist doch nie der Applaus, und sie haben immer dafür zu löhnen, so hingebungsvoll sie die Knienden zu spielen auch vermögen …

In dem Mittagsjournal des österreichischen Rundfunks vom 15. März 2021 geht es um „Grund- und Menschenrechte in der Pandemie … schwer nachvollziehbar, warum zum Beispiel Theater und Konzertsäle geschlossen bleiben müssen, öffentliche Gottesdienste jedoch möglich sind. Hannes Tretter, Mitbegründer des Ludwig-Boltzmann-Institutes für Menschenrechte“:

„Es ist sehr bedauerlich, daß hier anscheinend der Ausübung der Religion und massenwirksamerer Veranstaltungen eine größere Bedeutung beigemessen wird, als elitär bezeichneter Kunst, auf die die österreichische Politik ansonsten so stolz zu sein behauptet.“

Hannes Tretter kann nicht beigepflichtet werden.

Es wird dieser elitär bezeichneten Kunst mit den von der Turmspitze baumelnden Klöppeln doch, einfach wie kurz gesagt, stolz die größte Bedeutung beigemessen, da sie untrennbar verbunden mit Österreichs …