„Wenn man den Bundeskanzler direkt wählen könnte“ – Unangefochten auf dem ersten Platz: Keine Angabe

Es gibt in einer Anstalt, die sich selbst Oe nennt, wöchentlich eine für das Fernsehen entsprechend aufbereitete „Umfrage der Woche“. Dazu eingeladen, um die Umfrage zu kommentieren, Wolfgang Rosam.

Und Wolfgang Rosam erklärt, wie etwa am 15. Juli 2021, die Umfrage, die doch ein Instrument der Objektivität. Denn, nur Zahlen, die, wie bekannt ist, kein Herz haben, das für den einen oder anderen voller Zuneigung schlagen kann, das gegen die eine oder den anderen voller Abneigung pochen kann. Zahlen, die nicht für die eine oder andere sprechen. Zahlen, die bloß abbilden, was in einer Umfrage Menschen zum einen oder zur anderen meinen, was Menschen von der einen oder von dem anderen halten, welche Parteien sie zum Umfragedatum wählen, nicht wählen würden, wen sie in einer Direktwahl zur Kanzlerin wählen würden, so weiter und so fort.

Und so ganz der Objektivität der Ausführungen zu einer Umfrage verpflichtet, kommentiert und erklärt Wolfgang Rosam die Zahlen, der ganz im Gegensatz zu den Zahlen ein Herz hat, ein schlagendes Herz für …

Wolfgang Rosam: Ja, erstaunlich, er hat da noch einmal zugelegt, als einziger, er hat auch eine gute Woche gehabt. Ich glaube, Sebastian Kurz ist in eine gewisse Souverinität wieder zurückgekehrt. Auch die Amerika-Reise würde ich einmal nicht unterschätzen. Und auch wenn manche sagen, er ist da jetzt, er nimmt an einem Geheimtreffen der Milliardäre, der Google- und Apple-Eigentümer und so weiter, teil, no na, ist doch nicht schlecht, wenn der österreichische Bundeskanzler mit den, mit den zehn wichtigsten Unternehmen dieser Welt auf du und du ist, und sich da austauscht. Ich mein‘, so bedeutend ist Österreich auch nicht, wir sind ja kein G-7-Land, aber der Kurz ist offensichtlich beliebt und nachgefragt und hört auch gerne seine Meinung. Und deshalb ist er dorthin eingeladen worden. Da sehe ich überhaupt keinen Grund der Kritik, ich glaube, die meisten Österreicher auch nicht.

Oe-Moderatorin: Die nächsten Großspender für die ÖVP?

Wolfgang Rosam: Na ja …

Fröhliches Lachen von beiden.

Wolfgang Rosam: Na ja, da hätten wir, glaub‘ ich, gar kein Problem als Österreicher, wenn, wenn, wenn der Herr Bill Gates der ÖVP was, was spenden würde. Ich hätte allerdings lieber, er würde irgendein tolles Programm für Österreich hier finden, Amazon baut ja jetzt ein großes Vertriebszentrum in Kärnten, übrigens in meiner Heimat.

Wolfgang Rosam: Wir hatten ja auch mal an diesem Tisch Werte, da war die Rendi gerade einmal die Hälfte von Sebastian Kurz. Jetzt ist sie wesentlich weniger als die Hälfte, also 18 % in der aktuellen Kanzlerfrage, mal zwei wäre 36, er ist bei 44 in den nächsten Wochen. Und die SPÖ hat nichts besseres zu tun, als sich hier die Köpfe einzuschlagen. So nach dem Motto, wir beschäftigen uns einmal mit uns selber, und das Land und die Sorgen der Menschen sind uns irgendwie nicht so wichtig.

Wolfgang Rosam: Dieses Bild ist eigentlich ein dramatisches. Wenn man sich dieses Chart ansieht, dann sieht man, daß offensichtlich niemand anderer auch nur annähernd in der Meinung der Österreicherinnen und Österreicher jetzt in der Lage wäre, dieses Land zu führen. Und das muß man jetzt ein bissel in den Kontext setzen mit dem, was die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwalt ausführt über, über eine, ah, sehr ungeschickte, zugegebenermaßen, Aussage von, von Sebastian Kurz, die wenn alle Stricke reißen, uns in eine tiefe Regierungskrise führen könnte – könnte! Und da muß man sich schon fragen, wenn ich so eine massive Beurteilung der Menschen im Land habe, daß es eigentlich nur einer kann, und der eine wackelt aber aus einer juristischen Spitzfindigkeit heraus, dann gute Nacht, an so etwas will ich da erst gar nicht denken. Aber, noch einmal, 44 % sind ein Wahnsinnswert, der geht zu, zum All-time-high wieder zu.

Die Werte am Tisch mit Wolfgang Rosam ergeben in der „Kanzlerfrage“ ganz genau 100 %: 44 + 18 + 17 + 11 + 10. Einhundert Prozent. Kein Mensch also hat nach dieser Umfrage andere Personen genannt, die er in einer direkten Wahl zum Bundeskanzler wählen würde, kein Mensch also hat nach dieser Umfrage auf die Frage, wen würde er zur Bundeskanzlerin wählen, keine von den genannten Personen genannt. Alle haben, da die Summer 100 % ist, einen oder eine von den fünf Personen tatsächlich genannt, die sie in einer Direktwahl …

Für Wolfgang Rosam ist das ein „Wahnsinnswert“ für Sebastian Kurz nach dieser Oe-Umfrage. Wie würde Wolfgang Rosam wohl den Wert in der Umfrage bezeichnen, den Keine Angabe erzielt: 36 %. In dieser Umfrage kommt Sebastian Kurz mit 28 % nicht annähernd an den Wahnsinnswert von Keine Angabe heran …

„Wenn man sich dieses Chart ansieht, dann sieht man, daß offensichtlich niemand anderer auch nur annähernd in der Meinung der Österreicherinnen und Österreicher jetzt in der Lage wäre, dieses Land zu führen“, als eben: Keine Angabe.

Es muß für Sebastian Kurz eine persönlich schön empfundene Bestätigung sein, mit mehr oder weniger knapp unter 30 % doch an der zweiten Stelle zu liegen, mit großem Abstand zu den anderen vier Personen, aber das Führen des Landes wird doch mit einem großen Vorsprung nur Keine Angabe zugetraut. Vielleicht ist die eindeutige Präferenz der Österreicherinnen und Österreicher für Keine Angabe auch dem geschuldet, daß sie nicht zu Geheimtreffen von Miliardären reisen muß, sie im Land beliebt und nachgefragt ist, ihre Meinung im Land gerne gehört wird, sie keine Großspenden von irgendwelchen Leuten benötigt, auf die sie dann zu hören hat.

Keine Angabe scheint für die Menschen in Österreich vielleicht auch deshalb eine Person zu sein, die sie zur Kanzlerin wählen würden, weil sie das Land in keine tiefe Regierungskrise stürzen kann, weil keine Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft sich mit ihr auch noch beschäftigen muß, weil sie juristisches Wissen besitzt und deshalb nicht über juristische Spitzfindigkeiten wehklagen muß

Das ist bei weitem nicht die vollständige Erklärung, warum Keine Angabe in der „Kanzlerfrage“ unangefochten an der Spitze steht, weit vor den anderen Personen, schmerzvoll wohl besonders für den weit abgeschlagenen Sebastian Kurz, der doch unentwegt von der Spitze träumt, an der er für sich, für die Familie …