On glancing casually at Oblomov a cold, a superficially observant person would have said, “Evidently he is good-natured, but a simpleton;” whereas a person of greater penetration and sympathy than the first would have prolonged his glance, and then gone on his way thoughtfully, and with a smile as though he were pleased with something.
Auch ein kühler, flüchtiger Beobachter würde, wenn er Oblomow im Vorbeigehen angeblickt hätte, gesagt haben: »Das muß ein guter Kerl, eine treue Seele sein!« Ein Mensch mit tieferem Blicke und wärmerem Herzen würde ihm lange ins Gesicht geschaut haben und, in angenehmes Sinnen versunken, mit einem Lächeln auf den Lippen weitergegangen sein.
In Österreich, in diesem Land mit seinen Menschen mit tieferen Blicken und wärmeren Herzen, wäre simpleton wohl anders übersetzt worden, vielleicht, wenn sie es für sich gedacht hätten, mit Trottel, den im Griff zu haben, ein Leichtes ist, wie so oft in der Vergangenheit gedacht wurde, es werde ein Leichtes sein, einen solchen Einfaltspinsel im Griff zu haben, aber im öffentlichen Umgang mit ihm tun sie, die Menschen in Österreich, viele, viele Jahre so, als wäre er „unser Christkindl“, das zur Freude von allen nur Geschenke bringt, Gas, und auch Gesinnung, von der es zwar reichlich schon im Lande gibt, aber von der Österreich nie genug haben kann und vor allem will.
With Oblomov, lying in bed was neither a necessity (as in the case of an invalid or of a man who stands badly in need of sleep ) nor an accident (as in the case of a man who is feeling worn out) nor a gratification (as in the case of a man who is purely lazy). Rather, it represented his normal condition. Whenever he was at home—and almost always he was at home—he would spend his time in lying on his back. Likewise he used but the one room—which was combined to serve both as bedroom, as study, and as reception-room—in which we have just discovered him. True, two other rooms lay at his disposal, but seldom did he look into them save on mornings (which did not comprise by any means every morning) when his old valet happened to be sweeping out the study. The furniture in them stood perennially covered over, and never were the blinds drawn up.
Das Liegen war bei Ilja Iljitsch weder etwas Notwendiges wie bei einem Kranken oder bei jemand, der schlafen will, noch auch etwas Zufälliges wie bei jemand, der müde geworden ist, noch auch etwas Genußreiches wie bei einem Faulpelz; sondern es war dies sein normaler Zustand. Wenn er zu Hause war (und er war fast immer zu Hause), so lag er stets; und zwar lag er beständig in ein und demselben Zimmer, in dem wir ihn gefunden haben, und das ihm als Schlafzimmer, Wohnzimmer und Salon diente. Er hatte noch drei andre Zimmer; aber in diese warf er nur selten einen Blick, höchstens des Morgens, und auch das nicht alle Tage, sondern nur, wenn sein Diener das Wohnzimmer ausfegte, was nicht täglich geschah. In jenen Zimmern steckten die Möbel in Überzügen, und die Rouleaus waren herabgelassen.
Iwan Gontscharow, 189 Jahre nach Blaise Pascal geboren, hat eine Antwort darauf gefunden, wie das Unglück vermieden kann, indem die Menschen einfach ruhig in ihrem Bett bleiben. Damit ist zwar nicht das Unglück für den einzelnen Menschen in seinem Bett abgewendet, aber er kann über die anderen Menschen kein Unglück bringen.
Wladimir Putin, 61 Jahre nach dem Tod von Iwan Gontscharow geboren, richtet das Glück der Anderen, obgleich ein Oblomow, zugrunde. Von Glück soll gar nicht gesprochen werden. Glück, ein Wort, das nur in der Utopie existiert, in der Wirklichkeit des Menschen aber so inexistent und ewig abwesend wie das geschlechtslose Wesen, getauft auf Gott. Obgleich ein Oblomow, zerstört Putin die Existenz von Menschen, vernichtet Putin das Leben von so vielen, vielen Menschen. Sie sollen mit ihm
Did you hear the old beggar’s story?
He came to rack and ruin—though for no apparent reason.
Er ist zugrunde gegangen, um nichts und wieder nichts.
zugrunde gehen. Darin gleicht er einem Österreicher, mit dem er den Willen teilt, mit ihm auch sein eigenes Volk untergehen zu lassen, und die totale Gleichgültigkeit gegen alle Menschen.
Wenn von Oblomow gesprochen wird, ist zu hören, er ist ein Parasit, er schafft es nicht, sein heruntergekommenes, verwahrlostes Landgut in Ordnung zu bringen, er ist mit den Zumutungen der Moderne gänzlich überfordert, und er ist, einfach wie kurz gesagt, träge.
All das trifft, wird an Rußland bei Tag gedacht, auf Wladimir Putin zu.
Aber er, Putin, ist doch, wird eingewendet werden wollen, recht aktiv, tatkräftig, fällt Entscheidungen, und dennoch verkörpert er, Putin, beispielhaft die Trägheit Oblomows.
Es ist die Trägheit Oblomows, von der auch Putin vollkommen erfaßt ist. Von der Trägheit, Politik auf diese uralte, auf diese überholte, auf diese gemeingefährliche, auf diese massenmörderische Weise zu betreiben, die Trägheit, Politik nur als Krieg zu – denken müßte hier als Zeitwort folgen, aber bei einem Christkindl wohl das gänzlich falsche.
So bleibt Putin zwar tief eingemümmelt in seinem Kabinett, aber das Unglück, das Pascal, der in einem Jahr vor 400 Jahren geboren wurde, aus der Welt zu schaffen hoffte, mit seiner Erkenntnis, das Unglück käme daher, daß die Menschen nicht ruhig im Zimmer bleiben, ist auch 360 Jahre nach seinem Tod nicht aus der Welt geschafft, obgleich alle in ihrem gemachten Bett …

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