Ball the bubble

Martin Thür: Sie haben mit Herbert Kickl auch erstmals einen Minister dem Amt enthoben. Sie haben später gesagt, Zitat: er sei eine Belastung gewesen. Aber warum eigentlich, gegen ihn wurden ja keinerlei Vorwürfe im Rahmen von Ibiza erhoben.

Their best man: Darf ich Sie daran erinnern, daß ich Herbert Kickl nicht einfach entlassen habe. Das darf ich nämlich gar nicht, das könnte ich gar nicht.

Martin Thür: Auf Vorschlag des Bundeskanzlers.

Their best man: Auf Vorschlag des Bundeskanzlers Sebastian Kurz. Und diesem Vorschlag bin ich nachgekommen.

Martin Thür: Aber Sie empfanden ihn eine Belastung, also zu dieser Entlassung stehen Sie nach wie vor?

Their best man: Nach wie vor.

Martin Thür: Öffentlich haben Sie Sebastian Kurz nach den Hausdurchsuchungen vom 6. Oktober des letzten Jahres ja nie zum Rücktritt aufgefordert. Haben Sie damals eigentlich hinter den Kulissen gemacht?

Their best man: Was hinter den Kulissen, das heißt, im diskreten Rahmen hinter der Tapetentür –

Martin Thür: Im persönlichen Gespräch.

Their best man: Persönlichen Gespräch besprochen wird, bleibt, ist vertraulich und bleibt vertraulich.

Martin Thür: Aber hätte Sebastian Kurz nach dem 6. Oktober Ihr Vertrauen gehabt?

Their best man: Nach dem 6. Oktober letzten Jahres?

Martin Thür: Nach den Hausdurchsuchungen, nach den ganzen Vorwürfen.

Their best man: Er hat die Konsequenzen gezogen und das ist seine persönliche Entscheidung. Ich habe dann gedacht, wenn Sebastian Kurz ins Parlament geht, als Abgeordneter, als Klubobmann, das wird nicht lange dauern, weil das Parlament ist nicht seine Bühne, das war offenkundig.

Sebastian Kurz, zweimal für kurz gewesener Bundeskanzler, schlägt dem Kandidaten als Bundespräsidenten, das ist auch die Aufgabe einer Bundeskanzlerin, Herbert Kickl als Minister vor, und der Bundespräsident als Wiederkandidat hievt Herbert Kickl in das Amt einer Ministerin. Sebastian Kurz, zweimal für kurz gewesener Bundeskanzler, schlägt dem Kandidaten als Bundespräsidenten vor, Herbert Kickl als Minister zu entlassen, und der Bundespräsident als Wiederkandidat enthebt Herbert Kickl seines Amtes als Minister — ein Ball in diesem nicht videogefilmten Spiel des Sebastian Kurz, des zweimal für kurz gewesenen Bundeskanzlers, das findige Programmierende vielleicht genannt hätten: Ball the bubble.

Der Spielverlauf hätte aber auch dieser sein können, wenn Sebastian Kurz, der zweimal für kurz gewesene Bundeskanzler, sein Spiel gewonnen hätte. Dann hätte Sebastian Kurz als Bundeskanzler Herbert Kickl noch einmal dem Bundespräsidenten für das Amt eines Ministers vorgeschlagen, jedoch für ein anderes Ressort, und der Bundespräsident hätte Herbert Kickl wieder in das Amt einer Ministerin gehievt, wie segensreich das gewesen wäre, das hätten alle Menschen in Österreich kurz darauf erfahren, Österreich coronaerstrahlt —

Und der Wiederkandidat hätte an diesem letzten Montag, 23. Mai 2022, gesagt, wenn er dann je zur Angelobung gefragt worden wäre, er stünde nach wie vor zur Angelobung von Herbert Kickl als Sozialminister

Das Spiel ging anders aus. Das lag nicht am Wiederkandidaten. Der Spieler konnte darauf Vertrauen, bis zuletzt, auch noch bis nach dem 6. Oktober, daß dieser auf der vorgeschlagenen Bahn … Nur, der Spieler brachte nicht mehr alle seine aufgeschlagenen Bälle … Es gab also keinen weiteren Vorschlag, Herbert Kickl erneut in ein Amt eines Ministers zu heben, aber sein Trost für spätere Zeiten wird sein, einst zu seiner Ehr‘ stolz erzählen zu können, der Herr Bundespräsident habe ihm gedankt …

Gespielt aber muß werden, und es wird weiter gespielt, und jetzt will der Kandidat selbst spielen, nicht mit Bällen, sondern mit Karten

Die erste Karte spielte er kurz vor den letzten Weihnachten aus und gleich den Joker als große Ansage in großer Zuversicht, wieder damit …