Martin Thür: Eine ganz essentielle Aufgabe des Bundespräsidenten ist die Angelobung. Hundertsechsundfünfzigmal mußten Sie bereits Personen angeloben, in unterschiedlichsten Funktionen. Ein recht ordentlicher Wert. Die hundertsiebenundfünfzigste wird vermutlich Martin Kocher werden. Er soll mit dem neuen Ministeriumsgesetz Arbeits- und Wirtschaftsminister werden. Ist das vernünftig, diese Ministerien zusammenzulegen?
Der Wiederkandidat: Es ist nicht das erste Mal, daß das passiert.
Martin Thür: Sie haben das damals schon kritisiert. Ich habe mir das herausgesucht. Haben Sie gesagt: „Wer bei dieser Politik draufzahlt, liegt auf der Hand“. Und haben das sogar eine „feindliche Übernahme“ genannt, als damals Schwarzblau das Arbeits- und Wirtschaftsministerium zusammengelegt hat.
Der Wiederkandididat: Aber wir haben’s jetzt mit Martin Kocher zu tun. Martin Kocher war vorher Arbeitsminister, nicht Wirtschaftsminister. Martin Kocher, finde ich, weiß sehr genau, was er macht. Er kennt die Mechanismen am Arbeitsmarkt sehr gut. Wenn er jetzt die Wirtschaftsagenden dazubekommt, finde ich persönlich keine Bedenken, was da alles passieren kann.
Their best man on the sea schaut auf den Horizont hinaus, konzentriert auf das Mittelfristige, überlegt das Langfristige. Das Kurzfristige vor ihm auf dem Boden ist nur vom Horizont aus zu sehen, wenn von dem aus auf das Angestrandete —

Wer kommt kurzfristig in diesem kurzsichtigen Land nach der hundertsiebenundfünfzigsten als hundertachtundsiebenfünfzigste Person in das Amt des Arbeitswirtschaftsministeriums? Die Weitsichtigkeit des am Strand am Steuerrad stehenden Kandidaten eine nicht hoch genug einzuschätzende Eigenschaft der Elastizität, die er sich selbst wohl hoch anrechnen wird, erlaubt diese ihm doch, in Situationen, die das opportun erfordern, am Steuerrad herumzureißen, den einst eigenen Kurs … es kann doch nie und nimmer eine „feindliche Übernahme“ mehr sein, wenn das Wirtschaftsministerium von der Person übernommen wird, die vorher nicht Wirtschaftsministerin war, sondern Arbeitsminister —
Es muß tatsächlich keine Bedenken geben, daß kurzfristig eine Person Martin Kocher als Wirtschaftsarbeitsministerin ablösen könnte, die für eine Politik steht, bei der es auf der Hand liegt, wer draufzahlt —
Martin Kocher könnte durchaus bis zum Ende dieser Bundesregierung in diesem Amt der Wirtschaftsarbeit bleiben – das nicht ein mittelfristig, nicht ein langfristig, sondern ein kurzfristig eintretendes …
Their best man führt gegenüber dem Interviewenden aus, er, Martin Kocher, sei vorher Arbeitsminister gewesen. Aber war er vorher Arbeitsminister? Freilich, dem Titel nach war es Martin Kocher, aber war er vorher schon ein Wirklicher Arbeitsminister oder nur einer, dem in diesem hofrätlich mit Titeln reichlich gesegnetem Land der Ehrentitel Arbeitsminister verliehen wurde? Martin Kocher kenne, sagt their best man, die Mechanismen am Arbeitsmarkt sehr gut, er wisse sehr genau, was er macht, und, das kann hinzugefügt werden, er, Kocher, weiß ebenso sehr genau, was er mag: Profit.
Es ist in so harten Zeiten mehr als opportun, eine Bundesregierung mit geballter „Wirtschaftsbildung“, um ein Wort eines Mannes aus Steyr zu verwenden, zu haben, nicht nur der Arbeitsminister weiß sehr genau um die Opportunitätskosten, auch der kurz gewesene Innenminister und für kurzfristig eingesprungene Bundeskanzler etwa wäre selbst ein ausgewiesen befähigter Wirtschaftsarbeitsminister, der sehr genau den Profit aus Arbeit zu berechnen weiß.

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