„Das ist glatter Betrug so etwas!“

Martin Thür: Der wohl berühmteste Satz Ihrer ersten Amtszeit ist das bekannte „So sind wir nicht“, gesagt nach Ibiza, gemünzt ganz dezidiert auf Heinz Christian Strache und seine Aussagen dort. Nach den zahlreichen Chat-Affären und Korruptionsermittlungen gegen Mitglieder der ÖVP-Bundesregierung habe ich ähnliche klare Worte von Ihnen nicht gehört. Was ist denn an Ibiza anders als an der ÖVP-Chat-Affäre?

Their best man: Da sehe ich schon deutliche Unterschiede. Wenn Sie sich erinnern an diesen Freitag, glaube ich, wo im ORF abends dieses Video gespielt wurde, da waren doch drei Dinge. Der bewußte Versuch der Untergrabung der Pressefreiheit, Stichwort Übernahme der Kronen-Zeitung, da war, das, äh, äh, der Versuch in dieser Rede zu erklären, wie man denn Ausschreibungen so manipulieren kann, daß sie nur einer bestimmten Firma zukommen und anderen nicht. Das ist, das ist glatter Betrug so etwas. Und den dritten Punkt, was war der dritte Punkt überhaupt? Es waren jedenfalls Sachen, wo man sich sagen mußte, so geht das wirklich nicht, ein Politiker, der so denkt, ist in seinem Amt fehl am Platz.

Martin Thür: Aber bei der ÖVP, die Vorwürfe gegen Sebastian Kurz und seine Mannschaft, gegen Sophie Karmasin und gegen andere sind ja geschobene Umfragen, auch die Beeinflußung von Medien, zum Teil auch der Einsatz von Steuermitteln dafür. Das erinnert Sie nicht auch an Ibiza?

Their best man: Meines Wissens ermittelt hier die Justiz, die Staatsanwaltschaft wird bei passender Gelegenheit zu entscheiden haben, wird das Verfahren fallengelassen oder gehen sie vor Gericht. Und bis dahin gilt für mich die Unschuldsvermutung.

Martin Thür: Das tut sie auch bei Ibiza.

Ein Videospiel. Gespielt bis tief in die Nacht hinein. Und wenn Männer spielen, muß es mit viel Alkohol sein. Aufgedunsen durch Alkoholika und, spielen Männer auch noch vor Frauen, plustern sich Männer, um Frauen zu gefallen, zusätzlich auf, ihr Gelalle summt ihnen wie der schönste Lockgesang im eigenen Ohr.

Ein Videospiel – ohne „Einsatz von Steuermitteln“, ohne „Beeinflußung von Medien“ – löst beim Kandidaten aus, zu denken, „ein Politiker, der so denkt, ist in seinem Amt fehl am Platz“, das ist dem Kandidaten „glatter Betrug“, beweist der Kandidat, frei von jedweder Unschuldsvermutung zu sein, so gar recht unabhängig, Schuld und Unschuld zu vermuten.

Das Amt, für das der „Politiker“ dem Kandidaten nach dem Videospiel „fehl am Platz“ war, plötzlich fehl am Platz war, erhielt dieser von dem Kandidaten höchstselbst zu einem Zeitpunkt, als sein alkoholfreies und gesangloses Denken mehr als bekannt war, sein durch Handlungen und Verbindungen offenbartes Denken

Es könnte Ironie genannt werden, daß dieser „Politiker“ ausgerechnet auf einer Insel vom Platz fiel, während er auf der sicheren Insel für sein Gedankengut auf den Platz gehievt wurde, durch den Kandidaten auf den Platz auf der gesinnungsseligen Insel gelobt wurde.

Ein Kandidat, der denkt, daß „ein Politiker, der so denkt“ …

Recht genau weiß der Kandidat die Unterschiede im So-Denken der „Politiker“, die er an seinem Hauptleistungstag – das Interview mit Martin Thür war auch an einem solchen Tag – in die videospielfreien Ämter brachte, zu benennen. Es ist nicht der dritte Punkt, der dem Kandidaten nicht einfiel, aber ein Punkt, der recht schön die Unterschiede belegt. Wie des Kandidaten Denken auch ganz um das Wohl der Kinder kreist, ist des unterschiedenen „Politikers“ Denken ein durch und durch Denken um das Wohl der Kinder, daß es ihnen „gar …“

Der Fragekandidat fragt Martin Thür:

„Erinnern Sie sich an gar nix?“

Ja, doch, an vieles, das hat Martin Thür sich nicht nur gedacht, sondern auch ausgesprochen, und vor den Bildschirmen werden sich Menschen an vieles weitere erinnert und sich notiert haben, für den ihm Tag im Spätherbst, der kein Montag …