Martin Thür: Kommen wir zum weiteren großen Thema dieser Tage, dem Ukraine-Krieg. Sie warnen heute auch davor, daß – Zitat – Putin-Freunde versuchen würden nach der Macht zu greifen, aber wie paßt das denn zusammen, daß Sie selbst immer wieder in der Vergangenheit auch Verständnis für Wladimir Putin aufgebraucht haben, so wie auch die Bundesregierungen zu dieser Zeit. Können Sie da glaubwürdig vor Putin-Freunden warnen?
Der Wiederkandididat: Ich bin ja kein Putin-Freund nur deswegen, weil ich meine Pflicht als Staatsoberhaupt und Bundespräsident wahrnehme und selbstverständlich auch zum Präsidenten der Russischen Förderation Kontakte hatte.
Martin Thür: Aber Sie haben ja auch zum Beispiel gesagt, es gäbe keine Vertrauenskrise mit Rußland, Sie haben 2016 im Wahlkampf Verständnis für die Annexion der Krim geäußert. Also Sie haben schon Dinge gesagt, die Sie nicht unbedingt hätten sagen müssen.
Der Wiederkandididat: Hätte ich nicht unbedingt sagen müssen. Und ich habe auch schon zugegeben, auch ich, auch ich, bin von den Ereignissen seit dem 24. Februar dieses Jahres überrascht worden. Das hätte ich nicht für möglich gehalten.
Auch their best man, once more, their best man, wurde überrascht von den Ereignissen, die acht Jahre zuvor schon hätten passieren können – hätte dann zwei Jahre später der Kandidat im Wahlkampf Verständnis für die Auslöschung der Ukraine gezeigt? Sechs Jahre nach diesem österreichischen Wahlkampf um das Amt der Bundespräsidentin gibt es nur eine Person, nicht auch noch eine Person, sondern nur eine Person, die überrascht sein kann, nämlich Putin, nur Putin darüber überrascht sein kann, nicht in zwei Wochen Kiew einnehmen zu können …
Was ist das nur für eine Seltsamkeit mit der Pflicht in diesem Land Österreich, daß zuletzt alle, gleich welcher Weltanschauung sie anhängen, bloß ihre Pflicht gegenüber diktatorischen Regimen …
„Staatsoberhaupt“ scheint ein Spitzname zu sein, der dem Wiederkandidaten selbst allzu gut zu gefallen scheint, wenn er sich selbst so nennt. In der auch in diesem Interview von ihm wieder einmal ob ihrer Schönheit, ihrer Eleganz, ob der Klugheit der sie Schaffenden gelobten österreichischen Verfassung wird so schlicht wie kurz der „Bundespräsident“ „Bundespräsident“ genannt, ein „Staatsoberhaupt“ kommt in ihr nicht vor, dafür – wenn das Alter der Verfassung bedacht wird, ist es keine Überraschung – ein anderes Wort, das auch Staatsoberhaupt bei jeder ihm gebietenden Gelegenheit gar so eindringlich beschwört, gegen das zu sein, was dieses Wort gebiert, was mit diesem Wort bis heute weiter angerichtet wird … Der Wiederkandidat, der derzeit den Beruf des Bundespräsidenten ausübt, ruft sich selbst beim Spitznamen Staatsoberhaupt, oder der derzeit den Beruf des Bundespräsidentenden Nachgehende meint einer Doppelbelastung durch zwei Berufe ausgesetzt zu sein, die des Staatsoberhauptes und die des Bundespräsidenten, wobei es nach der Verfassung nur den Beruf des Bundespräsidenten … wenn das Alter der Verfassung bedacht wird, überrascht es nicht, daß in dieser der Bundespräsident nur ein Mann ist, daß in dieser nicht festgelegt ist, daß auch eine Frau dieses Amt innehaben kann. Und für Staatsoberhaupt als Fan der Verfassung, die vierundzwanzig Jahre vor seiner Geburt eingesetzt wurde, ist eines klar beantwortet: „Es braucht ihn“. Also den Mann als Bundespräsidenten.
Das ist auch so eine Seltsamkeit in diesem Land Österreich. Es wird schon brav und ordentlich gegendert, wie es modern heißt – öffentlich; es will ganz und gar nicht gehört werden, was dazu gedacht wird … Aber es wird gemacht, das Gendern. Nur, wenn es um das Amt des „Staatsoberhauptes“ geht, sprechen doch alle nur vom „Bundespräsidenten“, vom Mann, der einzig dieses Amt … Auch in diesem Interview beispielhaft Bundespräsident und Interviewer. Sonst ist auch der derzeitige Bundespräsident, auch er, ein geübter, braver und fleißiger Genderer. Wie es „ihn“, meint Staatsoberhaupt am Strand mit dem Horizont vor ihm, braucht, braucht es die Frauen, so ist es nach der nun hundertundzwei Jahre alten Verfassung in Österreich abgesegneten Verteilung, bloß, um zu wählen …
PS Es hätte das Kapitel einen anderen Verlauf nehmen sollen, aber es hat sich selbständig gemacht, es hat wohl befunden, es ist wichtiger, darüber zu schreiben, wie die Rollen der Geschlechter in diesem Land seit Gottes Griff in die Mannesbrust … Und das Kapitel will auch nicht, daß es mit dem, was in diesem Kapitel eigentlich geschrieben werden wollte, fortgsetzt wird. Das kann auch, so essentiell es ist , in einem weiteren Kapitel —

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