Der Gegenwart Erinnerung

Von Ernst Dombrowski ist, wer die Gegenwart erinnern will, zu erzählen, auch von Ernst Dombrowski ist zu erzählen, um der Gegenwart der Zukunft willen, noch mehr, als bereits erzählt wurde.

Und es geht, auch mit Ernst Dombrowski, wie so oft, in die Steiermark, nach Graz, zu einem Verlag, der … Wer diesen Verlag kennt, wird sich nicht wundern, daß für diesen auch Ernst Dombrowski ehrenreich

Wie salbungsvoll der Sohn von der Mutter sprechen kann, so salbungsvoll, daß es nur recht zu verstehen ist, wenn es weiter auf der Website dieses Verlages zu lesen ist, heute, am 10. März 2023, so salbungsvoll, wie der Sohn über Menschen je überhaupt zu sprechen vermag, so mit recht viel Mitgefühl …

Ein ganz besonderes Anliegen war ihr das literarische und historische Programm. Obwohl im Leopold Stocker Verlag bis in die 80er Jahre bedeutende österreichische Autoren wie Peter Rosegger, Ernst von Dombrowski, Natalie Beer, Bruno Brehm, Walter Zitzenbacher, Wolfgang Arnold oder der „neue Peter Rosegger“ Fred Strohmeier publizierten, musste diese Programmschiene dann doch eingestellt werden. Die im historischen Programm erschienenen Bücher widmeten sich nicht nur der österreichischen Geschichte, sondern behandelten auch weithin verdrängte Aspekte der Zeitgeschichte wie das Schicksal der Heimatvertriebenen, der Kriegsgefangenen oder der Südtiroler. Eine militärgeschichtliche Reihe behandelte u. a. die Geschichte der Gebirgsdivisionen im Zweiten Weltkrieg und verschiedener altösterreichischer Verbände wie der Hoch- und Deutschmeister, der Kaiserjäger, der Kaiserschützen oder der Bosniaken. 1999 wurde die Zeitschrift „Neue Ordnung“ vom Ritterkreuzträger und ehem. ÖVP-Nationalrat Dr. Ernst Graf Strachwitz übernommen, dem Ilse Dvorak-Stocker seit gemeinsamen Tanzschultagen freundschaftlich verbunden war. Seit 2004 firmiert dieses Programmsegment als Ares Verlag GmbH. Auch nach ihrem Ausscheiden aus der Geschäftsführung blieb meine Mutter unserem Familienunternehmen eng verbunden und war Anlaufstelle aller Mitarbeiter bei persönlichen Problemen sowie für viele Autoren und die oft jahrzehntelangen Bezieher des Fortschrittlichen Landwirts ein Symbol des Verlagshauses. Daneben war es die wachsende Schar der Enkel, die ihr Leben nach dem Tode meines Vaters 1997, der ihr viele Jahre auch in der Firma treu zur Seite gestanden hatte, mit Sinn erfüllte. Dr. Ilse Dvorak-Stocker hat mit ihrem unternehmerischen Wirken die Verlags- und Buchhandelslandschaft in Österreich entscheidend mitgeprägt. Zahlreiche Ehrungen gegen Ende des beruflichen Lebensweges bezeugen die Anerkennung, die sie damit in einer breiten Öffentlichkeit gefunden hat: So war sie Trägerin des Goldenen Ehrenzeichens der Republik Österreich, des Großen Goldenen Ehrenzeichens des Landes Steiermark, des Goldenen Ehrenzeichens der Landeshauptstadt Graz und anderer Auszeichnungen, der Bundespräsident verlieh ihr 1992 den Berufstitel „Professorin“ und 1996 wurde sie zur Bürgerin der Stadt Graz ernannt. Ihr publizistisches Eintreten für die deutschen Opfer des Weltkrieges, für die eigene Kultur und Geschichte, für Meinungsfreiheit und unbequeme historische Wahrheiten sowie ihr unbeirrtes Festhalten am deutschen Charakter ihrer Heimat Österreich haben ihr neben Anerkennung – etwa durch die Verleihung des Ulrich-von-Hutten-Preises der Gesellschaft für freie Publizistik – aber auch viele Angriffe und Verleumdungen eingetragen. Als der Grazer Gemeinderat eine Schweigeminute für die Verstorbene abhielt, meinten jedoch nur die Grünen als Zeichen fanatischer Unversöhnlichkeit den Sitzungssaal verlassen zu müssen. Alle anderen Fraktionen, auch die Kommunisten, erwiesen der Verstorbenen die letzte Ehre, die Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) als „bedeutende Persönlichkeit auch für das kulturelle Profil“ der Stadt Graz würdigte. An ihrem Begräbnis haben schließlich auch Altbürgermeister Stingl (SPÖ) und Altlandeshauptmann Krainer (ÖVP) teilgenommen, denen sie lange Jahre freundschaftlich verbunden war, denn vor allen möglichen weltanschaulichen Differenzen, vor jeder Ideologie kam für meine Mutter immer zuerst der Mensch, das konkrete menschliche Gegenüber. In diesem, echt konservativen und wahrhaft christlichen Sinn hat sie ihr Leben und ihren Verlag geführt. Mag. Wolfgang Dvorak-Stocker im April 2011

Und ist ein Sohn nicht im totalen Rechte, so über seine Mutter zu sprechen, die derart vom Staate und vom Lande und von dem Landeshauptstädtchen Hochausgezeichnete? Für einen Sohn lebt seine Mutter ewig, auch für ihre Enkel, ewig und überall, so wird die Mutter, die Großmutter wohl auch mit im Geiste sein, wenn es gilt für Sohn und Enkel, auf der Straße etwa präsent zu sein.

„Bedeutende österreichische Autoren“ habe die Mutter publiziert, wie eben Ernst Dombrowski, wie eben dem Tiervolke so recht Zugewandten, oder, wie eben Natalie Beer, von der am 10. März 2023 auf der Website der Gemeinde Rankweil zu lesen ist:

Die Gemeindevertretung stützte sich in ihrer Entscheidung unter anderem auf ein Gutachten des Innsbrucker Historikers Dr. Nikolaus Hagen, das den aktuellen Forschungsstand zur Person Beer zusammenfasst und (erneut) aufzeigt, dass sich Natalie Beer bis ins hohe Alter öffentlich zum Nationalsozialismus bekannte, den Holocaust relativierte und keinerlei Reue auch im Hinblick auf ihre Funktion im NS-Regime zeigte. Vielmehr sprach sie noch 1983 von einem „starken Erbe“ des Nationalsozialismus und bezeichnete all jene, die sich nach dem Krieg vom NS-Gedankengut abwandten, als „Verräter“ und „Leute, die einfach keinen Charakter hatten“.

Die „symbolische Aberkennung der Ehrung der Nazi-Schreiberin“ durch die Gemeindevertretung erfolgte im Jahr 2021 —

Kann ein Sohn, dem seine Mutter Ehre und Stolz ist, unbedeutendere „österreichische Autoren“ publizieren? Nein. Wem die Mutter Stolz und Ehre ist, kann ihr Erbe nicht mutwillig zerstören, kann ihr nur nacheifern, und der Sohn ist ein recht folgsam eifernder Sohn, er publiziert Bedeutende, vor allem bedeutende Männer, wie jenen Mann, der nach seiner eigenen Deutung, derart erfolgreich in der letzten Wahl für das präsidiale Amt war, daß es gar nicht viel fehlte, wird er wohl heute noch träumen, und er wäre angelobt worden, im Jänner 2023 …

Aber um diesen Mann geht es nicht, obgleich es ein Umhinkommen gibt, soll dennoch von seinem Aschermittwoch in Bayern, weshalb einmal nicht einer Überflüssigkeit nachgeben, in einem eingeschobenen Kapitälchen …

Zurück aber zur Mutter, die, so werden Sohn und Enkel sich gewiß sein, auf ihren Sohn und Enkel auch als tote Mutter stolz sein wird, ihr Reich so ehrenreich … Welche der Auszeichnungen, die die Mutter bekam, wird der Mutter Herz wohl am meisten erweicht haben, ihr die liebste, die höchste, die ehrenvollste sein? Die vom Staat Österreich? Die vom Kloepferlandlerischen? Die vom Landeshauptdorf? Wohl kaum. Sie wird diese von Staat und Bundesland und Hauptstadt als die genommen haben, die sie sind, der Kotau vor … und natürlich brauchbar, verwendbar für ihre gesinnungsgemäße Reklame. Aber gerührt wird die Mutter wohl nur eine Auszeichnung haben, nur für eine Auszeichnung wird sie ihrem Führer im Himmel gedankt haben, für eine Medaille nur, für die Ulrich-von-Hutten-Medaille bloß, und wenn sie, die Mutter, unter der Trachtenbluse eine Kreuzhalskette getragen hat, wird sie zum Kreuze die Medaille des Ulrich von Hutten der gesinnungsgemäß gemeinschafteten Gesellschaft für …

Kann es denn für so eine Mutter je eine höhere Auszeichnung als diese geben, endlich aufgenommen in den ehrenreichsten Kreise der Preisträger, unter denen es nur zwei Frauen gibt, sie, die Mutter, und Anna Elisabeth „Annelies“ von Ribbentrop. Welche Leistungen es waren, für die die Autorin und Witwe des führerlichen Reichsausministers die Medaille bekam, nun, bei den Namen der männlichen Preisträger muß nicht gerätselt werden. Sie war, das nur nebenher, die Tochter eines Sektfabrikanten; der Sekt ihrer Familie wird auch heute noch sehr gerne getrunken. Die sich selbst nennende alternative Enzyklopädie schreibt über die Ulrich-von-Hutten-Medaille, ist am 10. März 2023 zu lesen, und listet auch auf die Namen der Ehrenreichen:

Die Ulrich-von-Hutten-Medaille (auch: Huttenpreis oder Huttenmedaille) wurde 1962 von der Gesellschaft für freie Publizistik gestiftet und erstmalig 1963 verliehen.
„Seit 1963 verleiht die Gesellschaft den Ulrich-von-Hutten-Preis in Form einer Fördergabe oder als Medaille an verdiente Publizisten, Autoren, Verleger und Persönlichkeiten, deren Handeln immer auf die Wahrung deutscher Interessen gerichtet war […]“ — GfP
Dr. Herbert Fleissner, Preisträger 2008
Die Medaille wird in unregelmäßiger Folge an den jeweiligen GfP-Kongressen an Persönlichkeiten vergeben, die sich nach Ulrich von Huttens Wort „Ich hab’s gewagt“ besonders stark für die Freiheit der Meinungsäußerung und die historische Wahrheit in der Zeitgeschichte einsetzten.
Preisträger
Ihre erste große Wirkung erzielte die GfP 1964 mit der Vergabe der Ulrich-von-Hutten-Medaille an den US-amerikanischen Historiker David L. Hoggan für sein revisionistisches, aufklärendes und wahrheitsförderndes Werk „Der erzwungene Krieg“. Hoggans Schriften wurden von dem deutschen Patrioten Herbert Grabert und dessen damaligem „Verlag der Deutschen Hochschullehrer-Zeitung“ (Tübingen) verlegt.

Preisträger der „Ulrich-von-Hutten-Medaille“ sind:

2019: Fred Duswald 2018: Harald Neubauer 2017: James Bacque 2016: Walter Marinovic 2015: Hans-Dietrich Sander 2014: Gerd Schultze-Rhonhof 2013: Alfred Mechtersheimer 2012: Rolf Kosiek 2011: Otto Scrinzi 2010: Gerhard Frey 2008: Herbert Fleissner 2007: Erich Priebke 2006: Wjatscheslaw Daschitschew 2005: Konrad Windisch 2004: Hajo Hermann 2003: Wigbert Grabert 2002: Ilse Dvorak-Stocker 2001: Udo Walendy 2000: Wolfgang Strauß 1999: Nikolaus von Preradovich 1997: Wilfred von Oven 1996: Peter Dehoust 1994: Holle Grimm 1992: Werner Kuhnt 1988: Adolf von Thadden 1987: Gustav Sichelschmidt 1985: Georg Franz-Willing 1982: Erich Kern 1981: Gerhard Schumann 1980: Arno Breker 1979: Waldemar Schütz 1978: Reinhard Pozorny 1976: Fritz Münch 1975: Heinrich Härtle 1974: Helmut Sündermann (posthum) 1973: Annelies von Ribbentrop 1972: Fritz Stüber 1971: Arthur Ehrhardt (posthum) 1970: Otto Spatz (1960 Mitbegründer des Publikationsorgans „Das Freie Forum“) 1969: Hans W. Hagen 1969: Hans Grimm (posthum) 1964: David L. Hoggan 1963: Gustav Sichelschmidt undatiert: F. J. P. Veale, Berthold Rubin, Peter Kleist

Wie sie sich gefühlt haben muß, die Mutter, in diesem Kreise. Sie wird dafür vielleicht keine Worte gefunden haben. Vielleicht nur gesagt haben: Unbeschreiblich. Vielleicht einfach und kurz: Wie Gott in — Berlin.

Allein die Stifterin ist eine gesinnungsgemäße … Was könnte nicht alles zu den Preisträgern und zu den zwei Preisträgerinnen auch noch gesagt werden, was nicht schon zur Genüge bekannt. Ein paar Preisträger sollen doch exemplarisch …

Hans Grimm, zu dem sofort ein zurzeitiges Magazin in Österreich …

Walter Marinovic

Erich Priebke

Arno Breker

Herbert Fleissner

Schumann, Dehoust, Schütz, Walendy, Herrmann …

Otto Scrinzi …

Rolf Kosiek

Konrad Windisch — ein „enger Weggefährte Herbert Schweigers“, wie die sich selbst nennende alternative Enzyklopädie schreibt, und mit ihm ist noch von einem Mann zu sprechen, der starb, ohne die Huttenmedaille bekommen zu haben, obgleich er so viel tat für die „Freiheit der Meinungsäußerung und die historische Wahrheit in der Zeitgeschichte“ — Er ließ Preisträger zu Wort kommen in seinem vom burgenländischen Kulturverband unter dem Vorsitzenden Hans Strobl herausgebenen Buch, als Zeugen: Heinrich Härtle, Hans Grimm, David Hoggan, Helmut Sündermann, Erich Kern, Udo Walendy …

Er hat diese Medaille dennoch nicht bekommen, und war selbst ein bedeutender Autor, wie Hans Strobl ihn in seinem Nachwort vorstellt, „Schöpfer der Balladen ‚Abschied von Deutschlands Pferden‘ …“ Diese Ballade, die selbst in einem Kapitel ihre Würdigung vor dem Hintergrund der geträumten Rückkehr der Pferde

Er hat diese Medaille dennoch nicht bekommen. Aber als er starb, wird es ihm leicht gewesen sein, ohne Huttenmedaille an der Kette um den Hals zu sterben, er hätte diese stolz über dem Hemde offen zur Schau seiner Ehre getragen, starb er doch in einem Land, das für ihn zu seinem letzten gelobten Land wohl geworden ist, das, genauer, auf dessen zurzeitigen Führer österreichische Staatsspitzenaugen voller Hoffnung gerichtet sind, der von ihnen geschaute und gehörte Experte zu treffen ihre Entscheidungen …

Wer allein die Kapitel, auf die in diesem Kapitel verwiesen wird, aufschlägt, bekommt, könnte zu diesem Kapitel zusammenfassend gesagt werden, nichts anderes als Gegenwart, trotz der vielen Toten, die in diesem vorkommen, und nicht nur wegen Sohn und Enkel einer Mutter, einer Großmutter, die …