„Blinder Organist“

Orgelpfeifen lassen sich von einem blinden Organisten spielen

Ein Holzschnitt von Werner Berg aus 1956 mit dem Titel: „Blinder Organist“ und ein Bild von Karl Bauer auf einer Postkarte als Propaganda aus 1933: „Adolf Hitler“ — —

Werner Berg habe, wie auf der Website des gleichnamigen Museums zu lesen ist, „den blinden Organisten der Dorfkirche in zahlreichen Bildern wiederholt dargestellt“.

„Krallen gleich greifen hier die Hände des Blinden ins Nichts und entringen dem dunklen Schwarz eine Welt der Töne.“

Gleich, ob dies eine Interpretation oder eine Aussage von Werner Berg selbst ist über den „blinden Organisten“, wird fortan eines, besonders mit dem bauerischen Portrait „Adolf Hitler“ vor Augen, nicht mehr möglich sein, den „blinden Organisten“ anders als das kenntlichste Portrait von „Adolf Hitler“ anzusehen.

Sich selbst spelende Orgel

Freilich ist dann der Satz von den Krallen umzuschreiben:

Der Blinde mit seinen Krallen in seinem Nichts entringt den Orgelpfeifen sein Gebrüll als einschmeichelnde Töne zum Stoß der Welt in das dunkle Schwarz. 

Es ist dafür gar nicht entscheidend, ob es die bewußte Intention von Werner Berg war oder nicht war, das kenntlichste Bild von „Adolf Hitler“ zu schaffen, dem künstlerischen Menschen bleibt zu oft selbst verborgen, was er eigentlich schafft, welche Einflüsse ihm die Hand führen …

Blinder Organist spielt Orgelpfeife

Karl Konrad Friedrich Bauer, ein Zeitgenosse von Werner Berg, und einer, der zu jener Zeit, auch der Massenverbrechen, nicht unbekannt war, geehrt und ausgezeichnet auch vom massenmörderischen deutschen reich

Der umgeschriebene Satz von dem „blinden Organisten“ trifft auch dann zu, wenn der „blinde Organist“ nicht „Adolf Hitler“ ist, wenn es tatsächlich bloß ein namenloser „blinder Organist einer Dorfkirche“ ist, ihm kein Mensch Modell war, ist der namenlose „blinde Organist“ das kenntlichste Bild für — auch für die Kirche, für jedwede Religion … jede Pfarrerin, jeder Priester, jeder Imam, jeder Rabbiner, gleich wie immer die von Religionen je vorgeschriebene Berufsbezeichnung für ihre Weltblinden lautet, ist der „blinde Organist“, dem sich das „Volk“ als Orgelpfeifen ohne Not anbietet und freiwillig als Orgelpfeifen aufstellt, mit ihnen und auf ihnen zu spielen, ihm zu gewähren, sie zu spielen, die Welt in ein schwarzes Dorf zu verkleinern, in dem ihnen gemeinsam das Dunkle ihr Licht ist, in dem ihnen gemeinsam alles, was die Welt ist, nichts …

Der hochgestellte Kragen des Exhibitionisten ist der hochgestellte Kragen des „blinden Organisten“ der hochgestellte Kragen des „Adolf Hitler der hochgestellte Kragen des „Martin Luther“ der hochgestellte Kragen der …

Martin Luther - Mein leeres Buch.png

Der „blinde Organist“ ist keine Figur der Vergangenheit, keine, die, wie lange Zeit gedacht und mehr noch gehofft wurde, die spätestens mit „Adolf Hitler“ endgültig und endlich aus der Welt vertrieben ist, aber die Hoffnung enttäuscht, wie gewußt wird, zuerst … der „blinde Organist“, gleich welchen Geschlechts, spielt weiter und weiter, und das „Volk“ ist ihm weiter bereitwillig und weiter hingebungsvoll Orgelpfeifen zur Verstärkung seines Gebrülls. Es gibt so viele „blinde Organisten“ in der Welt, allein schon beispielsweise in Österreich, daß nicht zu entscheiden ist, welcher, gleich welchen Geschlechts, für die Gegenwart zu nennen und in die Collage zu kleben ist, so ist es Ihnen, die Sie selbst alle kennen und bereits nach kürzester Überlegung zu nennen wissen, überlassen, einen in die Collage zu kleben, exemplarisch für einen „blinden Organisten“ der Jetztzeit, wie „Adolf Hitler“, wie „Martin Luther“ hier exemplarisch für die Vergangenheit …

Wie sähe ein Bild des „blinden Organisten“, dem das „Volk“, gleich wo auf der Welt, keine Orgel mehr ist, er, gleich welchen Geschlechts, nur mit und sich selbst auf sich spielen könnte, seine Identitäten, von denen der Mensch, wie gewußt wird, mehr als eine hat, ihm die einzigen Orgelpfeifen zur Verstärkung seines Gebrülls …
Blinder Organist ohne Orgel

 

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