Courtshop gangbang at the Vatican

„In der Erzdiözese Wien sorgen Nacktbilder im Rahmen der Ausstellung des Künstlers August Zoebl im Curhaus, dem Pfarrhof der Pfarre des Wiener Stephansdoms, für Verwunderung und Diskussionen bei Katholiken. Die Ausstellung lief seit einigen Wochen und wurde am 7. Januar beendet. Die Bilder waren im Pfarrhof so ausgestellt, dass diese jeder, auch Kinder, sehen konnte. Unter anderem wurde ein Bild von zwei Lesben gezeigt, die sich vor einer Kirche küssen. Auf einem anderen Bild war eine halbnackte Frau zu sehen, die vom Künstler als ‚Das erste Licht im Felsengrab: Ein Mensch‘ beschrieben wird. Das Bild, welches man um 25.000 Euro kaufen konnte, nennt sich ‚Pietá‘. In der Eigenschreibung heißt es dazu noch: ‚Zur Kommunikation der unerhörten Botschaft Auferstehung.‘ kath.net hat gestern die Erzdiözese Wien um eine Stellungnahme ersucht, bis jetzt aber noch keine Antwort erhalten.“

Selbstverständlich kann es ohne einen Kommentar zusätzlich durch die gesinnungsgemäß zensurierte Website der identitären Regierungspartei in Österreich nicht abgehen. Ist August Zoebl für die Kathnet ein Künstler ohne Anführungszeichen, so ist er für die gesinnungsgemäß zensurierte Website kein Künstler, das sollen die Anführungszeichen wohl zum Ausdruck bringen.

„In aktuellen Debatte rund um die katholische Kirche sorgt nun eine Aktion im Stephansdom für die nächste Aufregung. Eine Ausstellung von halbnackten, obszönen und teils homosexuell dargestellten Menschen stößt nicht nur konservativen Kirchenvertretern sauer auf, sondern auch etlichen Katholiken. Verantwortlich zeichnet sich für die fragwürdige Aktion der ‚Künstler‘ August Zoebl.

Erzdiözese schweigt

Er sorgt mit seinen Bildern von nackten Frauen aber auch sich küssenden Lesben derzeit für Kopfschütteln unter Besuchern des Curhauses im Pfarrhof des Stephansdoms. Doch nicht nur die seltsam titulierten Bilder wie etwa ‚Das erste Licht im Felsengrab: Ein Mensch‘ ärgern die Besucher, sondern auch die dafür verlangten Preise. So ist eben jenes Bild etwa ab 25.000 Euro zu haben.“

Preise von Künstlerinnen können nicht ärgern, ein jeder Künstler kann für seine Werke Preise ansetzen, die er eben hoffnungsfroh ansetzt, wie es ihr beliebt, er sich selber mit seinen Werk einschätzt, das durch den Preis Ausdruck finden soll. Freilich überschätzen viele Künstler den Wert ihrer Werke und ihren Wert als Künstlerinnen.

Vielleicht rechtfertigt das Material den Preis von 25.000,00 Euro; ist doch in der Beschreibung irgendwas von „Rand 24 Kt Reingold“ angeführt … denn sonst ist es ein Bild eines Künstlers, das selbst in einem 1-Euro-Geschäft ein Ladenhüter zum Ärger der 1-Euro-Geschäftsinhaberin, es je eingekauft zu haben, nur sein kann, oder nicht zum Ärger, wenn sie es bloß auf Kommission übernommen hat.

Was für abenteuerliche Interpretationen. Von Kathnet und der gesinnungsgemäß zensurierten Website: „Lesben, die sich küssen, halbnackte Frauen, von halbnackten, obszönen, teils homosexuellen dargestellten Menschen, dass diese jeder, auch Kinder, sehen konnte.“

Ein Kuß macht noch keine „Lesbe“.

Vielleicht sind es einfach Frauen, geflüchtet vor ihren Ehemännern und vor deren blutiger Liebe, in einem Moment der Trostsuche, in einem Moment der Sehnsucht nach Zärtlichkeit, die nicht messerkalt wie die ihrer Männer ist.

Was müssen Menschen, auch Kinder, sich in Kirchen seit Jahrhunderten an Nacktheit ansehen. Auch an Obszönität. Vor allem an Obszönität der Gewalt.

Was allein, um ein Beispiel zu nennen, ist in der Hauptkapellenfiliale alles werbend.

„Das jüngste Gericht“.

Wie könnte das ein Mensch, der niemals die Bibel las und deshalb ein glücklicher Mensch genannt werden kann, dieses Deckengemälde interpretieren? Noch nie gelesen. Sagt plötzlich wer, und drängt sich damit selbst als dritte Figur in das Kapitel.

Vielleicht so.

Sagt die ungebetene Figur. Ob gebeten oder ungebeten, soll sie halt trotz ihrer Aufdringlichkeit sprechen.

Vielleicht ist das Gemälde so zu interpretieren. Der angesagteste Koch in einer Stadt serviert seine neueste Essenskreation und nennt diese „Das jüngste Gericht“. Nachdem die Abendgesellschaft es verspeist hat, angeregt und mehr und mehr enthemmt durch die triebfördernden Zutaten seines jüngsten Gerichts, reißen sich Männer wie Frauen ihre Kleider vom Leibe und stürzen sich aufeinander. Eine halbnackte Frau wird von einer vor ihr knieenden Frau betatscht, schickt sich energisch an, sie weiter auszuziehen, drängt heftig vor zu ihrer Scham, um sie endlich mit der … und so weiter und so weiter.

Aber es ist bei weitem nicht das einzige Bild für das eine Interpretation als bibelunkundige Betrachterin … es gibt Bilder, die beispielsweise Männer beim Peitschen zeigen, in einem Outfit, die nur eine Interpretation zulassen, hier finden sich Männer in bestimmten Lokalen zum gemeinsamen Ausflug auf einen Berg ein, um ihre Sado-Maso-Triebe zu befriedigen, und der Triebhafteste unter ihnen ist wohl der Mann mit den geschulterten vernagelten Brettern, der sich von vielen Männern mit Peitschen bedienen läßt.

Es muß der Figur Einhalt geboten werden, ihre Interpretation dieses Gemäldes hier noch weiter auszubreiten. Es braucht keine weitere Figur, die abenteuerliche Interpretationen absondert. Es ist bereits mit den zwei Figuren Kathnet und zensurierte Website hinlänglich erklärt, daß Interpretationen nichts mit den betrachteten Bildern zu tun haben, sondern ausschließlich die Interpretation der Betrachterinnen und also die Betrachterinnen selbst interpretieren, ihre Abgründe offenbaren. Abgründe, aus denen sie nicht herauskommen, es für sie kein Entrinnen aus ihren Abgründen gibt, sie sind in ihren Abgründen begraben, ohne jedwede Aussicht auf Auferstehung.


„Blinder Organist“

Orgelpfeifen lassen sich von einem blinden Organisten spielen

Ein Holzschnitt von Werner Berg aus 1956 mit dem Titel: „Blinder Organist“ und ein Bild von Karl Bauer auf einer Postkarte als Propaganda aus 1933: „Adolf Hitler“ — —

Werner Berg habe, wie auf der Website des gleichnamigen Museums zu lesen ist, „den blinden Organisten der Dorfkirche in zahlreichen Bildern wiederholt dargestellt“.

„Krallen gleich greifen hier die Hände des Blinden ins Nichts und entringen dem dunklen Schwarz eine Welt der Töne.“

Gleich, ob dies eine Interpretation oder eine Aussage von Werner Berg selbst ist über den „blinden Organisten“, wird fortan eines, besonders mit dem bauerischen Portrait „Adolf Hitler“ vor Augen, nicht mehr möglich sein, den „blinden Organisten“ anders als das kenntlichste Portrait von „Adolf Hitler“ anzusehen.

Sich selbst spelende Orgel

Freilich ist dann der Satz von den Krallen umzuschreiben:

Der Blinde mit seinen Krallen in seinem Nichts entringt den Orgelpfeifen sein Gebrüll als einschmeichelnde Töne zum Stoß der Welt in das dunkle Schwarz. 

Es ist dafür gar nicht entscheidend, ob es die bewußte Intention von Werner Berg war oder nicht war, das kenntlichste Bild von „Adolf Hitler“ zu schaffen, dem künstlerischen Menschen bleibt zu oft selbst verborgen, was er eigentlich schafft, welche Einflüsse ihm die Hand führen …

Blinder Organist spielt Orgelpfeife

Karl Konrad Friedrich Bauer, ein Zeitgenosse von Werner Berg, und einer, der zu jener Zeit, auch der Massenverbrechen, nicht unbekannt war, geehrt und ausgezeichnet auch vom massenmörderischen deutschen reich

Der umgeschriebene Satz von dem „blinden Organisten“ trifft auch dann zu, wenn der „blinde Organist“ nicht „Adolf Hitler“ ist, wenn es tatsächlich bloß ein namenloser „blinder Organist einer Dorfkirche“ ist, ihm kein Mensch Modell war, ist der namenlose „blinde Organist“ das kenntlichste Bild für — auch für die Kirche, für jedwede Religion … jede Pfarrerin, jeder Priester, jeder Imam, jeder Rabbiner, gleich wie immer die von Religionen je vorgeschriebene Berufsbezeichnung für ihre Weltblinden lautet, ist der „blinde Organist“, dem sich das „Volk“ als Orgelpfeifen ohne Not anbietet und freiwillig als Orgelpfeifen aufstellt, mit ihnen und auf ihnen zu spielen, ihm zu gewähren, sie zu spielen, die Welt in ein schwarzes Dorf zu verkleinern, in dem ihnen gemeinsam das Dunkle ihr Licht ist, in dem ihnen gemeinsam alles, was die Welt ist, nichts …

Der hochgestellte Kragen des Exhibitionisten ist der hochgestellte Kragen des „blinden Organisten“ der hochgestellte Kragen des „Adolf Hitler der hochgestellte Kragen des „Martin Luther“ der hochgestellte Kragen der …

Martin Luther - Mein leeres Buch.png

Der „blinde Organist“ ist keine Figur der Vergangenheit, keine, die, wie lange Zeit gedacht und mehr noch gehofft wurde, die spätestens mit „Adolf Hitler“ endgültig und endlich aus der Welt vertrieben ist, aber die Hoffnung enttäuscht, wie gewußt wird, zuerst … der „blinde Organist“, gleich welchen Geschlechts, spielt weiter und weiter, und das „Volk“ ist ihm weiter bereitwillig und weiter hingebungsvoll Orgelpfeifen zur Verstärkung seines Gebrülls. Es gibt so viele „blinde Organisten“ in der Welt, allein schon beispielsweise in Österreich, daß nicht zu entscheiden ist, welcher, gleich welchen Geschlechts, für die Gegenwart zu nennen und in die Collage zu kleben ist, so ist es Ihnen, die Sie selbst alle kennen und bereits nach kürzester Überlegung zu nennen wissen, überlassen, einen in die Collage zu kleben, exemplarisch für einen „blinden Organisten“ der Jetztzeit, wie „Adolf Hitler“, wie „Martin Luther“ hier exemplarisch für die Vergangenheit …

Wie sähe ein Bild des „blinden Organisten“, dem das „Volk“, gleich wo auf der Welt, keine Orgel mehr ist, er, gleich welchen Geschlechts, nur mit und sich selbst auf sich spielen könnte, seine Identitäten, von denen der Mensch, wie gewußt wird, mehr als eine hat, ihm die einzigen Orgelpfeifen zur Verstärkung seines Gebrülls …
Blinder Organist ohne Orgel

 

Weltweite Sonderangebote: Krieg, Hunger, Mord

Weltweite Rüstungsausgaben Kriegstote Unterernährte Kinder 01-01-2018-06-04-2018

Es gibt in einer Stadt eine Passage: mit Zahlenreihen in Spiegelwänden.

Passantinnen werden informiert, etwa über:

Rüstungsausgaben weltweit seit 1. Jänner: 401389567690 Euro

401389567690 Euro Rüstungsausgaben nicht seit Anbeginn von Rüstungsausgaben vor Jahrtausenden, sondern seit dem 1. Jänner 2018.

Passanten werden informiert, etwa über:

Kriegstote weltweit seit 1. Jänner: 139957

139957 Ermordete nicht seit Anbeginn der Kriege vor Jahrtausenden, sondern seit dem 1. Jänner 2018. Wie viele Mörderinnen in Pflichterfüllung im Dienste von Staaten waren es, die vom 1. Jänner 2018 bis zum 6. April 2018 139957 Menschen ermordeten? Und wie viele Mörder sind vom 1. Jänner bis zum 6. April 2018 selbst ermordet worden? Dafür gibt es keine in die Passagenspiegel eingelassene Zählwerke.

Passantinnen werden informiert, etwa über:

Unterernährte Kinder weltweit: 92122362

Das soll wohl das Herz rühren. Unterernährte Kinder. Aber Passanten gehen nicht mit ihren Herzen, sondern mit ihren Füßen, unterwegs zu Sonderangeboten. Die Zahlen, die sie interessieren, haben sie bereits im Kopf: die Beträge in ihren Brieftaschen, die Summen auf ihren Konten, die Prozente der Ausverkäufe …

Keine Zahlenreihen in den Spiegeln gibt es, wie viele Menschen weltweit hungern, verhungern, sterben, also durch ein weiteres toleriertes, gesegnetes Morden …

„Alle zehn Sekunden stirbt ein Kind an den Folgen von Mangel- und Unterernährung. 815 Millionen Menschen hungern, 2 Milliarden leiden an Mangelernährung.“ 

Diese Spiegelzahlen gibt es nicht. Hingegen die Zahlen darüber, wie viele Menschen in dieser Stadt gerade verliebt seien, wie viele Schnitzel seit dem 1. Jänner verzehrt …

Es ist, so wird es genannt, ein Medienkunstwerk. Passantinnen sollen, ist das Bestreben, in den Informationsfluß involviert …

Die Passanten gehen nicht auf die Spiegelzahlen zu, sie gehen an diesen vorbei, die rechts oder links (abhängig von welcher Seite in die Passage gestiegen wird) die Uferwand sind. Passantinnen sehen nicht nach links, sehen nicht nach rechts, sie fließen mit nach vorne gerichtete Augen in einem grundgesenkten Kopf dem nächsten Ausgang entgegen, der ihnen verheißt ein Eingang zu den Sonderangeboten …

„Direkte (demokratische) Kunst“

In der Ausstellung muß plötzlich beim Lesen von „Direkte (demokratische) Kunst“ innegehalten werden, es drängt sich die Frage auf, die zum Stehenbleiben zwingt, was ist aus all dem geworden, dem „direkt“ schon vor über vierzig Jahren vorangestellt war.

Damals, in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts, in Wien, mit dem 1968 gehabten Höhepunkt im Hörsaal, von dem heute, vierzig Jahre später, in Österreich immer noch gezehrt wird, von einem einzigen je gehabten Höhepunkt.

Und dann fällt die Zeile auf: „direct art happing – Die happening-Päpste von Wien BRUS & MUEHL …“ — „Päpste“ … Hätte Otto Mühl zu dieser Zeit in sich hineingehört, hätte er bereits wissen können, was aus ihm werden wird, und was er war, ist er dann geworden, alles, nur eines nicht, ein herzeigbarer Repräsentant für „direkte (demokratische) Kunst“. Es hat schon die Richtigkeit gehabt, unfreiwillig oder, wie es auch gesagt werden kann, unbewußt formuliert, das demokratische von Klammern eingesperrt …

So lange also geht es schon um mit „direkte …“ — Und was ist daraus geworden? Wer trat die Nachfolge an? Wer lutscht immer noch an der „direkten“ Möhre, hält sie zwischen den wölfischen Zähnen dem sogenannten Volke vor die lange, lange Nase?

In Österreich ist es – wozu noch nennen, das jedem Menschen ohnehin bekannt …

Und es fällt noch ein „Aufruf“ auf, von damals, von 1969.

Wenn an die ganzen Ferkeleien mit den völlig wirren Kommentaren gedacht wird, die heutzutage, Jahrzehnte später, in den Dunkelkammern von SM gelesen werden können, gedacht wird, gerade und vor allem auf der Website …, erscheinen plötzlich die Männer von damals, und es waren auch nur Männer, als Vorläufer, als Zeitgenossen von den heutigen Männern, und es sind wieder vor allem Männer, vielleicht mit dem Unterschied, daß heute ein paar Frauen mehr dabei sind, als damals … nein, die heutigen SM-Männer sind die Zeitgenossen von damals, sind in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts, in denen Männer wie Wiener, Brus, Nitsch, Bauer …

„Aufruf

klaus und kreisky haben mit ihren organisierten schlägerbanden die macht in österreich an sich gerissen. ihre feile gerichtsbarkeit, diese feme des österreichischen frührentners, hat es zuwege gebracht, alle aufrechten österreicher über die grenzen ihrer heimat zu jagen. in bolzano fand sich ein häuflein der versprengten und beschloß, unter hintansetzung persönlicher interessen, gut und leben für die befreiung der gesamten österreichischen bevölkerung vom terror der austro-terroristen zu befreien. diese männer beschlossen, die österreichische exilregierung zu errichten.“

Von gestern zu gestern … es haben sich seither nur die Namen geändert. Josef Klaus und Bruno Kreisky sind schon lange nicht mehr im Amt. Aber sonst? Ein Inhalt wie 2018, und ist doch schon aus 1969.

Wie rührend sich 1969 die Herren „unter hintansetzung persönlicher interessen“ Ministerstühle zugeschoben haben. Nein, nicht Ministerstühle, sie alle wollten „Kaiser“ sein, „Kaiser für Volksgesundheit“, Militärkaiser“ und so weiter.

Freilich die Vorstellung, bereits im Weitergehen erstmals der perverse Gedanke, sich in eine Zeit der Vergangenheit, in die Zeit vor vierzig Jahren zurückzuwünschen, als es die Ferkeleien nur von einer Handvoll Männer gab, als solche „Aufrufe“ so selten waren, wie die Höhepunkte in den österreichischen Schlafzimmern es heute noch sind. Solche Ferkeleien es nicht in dem Ausmaß einer Sintflut, oder zeitgemäßer, wenn es denn zeitgemäßer ist, solche Ferkeleien es nicht in dem Ausmaß von Postinggushes gab wie heute, in den SM-Kammern.

Und noch etwas verleiht dem perversen Gedanken, in einer, in dieser Vergangenheit der 60er Jahre  des letzten Jahrhunderts zu sein sich zu wünschen, Charme. Diese Männer, nicht alle, sind etwas geworden, haben Karrieren gemacht, im künstlerischen Bereich. Eines jedoch sind sie nicht geworden: Minister, Kaiser, nie sind sie als Regierung angelobt worden – mit ihren Ferkeleien, was für ein bewundernswerter Gegensatz zu den 10er Jahren dieses Jahrhunderts, in denen Menschen mit ihren Ferkeleien jedweder und vor allem moralischer und ethischer Art auf Regierungsstühle gehievt …

Aufruf.png

 

Mann alleen

avenidas y ramas 18 - BK
Im Prater wichsen wieder die Bewunderer

Ein Gedicht von Eugen Gomringer ist zum Mittelpunkt eines Disputes um Kunst und deren Freiheit geworden, es hat nun sogar die Philosophie, zu großes Wort, Konrad Paul Liessmann bewogen, etwas zu diesem Disput beizutragen.

„Die Barbaren sind mitten unter uns. Sie lauern nicht am rechten oder unteren Rand der Gesellschaft, sie gehören nicht zu den Bildungsfernen und Bildungsverlierern, sie kommen nicht aus unterentwickelten Regionen, sondern sie sitzen an den Schaltstellen von Kunst und Wissenschaft, schreiben in Qualitätsmedien, diskutieren an Universitäten, leiten Gemäldegalerien, dominieren die Talkshows. Barbaren sind sie dennoch. Denn im Grunde ihres Herzens verachten sie die Kunst. Unter dem Vorwand, gegen Sexismus und Rassismus zu kämpfen, übermalen sie Gedichte.“

So beginnt Konrad Paul Liessmann seinen Beitrag am 8. Februar 2018 in der „Neuen Zürcher Zeitung“ …

Vollkommen unverständlich, derart zu beginnen. Denn. Gesinnungsgemäß kann es nicht der „rechte Rand“ sein. Diesem würde das dem Gedicht Vorgeworfene gar nicht stören, im Gegenteil, diesem wäre es, in dieser Interpretation gelesen, ein Gebet der gesinnungsgemäßen Männlichkeit. Gesinnungsgemäß kann es nur dann der „rechte Rand“ sein, wenn es gegen die sogenannte Moderne in Literatur und Kunst geht, die Werke also nicht reaktionär blümeln …

Vollkommen richtig. „Die Barbaren sind mitten unter uns.“ Ein Barbar ist ein Mensch, so wurde es einst verstanden, der die Sprache eines anderen nicht versteht, nur, sollte ihm dieses Glück beschieden sein, seine eigene Sprache. Konrad Paul Liessmann versteht die Sprache der Frauen nicht.

Im Prater blühn wieder die Bäume

Konrad Paul Liessmann versteht nicht, wenn Frauen davon sprechen, daß das Gedicht von Eugen Gomringer sie an sexistische Übergriffe, an sexistische Belästigungen erinnert, sie, die Frauen, zum Objekt des Begaffens verpflanzlichen.

Im Gedicht kommen Alleen vor.

avenidas y flores y mujeresIm Gedicht kommen Blumen vor. Und Frauen kommen im Gedicht vor. Auf einer Stufe. Zusammen an den Wegesrand gestellt, zum Bewundern, aber es kann ein abgründiges …

Wie leicht wäre es doch zu verstehen, daß Frauen von Männern nicht mit Blumen in Alleen in eine Reihe gestellt sich sehen wollen.

Aber Konrad Paul Liessmann versteht die Sprache der Frauen nicht. Wie sollte er erst tonlose Blumen verstehen können, die ihm einiges über Männer erzählen könnten. Sie könnten ihm erzählen, daß ihnen Männer wie Basho vielleicht lieber sind als Männer wie Goethe, Männer wie Tennyson ganz und gar ein Greuel, eine tödliche Gefahr, die sich in Gedichten mit ihnen … obgleich Basho, anders übersetzt, auch ein „Bewunderer“, letztlich ein Vereinigungsbegehrer … das könnten die am Rand auf der Prater Hauptallee ihm nicht erzählen, es treibt die Männer nicht die Wissenschaft, nicht die Dichtung in die Alleen, wo sie unruhig wichsen, wenn die Blätter treiben, wenn die Blätter nicht treiben.

Wie oft haben Frauen schon erzählt, auf der Prater Hauptallee an wichsenden Männern vorbeilaufen zu müssen, wenn sie die Prater Hauptallee zur sportlichen Ertüchtigung aufsuchen. (Es erschließt sich nun wie von selbst die tiefe Bedeutung des beliebten Liedes: „Im Prater blühn wieder die Bäume.“)

Es mag Konrad Paul Liessmann ein Kunstfreund sein, ein Gegner der Kunstzensur, aber ein Gegenwartsfreund, ein Fortschrittsfreund, ein Zukunftsfreund kann er nicht genannt werden, und er wird sich viele Freunde gemacht haben, unter den Bewunderern mit den Barbareneiern auf der Prater Hauptallee, mit seiner Unterzeichnung des „Briefes der 800“,

Heinz Mayer bestätigt die Notwendigkeit der Binnen-I-Schreibung – Teil 8 der Komödie in Fortsetzung

mit dem im Grunde nichts anderes gefordert wurde, als die Zensur der Sprache.

Dem Gedicht von Eugen Gomringer gebührt aber die höchste Auszeichnung. Es zieht Konrad Paul Liessmann die Hose aus, und zum Vorschein kommen …

Avenidas y gachósEin Elend ist aber stets das Interpretieren von Gedichten. Wer wird das Gedicht noch übermalen wollen, wenn dabei an die „Bewunderer“ auf der Prater Hauptallee gedacht wird, wie sie hinter Bäumen versteckt ihr kümmerliches und stets nur für Sekunden steifes Glied wichsen und wichsen, die ärmliche Hugo-Boss-Hose bis zu den Wadeln hinuntergelassen, mit ihren entblößten Bierschwangerschaftsstreifenbäuchen  – wer wollte dann nicht auch dieses Gedicht in Goldlettern in einem Goldrahmen an der Wand im besten Zimmer der Wohnung haben.

Männer in Alleen allein. In Berlin – und der Disput geht um das Gedicht auf einer Mauer in Berlin. Stehen sie auch wichsend in den Alleen, und nicht nur in Wien, kann das Gedicht gerade in Berlin auch Erbarmen mit dem „Bewunderer“ hervorrufen, so „alleen“, das Kümmerliche in der Hand, mit sorgenvollem, einsamkeitsgefurchtem Gesicht, das können die Mimik der unverschämten Überlegenheit und die Posen der geilen Frechheit nicht verbergen, mit hilfloser Tonlosigkeit nach Aufmerksamkeit, nach einer Geste, mag diese auch ablehnend sein, der Zuneigung, mit dem Wichszeichen ständig den Satz „Lass mir nicht so alleene da stehn!“ …

Und ob Konrad Paul Liessmann wirklich ein Kunstfreund ist? Vielleicht von sehr alter Kunst. Es wäre stimmig. Kommt er doch auch bei der Philosophie nicht so recht an die Gegenwart heran, bleibt Jahrzehnte davor stehen, wie er so eindrücklich in Salzburg …

„Doch das ist nichts Neues“

… wo er gerade einmal bis …

Alleen und Männer

Übrigens, beim „Brief der 800“ war gesinnungsgemäß die FPÖ die treibende Kraft, also die Partei, in der die Männer meinen, Eier wie Odin (falls dieser überhaupt Eier haben kann) zu haben, und weil es ebenfalls sehr aktuell ist, dürfen die Burschenschaften nicht unerwähnt bleiben. Wie sehr würde sich wohl gerade in diesen Tagen die montagsgemachte identitäre Regierungspartei wünschen, es wäre die heutige Zeit noch eine so recht gute alte Zeit, in der ein Wortführer (gesinnungsgemäß ein Mann) einmal sagt, eine Debatte um die Burschenschaften brauche es jetzt nicht, und augenblicklich ist die Debatte beendet. Wie lange ist das schon her, daß Konrad Paul Liessmann

Rund um und aus Odin Wiesinger dampft es

genau das sagte, in einer Fernsehdiskussion – aber wer hört schon auf …

Das wäre jetzt ungerecht, zu sagen, er werde nicht gehört … es könnte ihm noch ein großer Aufstieg bevorstehen, zum ersten Philosophen, kein zu großes Wort, der FPÖ und der AfD …

Konrad Paul Liessmann - Aufstieg zum führenden Philosophen

Mit einem Kanzler Sebastian Kurz Weltspitze in Kunst- und Kulturlosigkeit

Nun will Sebastian Kurz also die erst im letzten Jahr von seiner Partei erhöhte Umsatzsteuer für Beherbergung wieder reduzieren. (Das zeugt eindrucksvoll von der Fähigkeit der kurz’schen Partei, so richtig langfristig, gar weit in die Zukunft hinein zu denken, zu planen …)

Eine Rücknahme der ebenfalls erst im letzten Jahr von seiner Partei erhöhten Umsatzsteuer im kulturellen Bereich, eine Rücknahme der ebenfalls erst im letzten Jahr von seiner Partei und also auch von ihm erhöhten Umsatzsteuer für „Künstler“ fällt Sebastian Kurz nicht ein.

Wie auch?

Es darf mit Recht gefragt werden, ob Sebastian Kurz die Wörter Kunst und Kultur überhaupt geläufig sind.

Denn.

Zu Kunst und Kultur ist von Sebastian Kurz nichts bekannt. Bis auf die Präsentation der Großbauerin, die für ihn, Kurz, stehe für …

Zur Kultur gehört auch die Rede. Und wenn die gar vielen Aussagen von Sebastian Kurz an der Kultur der Rede gemessen werden, begreift Sebastian Kurz von Kultur die Kulturlosigkeit. Und bei der Kunst in jedweder Form gibt es von Sebastian Kurz nichts, mit dem eine Messung möglich wäre.

Es ist für dieses Land auch bezeichnend, daß Kunst und Kultur keine Themen sind, zu denen es mediale Fragen an Kandidaten und Kandidatinnen der Nationalratswahl am 15. Oktober 2017 gibt. Sebastian Kurz nicht danach zu fragen, nun, bei ihm mag dafür christliche Nächstenliebe ausschlaggebend sein, nach dem Bibelwort: Schonet aber die mit Überforderung Beladenen …

Es richten sich bereits viele, viel zu viele darauf ein, es ergeben sich bereits viele, viel zu viele schicksalshörig einer Vergangenheit, die in der Wahlreklame Zukunft genannt wird, daß Sebastian Kurz der nächste Bundeskanzler … kann ein Land aber wie Österreich, das gar so stolz darauf sein möchte, ein Kunst- und Kulturland zu sein – für den Tourismus gewiß ein hergerichtetes ist, im Verkehr mit Fremden gewiß keines – sich tatsächlich einen Bundeskanzler leisten, dem Kunst und Kultur gar nichts sagen, nichts bedeuten, dem Kunst und Kultur so unverständlich sind wie wohl den meisten Menschen die schwarzen Löcher im Universum, sein gesamtes Universum der Kunst und Kultur Finsternis …

Was für Senkungen neben der Umsatzsteuer fallen Sebastian Kurz noch ein? Es sind die Förderungen. Welche Förderungen zu senken es sein werden, auch sein werden, dazu bedarf es keiner Phantasie. Einem Menschen wie Kurz, dem zu Kunst und Kultur nichts einfällt, kann nur eines sofort einfallen, im Bereich von Kunst und Kultur die Förderungen …

Hierzu paßt auch das von der kurz’schen Partei ebenfalls erst im letzten Jahr mitbeschlossene Auslaufen der Bildungsfreibeträge, der Entfall der Bildungsprämie …

Vor langer Zeit wurde gerne die Formulierung für Unentdecktes verwendet: es gäbe weiße Flecken auf der Landkarte. Im Fall der kurz’schen Partei könnte nach dem 15. Oktober 2017 eine neue Formulierung sich durchsetzen: Dank der kurz’schen Partei ist Österreich heute ein schwarzer Fleck auf der Landkarte, was Kunst, Kultur, Bildung … so ein schwarzer Fleck, wie das kurz’sche Programm bereits jetzt ist. Und wie schwarz die kurz’sche Schwärze ist, Sie sich davon eine Vorstellung machen können, wie schwarz die Zukunft in Österreich werden – ein Blick genügt: Liste Sebastian Kurz – die neue Volkspartei …

Und wenn Sie einen Blick auf die kurz’sche Finsternis werfen, denken Sie dabei unbedingt auch daran, wie noch schwärzer es werden könnte, mit seiner identitären Partnerin in der Regierung, mit dieser Parlamentspartei mit ihrem recht ausgeprägten … das muß gar nicht weiter, nicht wieder groß ausgeführt werden, eine Zeile von Josef Weinheber bringt es auf den Punkt, seine Bestellung in einem Kaffeehaus …

PS Wie seltsam doch Künstlerinnen und Künstler sind. Sie dienen sich auch jenen an, denen sie vollkommen egal sind, wollen sie nach wie vor Knechte und Mägde der Macht sein und sogar von jenen, von denen sie sich dafür in günstige Position bringend meinen, sie werden die Macht erlangen, und sei es auch nur eine klitzekleine Macht in einem klitzekleinen Staat. Wie Jiny Lan, die Sebastian Kurz malt, mit dem Parlament als Hintergrund; zutreffender allerdings als Hintergrund wäre der unweit vom Parlament gelegene Volksgartentempel, vor dem eine Figur von Josef Müllner steht zur Kenntlichkeit der geistigen Verfaßtheit in diesem Land damals wie heute …

Jiny Lan malt Sebastian Kurz mit falschem Hintergrund

Haben sie wenigstens einen Schirach dabei?

Es gibt gerade in Österreich, wenn im Dialekt gesprochen wird, eine Vorliebe dafür, das „R“ zu verschlucken, es einzusparen, ungehört zu machen. Im Dialekt würde dann aus Schirach einfach und vielleicht dadurch mit einer erzwungenen winzigen Betonungsveränderung: Schiach.

Und kenntlicher könnte über die Rede von Schirach in Salzburg in diesem Sommer gar nicht geurteilt werden, ohne zu urteilen, es bräuchte bloß im Dialekt über diese gesprochen werden:

— Hast Du die Festspielrede gehört?

— Von Schiach?

— Ja, die Schiach-Rede.

Es sind jetzt viele Touristinnen und Touristen im Land, die sehr neugierig sind, und es könnte eine vom Nebentisch, die ihr Bestellung aufgibt,

— Mozarttrüffeltorte mit Sahne –

— Mit Schlag?

— Sahne.

— Sahne ist Schlag.

— Dann mit Schlag.

fragen: Schiach?

— Häßlich.

— Häßlich heißt er?

— Nein, Schiach.

— S c h i -?

— S c h i 〈r〉 a c h !

— Ah, Schirach.

— Ja. Schi〈r〉ach.

So leicht kann es zu Mißverständnissen kommen, zu Verwechslungen. So leicht machte es sich auch Schirach. Mit seinem Beispiel aus der Türkei. Als er für seinen „Volkszorn“ als Beispiel Mitglieder der AKP-Partei mit dem „Volk“ verwechselte. Und er warnte davor, wie leicht das „Volk“ aufzusticheln sei, er sprach sich massiv dafür aus, das Recht gegen die Macht zu stellen. Nun, in Polen, gehen gerade diese Tage Zehntausende auf die Straße, für eine unabhängige Justiz, also für das Recht gegen die Macht. Wer stichelt sie auf, in Polen und in anderen Staaten? Haben sie wenigstens einen Schirach dabei?

Es muß ein Irrtum einbekannt werden, eine alte Platte

Wie verführerisch schön das Plattschäbige zu klingeln vermag

kann beim ersten Hören durchaus verführerisch schön klingen, aber dann …

PS Es wäre wohl zu einem Tumult gekommen, hätte Schirach über die Macht der Männer in Salzburg und also in Österreich gesprochen, über des Mannes Zorn gegen die Frauen, anhand des konkreten Beispiels, wie wenigen Frauen

2026 darf wieder eine Frau die Salzburger Festspielrede halten, vielleicht.

in Jahrzehnten das Recht eingeräumt wurde, die Festspielrede zu halten. Diese Frauen kann ein Mensch an einer Hand abzählen, und braucht dazu nicht einmal fünf Finger.

Und wenn es gar eine Frau gewesen wäre, die diese Rede gehalten hätte, mit Zornesröte und schwarzer Galle hätte sein, das schirachsche „Volk“, den Saal stampfend, brüllend, das Abendland dem Untergang geweiht sehend, spuckend und schreiend … nein, machtgemäß nicht, Anerkennung wäre ausgesprochen worden, die Frau ob ihres Mutes, hinzutreten vor die Macht des Landes, eine Rede, durchaus überlegenswert, wenn es die Staatsgeschäfte … die Männer der Macht sind doch ohne Zorn, und vor allem, Männer der Macht lassen sich nicht aufstacheln, sie besitzen Vernunft, sie haben Informationen, sie wägen ab, sind voller Sorge ob der Behandlung der Frau im „Volke“, besonders der Nachbeteiligung der Frau in den „Communities“ … sie, die Männer der Macht, schunkeln höchstens sanft und verständnisvoll zu Andreas Gabalier, diesem einfachen Manne aus dem „Volke“, der gelernt hat, wo der Platz der Frau ist seit Anbeginn der Festspielreden …

Schiache Rede

2026 darf wieder eine Frau die Salzburger Festspielrede halten, vielleicht.

Seit 1964 wurden drei Frauen eingeladen, die Festspielrede zu halten. In 53 Jahren waren es also gerade einmal drei Frauen. 2008 wurde die letzte Frau rangelassen. Das heißt über den Daumen gerechnet, nach dem Salzburger Festspieldurchschnitt (wenn aufgerundet) könnte es 2026 wieder so weit sein, abgerundet gar schon 2025, daß eine Frau rangelassen wird, vielleicht.

In dreiundfünfzigen  Jahren gab es zweimal keine Festspielrede und dreimal durften Frauen ran. Das ist wohl die „Macht der Frauen“, von der Schirach in diesem Jahr andeutungsweise in seiner Rede zur Eröffnung der Salzburger Festspiele …

Und das ist verständlich. Eine Quote würde hier nichts bringen. Denn es geht um Qualität. Und die Qualität ist in Salzburg das gottgegebene Maß. Von welcher Qualität des Mannes Wort ist, dafür darf verwiesen werden auf die Würdigung der Festspielreden von 2014 bis 2017 …

PS Ein Mann wurde wieder ausgeladen. Er entsprach nicht den hohen ethischen Werten, die in Salzburg, in Österreich herrschen, und die vor allem von dem hohen Publikum der Festspielreden, kurz gesagt, uneingeschränkt … Was für ein schöner Beweis, die Ausladung eines Mannes, wie kein Unterschied zwischen Mann und Frau gemacht wird.

Ja, im Gegenteil. Es wurde keine Frau ausgeladen, sondern ein Mann. Was für eine Ungleichbehandlung wäre das gewesen, als Ersatz für den ausgeladenen Mann eine Frau einzuladen. Es mußte nicht gesucht werden, ein Mann für den Ausgeladenen fand sich sogleich.

Es könnte auch gesagt werden, in Salzburg, in Österreich wird die Gleichberechtigung gelebt, wie es die Festspielreden vorzeigen: zweimal keine Rede, einmal unabhängig vom Geschlecht ausgeladen, sind dreimal. Dreimal Reden von Frauen. Drei zu drei, das sind gelebte 50:50. Das ist Gleichbehandlung.

Salzburger Festspiele - Festspielreden - Nicht auf das Geschlecht nur auf die Qualität wird geschaut

 

documenta neunzehnfünf

Nach einem im Keller verbrachten unruhigen Tag eingeschlafen. Sogleich stellt sich ein Traum ein, aber ein mit Bildern geizender Traum. Nur ein einziges unbewegtes Bild

Documenta - Kasseltraum

zu Johann Messe, der aus seinem Kasselroman liest, aber nur eine einzige Stelle, immerzu nur diese eine einzige Stelle, als wäre diese eine einzige Stelle der gesamte Roman, und da der Traum nur dieses eine einzige Bild bereit ist herzugeben, erstaunt es nicht, beunruhigt es nicht, es muß damit abgefunden werden, daß auch der Roman nur diese eine einzige Stelle schon der gesamte Roman ist, und der Traum muß es sich gefallen lassen, Geizhals gescholten zu werden.

am ende ist das alles was bleibt dachte ich der blick zurück auf nichts vielleicht wollte ich deshalb plötzlich verzweifelt nach vorne schauen doch was ich dort sah war genau das wovor ich floh die bedrückende wirkung die eva brauns parfümflakon auf mich hatte und natürlich die unwiederbringliche vergangenheit die ich glaubte überwunden zu haben einschließlich meines rundgangs durch das im fridericianum ausgestellte gehirn ich befand mich in deutschland und fragte mich andauernd ob ich wirklich dort war auf der königsstraße dem hessenland zu und andauernd welche verbindung es wohl zwischen avantgardekunst und dem handtuch geben mochte das Adolf hitler gehört hatte kurz gesagt es tat mir in der seele weh zu sehen dass kriegsverbrecher und gegenwartskunst sich verbanden und sei es nur in der kunst

Und dazu ständig noch, aber nur der Refrain

ich möchte lieber nicht

ist zu hören, geträllert von Johann Messe, der, wird ebenfalls zugleich oder zeitgleich von einer dritten Johann-Messe-Stimme nerventötend gewispert, zu dem der Traum, wie ihm zum Beweis, gieriger und geiziger als Grandet, mehr noch, gar der Vater des Geizes zu sein, kein einziges weiteres Bild herzeigen will, nur dieses eine einzige Bild mit dem ordentlich gefalteten oder hingelegten Handtuch … Johann Messe sitzt dabei stramm in einer Badewanne in der Küche einer Villa und ihm trägt Johann Messe, der Johann Messe immerzu bloß mit diesen vier Wörtern mehr sprechend als singend dazu die Begleitmusik macht, immerzu diese eine einzige Passage …

ich möchte lieber nicht ich möchte lieber nicht ich möchte lieber nicht ich möchte lieber nicht ich möchte lieber nicht ich möchte lieber nicht ich möchte lieber nicht ich möchte lieber nicht ich möchte lieber nicht ich möchte lieber nicht ich möchte lieber nicht ich ich möchte lieber nicht ich möchte lieber nicht ich möchte lieber nicht ich möchte lieber nicht ich möchte lieber nicht ich möchte lieber nicht ich möchte lieber nicht ich möchte lieber nicht ich möchte lieber nicht ich möchte lieber nicht ich möchte lieber nicht ich ich möchte lieber nicht ich möchte lieber nicht ich möchte lieber nicht ich möchte lieber nicht ich möchte lieber nicht ich möchte lieber nicht ich möchte lieber nicht ich möchte lieber nicht ich möchte lieber nicht ich möchte lieber nicht ich möchte lieber nicht ich ich möchte lieber nicht ich möchte lieber nicht ich

Der vom Wolfenbüttel AfD mißbrauchte Bazon Brock

Wolfenbüttel AfD erkennt sich in seinem Diskriminierungsleid in Bazon Brock

Es ist menschgemäß stets heikel zu sagen, der mißbrauchte Mensch ist an seinem Mißbrauch selbst schuld. Bereits auch generell zu sagen, zumindest eine Teilschuld hat er an seinem Mißbrauch, ist nicht unproblematisch, wenngleich es im Einzefall tatsächlich zutreffen kann.

Wenn nun AfD Wolfenbüttel Bazon Brock mißbraucht, um mit dem „Kunstvermittler der Nation“ über die „Diskriminierung Andersdenkender“ zu klagen, zu jammern, sich also einen Kronzeugen mit höchstem Ansehen an ihre Seite holt, um gegen die „Diskriminierung Andersdenkender“ aufzutreten, tritt er selbstverständlich nicht für die Andersdenkenden ein, sondern nur für sich selbst, für AfD ist einzig AfD der „Andersdenkende“, der diskriminierte Andersdenkende.

Der Wolfenbüttel AfD verbreitet gesinnungsgemäß nur diesen kurzen Ausschnitt des Interviews, in dem Bazon Brock spricht: über Feindschaft, Haß, Einteilung in „Demokrat“ und „Antidemokrat“, „Gut“ und „Böse“. Aber er hätte auch das gesamte Interview für sein Gejammere, der diskriminierte Andersdenkende zu sein, zur Verbreitung nehmen können. Er, der Wolfenbüttel AfD, hätte damit zeigen können, es gehe ihm tatsächlich um die „Diskriminierung Andersdenkender“. Denn. Ist nicht gerade Bazon Brock selbst ein Paradebeispiel dafür, wie ein „Andersdenkender“ der „Diskriminierung“ ausgesetzt ist? Er sagt es selbst, in diesem Interview. In keiner einzigen Zeitung in Deutschland je Rezensionen seiner Bücher. Ja, dem armen Bazon Brock geht es wie dem Wolfenbüttel AfD. Medial totgeschwiegen. Vernichtet. Ausgelöscht. Ein so langes Leben voller Arbeit, ein so langes Leben mit so vielen Publikationen, und nicht einmal eine einzige Suchmaschine liefert wenigstens einen einzigen Eintrag zu Bazon Brock. Achtzig Jahre anders gedacht, achtzig Jahre diskriminiert, keine Rezensionen, keine Interviews, keine Preise, keine Professuren …

Selbst dieses Interview bitterster Beweis, wie gleichgültig die Welt gegen ihn ist. Nicht einmal sein kleinstes Büchlein liegt auf dem Tisch, an dem er mit seiner Interviewerin sitzt. Nicht einmal sein kleinstes Büchlein war Anlaß zu diesem Interview. Was der Anlaß war? Vielleicht war der Gedanke für dieses Interview, einmal einen Menschen in das Rampenlicht der Öffentlichkeit zu stellen, der nie irgendwo vorkommt, über den niemand spricht, ihn selbst einfach erzählen zu lassen, wie es ihm mit seinem verschwiegenen Leben …

Nichts. Und dennoch:

„Brock habe Wirkung ohne Werk, Vostell Werk ohne Wirkung. Beuys hingegen habe Werk und Wirkung, fasst es Brock, der einzige noch Lebende der Trias, heute zusammen.“

Der Wolfenbüttel AfD hat sich wohl mehr in Bazon Brock erkannt, als ihn für sein Gejammere mißbraucht. Dem Wolfenbüttel AfD geht es wie Bazon Brock. Keine Berichte. Keine Aufmerksamkeiten. Kein Werk. Was den Wolfenbüttel AfD geneigt macht, sich gerade in Bazon Brock als Leidenskameraden erkennen zu wollen? Vielleicht sind es beispielsweise Aussagen, die Bazon Brock in Vaduzvon einer Qualität ebenbürtig eines Björn Höcke beispielsweise …

Und vielleicht kann nach der nächsten Wahl in Deutschland im Herbst gelesen werden:

Brock habe Wirkung ohne Werk, AfD hingegen war ohne Werk ohne Wirkung auf die Wählenden, faßt die AfD anläßlich ihrer Auflösung zusammen.