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Im Morgenjournal von diesem 23. Jänner 20 spricht sich Landeshauptmann Markus Wallner vehement für die „Sicherungshaft“ aus. Er redet irgend etwas von einem genauen „Hinschauen“.
Was führt er an für sein Begehren der „Sicherungshaft“?
Einzig den Fall aus Dornbirn.
Aber nein.
Stute Sicherungshaft wird nun von der türkis getupften schwarzen Partei geritten. Oder die türkis getupfte schwarze Partei gibt der nun grün gesattelten Sicherungshaft die Sporen, bis sie gänzlich zerschunden, erschöpft daran …
Mit dem Fall von Dornbirn kann kein Pferd, kann ein Pferd nicht einmal von der falschen Seite aufgezäumt werden. Im Grunde müßig, es zu wiederholen. Nachdem aber auch nicht wenige Medien mit Breitenwirkung mit dem Fall von Dornbirn für eine „Sicherungshaft“ galoppieren, muß es wiederholt werden.
Wie in Österreich „hingeschaut“, gar genau hingeschaut wird, das hat Tradition.
Oh, du lieber Augustin, alles is hin, auch’s schaun.
Hitler war ein Deutscher, Beethoven ein Österreicher. So wird in Österreich nach wie vor die Vergangenheit Österreichs heiter gemütlich verklärt.
Und die Gegenwart Österreichs wird in Österreich so verklärt. In Dornbirn wird ein Österreicher getötet, und der Mann, der ihn ersticht, ist ein „Asylwerber“.
Es muß ein „Asylwerber“ sein, weil es einfach nicht sein kann, was ist, daß nämlich dieser „Asylwerber“ in Österreich geboren wurde, daß dieser „Asylwerber“ in Österreich sozialisiert wurde, daß dieser „Asylwerber“ erst mit weit über zwanzig Lebensjahren Jahren Österreich verlassen mußte, weil in Österreich vieles versäumte wurde, weil von österreichischer staatlicher Seite auch Bestimmungen mißachtet …
Möglicherweise ist er erst durch diese in und durch Österreich verursachte Biographie zu dem Mann geworden, der nicht wahllos irgendeinen, sondern einen bestimmten und ihm sehr lange schon bekannten Mann, mit dem ihn eine sehr lange Geschichte verband, tötet.
Es darf dies alles nicht als Entschuldung eines Mannes, der tötet, gelesen werden. Das ist er. Ein gewaltbereiter Mann. Was er aber nicht ist, beim genauen Hinschauen auf seine gesamte Biographie, was er nicht ist: ein „Asylwerber“.
Und nun wird er seit dem identitären Innenminister in Österreich als „Asylwerber“ mißbraucht. Er taugt ganz und gar nicht als Argument für die Einführung einer „Sicherungshaft“. Er wird mißbraucht für die Gier nach Einführung einer „Sicherungshaft“.
Der Mißbrauch als Argument.
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Wohin beim Ritt auf Sicherungshaft ganz und gar nicht geschaut wird. Wie wirkt sich denn eine „Sicherungshaft“ auf einen Menschen aus?
Angenommen, nur für eine Sekunde angenommen, für eine Sekunde, die es nach dieser Annahme je nicht gegeben hat, somit auch nie die Annahme.
Ein Mensch wird in „Sicherungshaft“ genommen, weil er, so die Einschätzung von wem auch immer und aufgrund welcher Einschätzungen auch immer, gefährlich sei, hat ein solcher Mensch nach beispielsweise sechs Monaten „Sicherungshaft“ seine „Gefährlichkeit“ gänzlich verloren? Und aufgrund welcher Maßnahmen soll aus einem „gefährlichen“ Menschen nach sechs Monaten ein gänzlich „ungefährlicher“ Mensch werden?
Ist dafür die „Maßnahme“ „Sicherungshaft“ vollkommen ausreichend? Ein „gefährlicher“ Mensch muß nur sechs Monate in einem Gefängnis sitzen, um als gänzlich „ungefährlicher“ Mensch das Gefängnis zu verlassen?
Erzählen nicht gerade die Gefängniskarrieren von so vielen Menschen, vor allem von so vielen Männern das genaue Gegenteil? Den Gesellenbrief, den Meisterbrief zum hauptberuflichen Kriminellen erst nach Aufenthalten in Gefängnissen wirklich erworben. Das Gefängnis, Schmiede der Radikalisierung. Das Gefängnis, Einstiegsstelle zum Extremismus. Das Gefängnis, Fachhochschule mit Abschluß zum Gewaltmaster. Das Gefängnis, Universität der Promotion zum Doktor der Gemeingefährlichkeit.
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Passend zu diesem Tag, 23. Jänner 2020, an dem an die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz vor 75 Jahren international gedacht wird.
Die auf Sicherungshaft Hockenden hämmern schlicht wie kurz unaufhörlich, die „Sicherungshaft“ hätten doch schon so viele andere Staaten auch, weshalb solle dann Österreich nicht auch die „Sicherungshaft“ haben können dürfen …
Wie gut, daß vor achtzig Jahren Regierungen anderer Staaten nicht mit Hinweis auf das deutsche reich riefen, Deutschland habe ja auch schon sein Auschwitz, weshalb solle dann nicht auch … sein Auschwitz haben können dürfen …
Es muß nicht alles gehabt werden wollen, nur weil es irgendwer schon hat.

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