Das seltsame Anforderungsprofil dieser Anstalt, das Menschen haben müssen, um von dieser zu einem Talg eingeladen zu werden, hat einen Zwilling, das Anforderungsprofil, das Menschen haben müssen, um von dieser Anstalt engagiert zu werden.
Es scheint ein Anforderungsprofil mit nur einem einzigen Kriterium zu sein: die Engagierten müssen einen Namen haben, der mit „Fleisch“ beginnt, vielleicht kann der Name auch auf „fleisch“ enden, wie beispielsweise Hackfleisch. Menschen mit einem solchen Namen, die vielleicht gerade jetzt eine Arbeit, ein Engagement suchen, sollten von sich aus gleich eine Bewerbung an diese Anstalt schicken. Kurz, eine sogenannte Initiativbewerbung also. Eine, die mit einem Satz vollkommen auskommt, in etwa:
Mit meinem Namen Hackfleisch, eine Kopie meines Reisepasses lege ich als Beleg für die Namensechtheit bei, erfülle ich Ihre Anforderung punktgenau und freue mich, von Ihnen engagiert zu werden.
Wie hoch die Chancen eines Engagements sind, wenn „fleisch“ an irgendeiner Stelle im Namen vorkommt, wie zum Beispiel in Rohfleischesser, könnte leicht durch eben eine gleichlautende Initiativbewerbung mit den Namen Rohfleischesserin …
Jedenfalls hat es erst kürzlich ein Mann mit dem Namen Fleischhauer geschafft, engagiert zu werden, also wieder einer, dessen Name mit „Fleisch“ beginnt.
„FOCUS-Kolumnist und Autor Jan Fleischhauer spricht darüber was ihn und was Deutschland bewegt. Ein satirischer Wochen-Rückblick auf die Lage in der Bundesrepublik. Brought to you by ServusTV of Fleischhauer – 9 Minuten netto“
Weshalb ein „satirischer Wochen-Rückblick auf die Lage in der Bundesrepublik“ in einem „österreichischen Privatfernsehsender mit Sitz in Wals-Siezenheim“, nun das wird vielleicht Herr Mateschitz noch in einem Talg Herrn Fleischhacker im Beisein von Herrn Fleischhauer …
„Kolumnist Jan Fleischhauer, der früher für den ‚Spiegel‘ tätig war und aktuell für ‚Focus‘ arbeitet, erhält eine Sendung auf Servus TV. Ab dieser Woche wirft Fleischhauer in ‚9 Minuten Netto‘ einen satirischen Blick auf das aktuelle Geschehen im Nachbarland Deutschland, teilte der Sender mit. ‚Mit Witz, Tempo und einer gehörigen Portion Boshaftigkeit will er dazu anregen, Dinge doch einmal von der anderen Seite zu sehen‘, hieß es in einer Aussendung.“
Bei einem Titel, in dem „netto“ vorkommt, bleibt der Gang in die Küche nicht aus, um die Waage hervorzuholen. Brutto ist „für den Spiegel tätig“. Netto ist „für Focus arbeitet“. Und „9 Minuten“ ist das Leergewicht oder die Tara, die für Gegenstände benötigt wird, die nicht eigenständig gewogen werden können; die Waage zeigt Nullen an.
Nach dem Anhören von 18 Minuten Fleischhauer, also zweimal neun Minuten Fleischhauer vom 7. und vom 16. April ’20. 18 Minuten Fleischhauer zu Corona, zu was sonst denn auch?
Nun. Es soll doch nicht verschwiegen, was in der Bull-Anstalt unter „Witz, Tempo, Boshaftigkeit“ verstanden wird, mit diesem „Witz, mit diesem „Tempo“, mit dieser „Boshaftigkeit“ auch noch dazu „anregen“ soll, „Dinge doch einmal von der anderen Seite …“ Fleischhauer erzählt in diesem seinem unglaublichen „Tempo“, er sitze in Schwabing, von wo aus er die „Dinge doch einmal von der anderen Seite aus“ sieht, er sieht die Dinge also von Schwabing-Freimann mit Blick nach Schwabing-West oder von Schwabing-West mit Blick nach Schwabing-Freimann oder von der Isar zum Schwabinger Bach …
Die für den 20. April 2020 in Deutschland geplanten „Lockerungen der Corona-Regeln“ nennt Fleischhauer „Befreiung“ und als Bildungsbürger weiß er sofort, ach, an diesem Tag war doch, er spricht es aus, des „Führers Geburtstag“. Deshalb regt er an, ganz von der anderen Seite des Eisbachs aus in welche Richtung auch immer gesehen, es doch am „19. April“ …
Nicht hervorgehoben wurde seitens der Bull-Anstalt der fleischhauerische Mut, wenn er beispielsweise eine Impfgegnerin aus Berlin vorführt – „an mein Sarachen laß ich die Spritze nicht ran, Corona hin oder her. Impfen macht Autismus“ -, das ist Mut, hierfür nicht den amerikanischen Großvater im Weißen ….
Ebenfalls nicht hervorgehoben wurde seitens der Bull-Anstalt die fleischhauerische Vergleichssicherheit. Es ist dabei nicht so wichtig, von wo aus Fleischhauer an diesen Vergleich sich zubewegt (es geht um Israel und um einen möglichen Impfstoff aus Israel, wofür doch eine Ausnahme gemacht werden könnte, etwas aus Israel anzunehmen, wie er von einem Gegner Israels sagen hörte): „Liebe Leute, das geht doch gar nicht. Das ist ja so, als ob der Papst in das Bordell gehen würde, weil ihm jemand gesagt hat, daß Sex das Leben verlängere. Gerade in der Krise beweise ich doch Glaubensstärke. Da wirft man doch nicht einfach seine Überzeugung über Bord.“
Nun, bis zum 20. April zurück sattelfest in der Geschichte. Päpste brauchten nie, aus welchen Gründen auch immer, ein Papst brauchte nie in ein Bordell zu gehen, weil … das aber durfte erst vor kurzem in einem Kapitel berichtet werden, in dem es, es gibt in diesen Tagen kein Entkommen, auch um Corona geht, erzählt von Boccaccio …
Ebenfalls nicht hervorgehoben seine Großzügigkeit und Nachsicht, zum Ausdruck gebracht etwa, wenn er sich schützend vor den amerikanischen Großvater setzt, der …
„… in gewisse Schwierigkeiten geraten ist, weil er immer von chinesischem Virus statt von Covid-19 spricht. Das sei total unangemessen den Chinesen gegenüber, heißt es, na ja, ich würd‘ sag, man kann es mit den nationalen Empfindlichkeiten auch ein bisschen übertreiben … und ich glaub‘, man spricht auch noch von der spanischen Grippe …“
Nach dem Anhören von 18 Minuten Fleischhauer, also zweimal neun Minuten Fleischhauer vom 7. und vom 16. April ’20. 18 Minuten Fleischhauer zu Corona, zu was sonst denn auch … kann der Blick nicht und nicht von der Waage abgewendet, so anregend leuchten die …

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