Was wäre das für eine Eierspeise, in das kein Ei von Konrad Paul Liessmann gerührt?
Auch im Falle der Debatte um Denkmäler ist Konrad Paul Liessmann rasch von der Hühnerleiter runter und zu seinem Neste geeilt, um ein Ei zu legen.
Es wurde ein gar großes Ei. Auf dem der gesamte Name von Friedrich Nietzsche allein schon auf der Spitze des Eis, die zuerst sichtbar wird, wenn das Ei aus der Kloake herauskommt, Platz findet, mit dem er „Monumentale Missverständnisse“ … es ist der zurzeitige Bundeskanzler in Österreich zu verstehen, daß er in einem, der auf die Spitze seines Eis den Namen eines Philosophen zu schreiben versteht, selbst einen Philosophen sieht, dem das Bundeskanzleramt als Plattform für ein Philosophicum …
„Zumindest einige dieser Standbilder werden nun gestürzt; wer immer in den Verdacht gerät, am Kolonialismus partizipiert und rassistisch gedacht zu haben, muss hinab: ins Museum, ins Meer, in den Müll. Am besten aber wäre es – die Aktivisten lassen daran keinen Zweifel –, unsere Gegenwart restlos von solchen inkriminierten Monumenten zu befreien.“
Ist auf dem Ei von Liessmann zu lesen. Ach, nur in den „Verdacht gerät, am Kolonialismus partizipiert und rassistisch gedacht zu haben“ … Es sind also bloße Verdächtigungen, denen beispielsweise der mit einer Habsburgerin verheiratete belgische König … Das kann doch keine Untat, kein Verbrechen sein, an etwas zu „partizipieren“. „Partizipiert“ nicht ein jeder Mensch, beispielsweise der brav und fleißig spart, an einer für ihn positiven Zinsentwicklung? Die Höhe der Zinsen legt nicht der Mensch als Sparer fest, er ist da nicht Handelnder, er ist dafür nicht der Verantwortliche, er ist gänzlich unschuldig, er partizipiert lediglich an steigenden wie auch an fallenden Zinsen … Und daß ein Mensch „rassistisch gedacht“ habe und denke, das kann tatsächlich nur eine Verleumdung sein. Denn. Wer kann je beweisen, daß ein Mensch rassistisch denkt, wenn er es nicht aufschreibt und vor allem nicht öffentlich verbreitet?
„Die Demolierung von Denkmälern gehört zum politischen Geschäft, nach jeder Revolution, nach jedem Umsturz wurden die steinernen Repräsentanten des alten Regimes geschleift.“
Ist auf dem Ei von Liessmann zu lesen. Wie wahr. Aber ebenso gehört es zum „politischen Geschäft“, Denkmäler zu errichten. Gerade in Wien in Österreich steht für dieses Errichten von Denkmälern für das parteipolitische Geschäft exemplarisch ein Mahnmal …
„Ganz froh will man ob dieses Furors nicht werden. Der Bildersturm, aus welchen religiösen oder ideologischen Motiven er auch entfesselt wird, ist Ausdruck eines Ressentiments, einer ohnmächtigen Wut, die sich einmal in den Rausch der Macht verwandeln will. Hinter dieser Symbolpolitik steckt ein paranoid gebannter Blick auf die Vergangenheit, bereit, alles wieder und immer wieder zu durchleuchten, stets auf der Suche nach Ideen, Taten und Werken, die dem heutigen Wissensstand und aktuellen ethischen Standards nicht genügen, um dann die Toten mit einer triumphalen Geste der moralischen Überlegenheit noch einmal zu töten. Der Glaube, dass es für die Vergangenheit nur ein einziges Kriterium gebe, an dem sie gemessen werden darf, führt zu einer fatalen Geschichtsblindheit und bleibt ex negativo jener verklärenden Haltung verhaftet, über die sich Nietzsche mokierte. Der Hochmut, der sich in der Annahme zeigt, dass alle Geschlechter vor uns irrten, ist ein monumentales Missverständnis. Nicht zuletzt wir selbst sind das Resultat dieser Irrtümer. Wir werden weder zu besseren Menschen, noch schaffen wir eine bessere Welt, wenn wir diese von allen Dokumenten reinigen, die uns daran erinnern könnten, dass die Geschichte keine moralische Anstalt ist. Eine minimale Bildung, die in der digitalen Informationsgesellschaft rarer denn je geworden ist, genügte, um all die verwitterten steinernen oder bronzenen Könige, Fürsten, Feldherren, Condottieri, Eroberer, Entdecker, Händler, Dichter und Denker dort zu belassen, wo sie nun einmal stehen.“
Was auf ein Ei alles gemalt werden kann. Im Rausch des Eierlegens darf und kann wohl nichts zurückgehalten werden, muß alles ausgedrückt werden … Zu diesem liessmannschen Abschnitt muß nichts angemerkt werden, dieser offenbart selbst alles, was hierzu gedacht werden kann. Nur zu den „Dokumenten“ soll etwas ergänzt werden. Es soll die „Welt“ nicht „von allen Dokumenten“ gereinigt werden, die „uns daran erinnern könnten, dass die Geschichte keine moralische Anstalt ist“. Die „Dokumente“ wuchern auch nicht auf Plätzen und Straßen, sondern die Denkmäler sind es. Es geht um Denkmäler und auch um Straßennamen. Und es wäre wohl schon viel erreicht, wären die erklärenden „Dokumente auf zu Denkmälern und zu Straßenschildern hinzugenagelten Tafeln genauer, deutlicher …
Und auch auf diesem Ei wieder die Legende von der „Unbildung“ … Gab es je, einfach wie kurz gesagt, in der Geschichte der Menschheit mehr gebildete Menschen als in der Gegenwart? Wen hatte Liessmann vor Augen, als er auf sein Ei das von der „minimalen Bildung“ schrieb? Jene, die ihn nun als „Experten“ einladen? Unterrichtete der eierlegende Lehrer jahrzehntelang nur sich selbst, keinen einzigen Schüler, war in all den Jahrzehnten nicht wenigstens eine Schülerin in seinem Klassenzimmer zugegen, wenn er …?
„Doch keine Weltgeschichte ohne Ironie. Warum nur Denkmäler stürzen, warum nicht auch welche errichten? Erst vor kurzem erhielt eine linksextreme Splittergruppe die Erlaubnis, in einer deutschen Stadt eine originale Lenin-Statue aus den dreissiger Jahren aufzustellen. Der Revolutionär hat ein blutiges Terrorregime errichtet und die Fundamente für eine der grausamsten Diktaturen des 20. Jahrhunderts gelegt – in diesem Fall spricht das offenbar nicht gegen ein monumentales Gedenken, der mediale Sturm der Entrüstung zumindest blieb aus. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Das Coronavirus hat die Aufstellung vorerst verhindert. So gnädig wird die Natur mit uns nicht immer verfahren.“
Es ist keine „Splittergruppe“, wie es auf dem liessmannschen Ei steht, sondern eine Kleinpartei, extremistisch wie in Österreich etwa die für kurz gewesene Partei, nur mit anderen Idolen … Und das mit der „Erlaubnis“, nun, es geht in Gelsenkirchen nicht um „Erlaubnis“, wie ein eierlegender Lehrer es nur verstehen kann, daß etwas erlaubt werden müsse …
„Die linksextremistische Partei MLPD verstößt mit dem Bau der Lenin-Statue vor ihrer Zentrale in Gelsenkirchen nicht gegen den Denkmalschutz. Das entschied das OVG Münster.
Entscheidung zum Denkmalschutz gefallen
Das Oberverwaltungsgericht Münster hat am Dienstag (10.03.2020) entschieden, dass der Denkmalwert des Baudenkmals durch die Aufstellung der Staute nicht herabgesetzt werde. Die Vorschriften des Denkmalschutzgesetzes würden nicht dazu dienen, das jeweilige Denkmal in den Fokus der Aufmerksamkeit eines zufälligen Betrachters zu rücken. Sie böten dementsprechend keine Handhabe, die nähere Umgebung des Denkmals generell von allem freizuhalten, was Aufmerksamkeit erwecken könnte. Zudem sei für die Aufstellung der Lenin-Statue keine denkmalrechtlihce Erlaubnis erforderlich. Damit wies das OVG die Beschwerde der Stadt gegen eine Entscheidung des Gelsenkirchener Verwaltungsgerichts zurück. Der Beschluss des Oberverwaltungsgerichts ist unanfechtbar.
Entscheidung des Gelsenkirchener Verwaltungsgerichts
Das Verwaltungsgericht hatte am Donnerstag (05.03.2020) entschieden, dass der von der Stadt Gelsenkirchen verhängte Baustopp für das Lenin-Denkmal aufgehoben ist. Damit darf die linksextremistische MLPD die 2,15 Meter hohe Statue des ehemaligen russischen Kommunisten und Revolutionärs Wladimir Iljitsch Lenin vor ihrer Bundesparteizentrale aufbauen.
Gericht wies Argumentation der Stadt zurück
Laut Gericht hatte die Stadt sich gegen die Aufstellung der Statue ausgeprochen, weil diese das Erscheinungsbild eines auf demselben Grundstück gelegenen Baudenkmals beeinträchtige. Aus Sicht der Stadt würde dafür die erforderliche denkmalschutzrechtliche Erlaubnis fehlen.“
Und wieder einmal nichts Neues vom eierlegenden Lehrer, mit seiner hohen Bildung für die Feste …
Es werden unentwegt Denkmäler errichtet, auch in Wien in Österreich. Aber was für ein Unterschied zwischen Wien und Gelsenkirchen! Die Stadt Gelsenkirchen hat es wenigstens versucht, ein derartiges Denkmal zu verhindern.
In Wien, in Österreich wurde das Errichten des Denkmals auf der Mölker Bastei bildungsgemäß und geschichtsergeben hingenommen …
Das Erste, was auf diesem Ei des Konrad Paul Liessmann zu lesen ist, ist die Belehrung mit Friedrich Nietzsche. So soll hier das Letzte ein Hinweis auf Friedrich Nietzsche sein, ein Zitat ebenfalls aus dem Buch, auf das sich der eierlegende Lehrer bezieht, in dem von den „erschöpften Hennen“ erzählt wird, die mehr und mehr „gackern“, je öfter sie „Eier legen“, die dabei aber „immer kleiner“ …
Nein, ein solches überschwemmendes, betäubendes und gewaltsames Historisiren ist gewiss nicht für die Jugend nöthig, wie die Alten zeigen, ja im höchsten Grade gefährlich, wie die Neueren zeigen. Nun betrachte man aber gar den historischen Studenten, den Erben einer allzufrühen, fast im Knabenalter schon sichtbar gewordenen Blasirtheit. Jetzt ist ihm die „Methode“ zu eigener Arbeit, der rechte Griff und der vornehme Ton nach des Meisters Manier zu eigen geworden; ein ganz isolirtes Capitelchen der Vergangenheit ist seinem Scharfsinn und der erlernten Methode zum Opfer gefallen; er hat bereits producirt, ja mit stolzerem Worte, er hat „geschaffen“, er ist nun Diener der Wahrheit durch die That und Herr im historischen Weltbereiche geworden. War er schon als Knabe „fertig“, so ist er nun bereits überfertig: man braucht an ihm nur zu schütteln, so fällt einem die Weisheit mit Geprassel in den Schooss; doch die Weisheit ist faul und jeder Apfel hat seinen Wurm. Glaubt es mir: wenn die Menschen in der wissenschaftlichen Fabrik arbeiten und nutzbar werden sollen, bevor sie reif sind, so ist in Kurzem die Wissenschaft ebenso ruinirt, wie die allzuzeitig in dieser Fabrik verwendeten Sclaven. Ich bedaure, dass man schon nöthig hat, sich des sprachlichen Jargons der Sclavenhalter und Arbeitgeber zur Bezeichnung solcher Verhältnisse zu bedienen, die an sich frei von Utilitäten, enthoben der Lebensnoth gedacht werden sollten: aber unwillkürlich drängen sich die Worte „Fabrik, Arbeitsmarkt, Angebot, Nutzbarmachung“ – und wie all die Hülfszeitwörter des Egoismus lauten – auf die Lippen, wenn man die jüngste Generation der Gelehrten schildern will. Die gediegene Mittelmässigkeit wird immer mittelmässiger, die Wissenschaft im ökonomischen Sinne immer nutzbarer. Eigentlich sind die allerneuesten Gelehrten nur in Einem Punkte weise, darin freilich weiser als alle Menschen der Vergangenheit, in allen übrigen Punkten nur unendlich anders – vorsichtig gesprochen – als alle Gelehrten alten Schlags. Trotzdem fordern sie Ehren und Vortheile für sich ein, als ob der Staat und die öffentliche Meinung verpflichtet wären, die neuen Münzen für eben so voll zu nehmen wie die alten. Die Kärrner haben unter sich einen Arbeitsvertrag gemacht und das Genie als überflüssig decretirt – dadurch dass jeder Kärrner zum Genie umgestempelt wird: wahrscheinlich wird es eine spätere Zeit ihren Bauten ansehen, dass sie zusammengekarrt, nicht zusammengebaut sind. Denen, die unermüdlich den modernen Schlacht- und Opferruf „Theilung der Arbeit! In Reih, und Glied!“ im Munde führen, ist einmal klärlich und rund zu sagen: wollt ihr die Wissenschaft möglichst schnell fördern, so werdet ihr sie auch möglichst schnell vernichten; wie euch die Henne zu Grunde geht, die ihr künstlich zum allzuschnellen Eierlegen zwingt. Gut, die Wissenschaft ist in den letzten Jahrzehnten erstaunlich schnell gefördert worden: aber seht euch nun auch die Gelehrten, die erschöpften Hennen an. Es sind wahrhaftig keine „harmonischen“ Naturen: nur gackern können sie mehr als je, weil sie öfter Eier legen: freilich sind auch die Eier immer kleiner (obzwar die Bücher immer dicker) geworden. Als letztes und natürliches Resultat ergiebt sich das allgemein beliebte „Popularisiren“ (nebst „Feminisiren“ und „Infantisiren“) der Wissenschaft, das heisst das berüchtigte Zuschneiden des Rockes der Wissenschaft auf den Leib des „gemischten Publicums“: um uns hier einmal für eine schneidermässige Thätigkeit auch eines schneidermässigen Deutschen zu befleissigen. Goethe sah darin einen Missbrauch und verlangte, dass die Wissenschaften nur durch eine erhöhte Praxis auf die äussere Welt wirken sollten. Den älteren Gelehrten-Generationen dünkte überdies ein solcher Missbrauch aus guten Gründen schwer und lästig: ebenfalls aus guten Gründen fällt er den jüngeren Gelehrten leicht, weil sie selbst, von einem ganz kleinen Wissens-Winkel abgesehen, sehr gemischtes Publicum sind und dessen Bedürfnisse in sich tragen. Sie brauchen sich nur einmal bequem hinzusetzen, so gelingt es ihnen, auch ihr kleines Studienbereich jener gemischt-populären Bedürfniss-Neubegier aufzuschliessen. Für diesen Bequemlichkeitsakt praetendirt man hinterdrein den Namen „bescheidene Herablassung des Gelehrten zu seinem Volke“: während im Grunde der Gelehrte nur zu sich, soweit er nicht Gelehrter, sondern Pöbel ist, herabstieg.

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