Was der zurzeitige Bundeskanzler in Österreich in der letzten Pressestunde im österreichischen Fernsehen am letzten Sonntag sagte, erfüllt Herbert Kickl mit Stolz, vielleicht sogar mit dieser inniglichen Liebe, wie diese Väter nicht selten ihren Söhnen aufdrängen.
Freilich kann Herbert Kickl seinen Stolz und seine Liebe nicht offen zeigen. Das fällt Männern dieser Gesinnung schwer. Ihren Stolz und ihre Liebe, so verletztlich sind sie, verbergen diese liebenden Männer allzu oft hinter brummendem Tadel. So wohl auch Herbert Kickl. Er tadelt Sebastian Kurz ob seiner „Wortwahl“, die „wirklich beschämend“ sei – „Menschen aus dem Verkehr zu ziehen“ …
Für sich aber im Stillen, wird es ihn mit Stolz freuen, nun ist er doch noch erwachsen geworden, hat die Gesinnungsprüfung bestanden, aufgenommen als gesinnungsgefestiger Mann in den Kreis gesinnungsgefestigter Männer.
Vielleicht hatte Herbert Kickl schon Sorge, wie ein treusorgender Vater, er werde den Sprung zum Manne seines Schlages … aber es wäre doch eine müßige Sorge gewesen. Denn er hat es spät, aber doch geschafft. „Menschen aus dem Verkehr zu ziehen.“ Das mußte ihm nicht mehr vorgeschrieben werden, das hat er sich ganz alleine ausgedacht. Und damit seine Initiation bestanden.
Die Spruchlehre, durch die er so viele Jahre gegangen ist, hat gefruchtet, seine Lehrherren, zu denen sich auch Herbert Kickl zählen darf, haben letztlich aus ihrem Lehrling doch noch einen Gesellen ihrer im österreichischen Alltag gelebten Gesinnungskultur gemacht.
Vielleicht ist bei allem Stolz und aller Liebe auch Neid dabei. Deshalb dies wohl auch ausgedrückt durch den Tadel, nicht nur um sich davor zu schützen, verletzt zu werden, sondern auch den Neid zu verbergen. Den Neid darauf, daß dem Lehrling dieser Spruch eingefallen ist und nicht dem vor Jahrzehnten schon zum Gesellen gewordenen Herbert Kickl. „Menschen aus dem Verkehr zu ziehen.“ Herbert Kickl weiß um die Klasse, um die Verwendbarkeit dieses Spruches, oh, wie hätte er selbst in der Vergangenheit diesen Spruch einsetzen können, gegen …
Dabei, was für ein dankbarer Spruch, was für ein mannigfach einsetzbarer Spruch. „Menschen aus dem Verkehr zu ziehen.“ Und auch so ein eleganter Spruch. Mit diesem Spruch kann auf eine rohe Sprache gänzlich verzichtet werden, die Menschen wissen sofort, was damit gemeint ist, wissen sofort, woran sie sind.
„Menschen aus dem Verkehr zu ziehen.“ Die Menschen wissen anhand von vielen Beispielen, wann und gegen wen diese Formulierung korrekt angewandt wird, sie wissen sofort, es handelt sich, wenn etwas aus dem Verkehr gezogen werden soll, um nichts Gutes. Es fallen ihnen sofort die fahruntüchtigen und lebengefährdenden Fahrzeuge ein, die aus Sicherheitsgründen aus dem Verkehr zu ziehen sind, es fallen ihnen die gefälschten Markenwaren ein, die aus dem Verkehr zu ziehen sind, es fallen ihnen die ökologisch höchst bedenklichen Produkte ein, die aus dem Verkehr zu ziehen sind. Auch veraltete Browser, die aus dem Verkehr zu ziehen sind. Und wenn in bezug auf Menschen davon gesprochen wird, sie seien aus „dem Verkehr zu ziehen“, dann fallen ihnen sofort die Wiederholungstäter ein, deren krimineller Verkehr zu verhindern ist, indem sie aus dem Verkehr zu ziehen sind, es fallen ihnen die Attentäterinnen ein, von denen oft gesagt wird, nach dem sie gemordet haben, ihre Taten hätten verhindert werden können, wären sie rechtzeitig aus dem Verkehr gezogen worden …

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