Besinnliches zum Advent

Es ist der günstigste Augenblick, Palinurus zu zitieren.

Zur allerletzten Weihnacht.

Ihn nicht nur zu zitieren, sondern ihn zu ergänzen. Weil so recht passend zum allerletzten Weihnachtsfeste.

„Was würden wir von Hundeklöstern halten? Von Einsiedlerkatzen, vegetarischen Tigern? Von Vögeln, die sich die Flügel ausreißen, von Stieren, die weinend Buße tun?“

Von Eseln, die in Erinnerung an das Werfen eines Kalbs in einem Stall ein Eselleben lang Jahr für Jahr Krippen zur Anbetung eines Kindes aus der Familie der Kühe bauen?

Würden die Esel es damit rechtfertigen? Ja, es ist ein Kalb, aber es ist ein besonderes Kalb. Und es steht geschrieben, ein Esel sein Erzeuger. Mit ihm ward Gott mit dem gepriesenen Vornamen Allah Jehova irdisches Fleisch. Und an die überlieferten Beschreibungen, die berichten, wie gut so ein Stück saftigen Fleisches schmecken kann, denkend, würde der Tiger seinem Vegetarismus wohl noch einmal überdenken.

Was würden wir vom Disput zwischen Esel und Ochs halten, zu dem es doch unweigerlich kommen muß? Der Ochs, der dem Esel entgegenhält. Was Palinurus dem gläubigen Menschen entgegenhielt.

„Wenn ich die Masse von Schuld und Reue betrachte, die ich durchs Leben schleppe wie einen Kübel Unrat und die durch das gerinste Tun, aber auch durch das harmloseste Vergnügen vermehrt wird, erscheint mir der Mensch als das biologisch untauglichste und desorganisierteste aller Lebewesen. Warum erreicht er eine Lebensdauer von siebzig Jahren, wenn er sie schon durch sein bloßes Dasein unrettbar vergiftet? Warum wirft er das Gewissen von sich wie eine tote Ratte, die im Brunnen verwest?

Die Forderung, daß wir uns vom Ich lösen sollen, bietet keine Antwort. Religionen wie Christentum und Buddhismus sind verzweifelte Strategien des Scheiterns – des menschlichen Scheiterns am Menschsein. Als Zuflucht vor dem Problem, vor der Schuld mögen sie willkommen sein, aber als Offenbarung unseres Schicksals können sie sich nicht erweisen. Was würden wir von Hundeklöstern halten? Von Einsiedlerkatzen, vegetarischen Tigern? Von Vögeln, die sich die Flügel ausreißen, von Stieren, die weinend Buße tun?

Dennoch: Erbsünde, welch ein Unsinnn! Die Vertreibung aus dem Paradies … der Sündenfall, wie in der Bibel beschrieben, ist viel eher der Sündenfall Gottes.

Aber eine Rückkehr zum Christentum kann es nicht geben, auch kann ich kein Wahrheitsgebäude bewohnen, das auf Falschheit erbaut ist. Die Widersprüche drängen hervor, daher die Schreckensbilanz der Kirche, die ’nicht Frieden bringt, sondern das Schwert‘ – ihre Verfolgungen, ihre Begehrlichkeiten, ihre Heuchelei, ihr Rückwärtsgewandtsein. All das liegt in ihrer Natur, der Natur einer mißgünstigen, weltlichen und dogmatischen Körperschaft; und dieser Natur wegen hat die Kirche immer, wenn sie stark genug dazu war, ihren geistlichen Anspruch verraten.“

Es muß einbekannt werden, ohne die allerletzten Weihnachten wäre dies Besinnliche nicht zuteil geworden, ohne die Ruhe, ohne das Friedliche der Adventzeit wäre dies Besinnliche nicht zu seinem Recht gekommen.

Zu danken ist dies der seligen Ausstrahlung eines jungen Mannes, bei dessen Anblick es wohl einem jeden Menschen so ergehen muß, auf das Wichtige, auf das Wesentliche zurückgeworfen zu werden, zur Einkehr.